Klassentreffen. Na, hört ihr die Begeisterung in meiner Stimme? Ich bin wirklich zwiegespalten was das Treffen heute Nachmittag angeht, aber ich habe zugesagt und werde deshalb auch nicht kneifen. Auf der einen Seite freue ich mich wirklich all die Lete wieder zu sehen und rauszufinden wer sich wie entwickelt hat, aber dann gab es da auch noch ihn. Ich weiß nicht, ob er wirklich vorbeikommt, schließlich ist er Profisportler und hat doch eigentlich keine Zeit für solche Treffen, oder?
Er befinde sich mittlerweile in Deutschland, in Magdeburg, um genauer zu sein und da kann er doch nicht einfach mal ins Flugzeug steigen und nach Island fliegen. Er wird nicht auftauchen, ich kann es mir zumindest nicht vorstellen. Direkt, nachdem wir unseren Abschluss hatten, ist er schließlich auch einfach abgehauen und nicht wieder aufgetaucht.
Lediglich seine Freundin und seine Familie haben ihn bei Besuchen noch zu Gesicht bekommen, seine Freunde hat er scheinbar vergessen. Wobei, eher hat er mich vergessen. Gerade in den letzten Jahren unserer Schulzeit haben wir uns ziemlich gut verstanden und wenn ich ehrlich bin, stand ich sogar eine ziemlich lange Zeit lang auf ihn.
Eigentlich dachte ich zu dem Zeitpunkt auch das er meine Gefühle erwidert, aber offensichtlich war dem nicht so. Nach etlichen Übernachtungen, ständigem Kuscheln und, meiner Meinung nach, vielen Dates, wollte ich eigentlich Klarheit haben. Ich hatte mich an diesem sonnigen Nachmittag auf den Weg zu ihm gemacht und wollte mit ihm über meine Gefühle reden, aber dazu kam ich gar nicht.
In dem kleinen Vorgarten seines Hauses stand er nämlich mit einem der beliebten Mädchen und die beiden sahen verdammt vertraut miteinander aus. Seine Hand lag an ihrer Wange und als ich sah, wie er sich langsam vorgebeugt hat, bin ich schnurstracks umgedreht und in einer kleinen Gasse verschwunden.
Natürlich habe ich die Szene am nächsten Tag nicht angesprochen, aber das brauchte ich auch gar nicht, denn Gisli hat mir alles freudenstrahlend erzählt. Als gute Freundin habe ich natürlich meine Glückwünsche bekundet, aber innerlich ist etwas in diesem Moment etwas in mit zerbrochen.
In diesem Moment habe ich beschlossen das ich aufhören würde diese tote Blume zu Gießen, denn der Gedanke das sie wieder wachsen wird war falsch. Die Blume steht übrigens für die Gefühle, die ich zwischen mir und Gisli gesehen habe, aber offensichtlich gab es da ja keine.
Als ich an der Location ankomme, lasse ich meinen Blick einmal über alle Leute gleiten und atme erleichtert auf, denn Gislis blonden Schopf kann ich nirgendwo entdecken. Wobei, wirklich aussagekräftig ist das mit der Haarfarbe nicht, denn schließlich sind bestimmt mehr als 90% der anwesenden Personen blond. Dennoch, er ist, zu meinem Glück, nicht hier.
Der Tag wird später und ich habe viele lustige Gespräche geführt. Den ein oder anderen habe ich schon lange nicht mehr gesehen und habe mich deswegen umso mehr gefreut das ich sie heute wiedergesehen habe. Als es langsam dämmert, setze ich mich ein wenig von den anderen ab und lasse mich auf einem kleinen Steg in der Nähe nieder, denn das Treffen fand an einem See statt.
Irgendwann höre ich leise Schritte, die über das knarzende Holz auf mich zukommen, aber ich drehe mich nicht um und lasse mich überraschen wer sich da zu mir gesellt. Ein warmer Körper lässt sich neben mir nieder und als mir der bekannte Geruch in die Nase steigt, versteife ich mich. Das ist Gisli, kein anderer riecht so vertraut nach Heimat und Geborgenheit.
Demonstrativ verschränke ich die Arme vor der Brust und drehe meinen Kopf von ihm weg. Er soll ruhig merke das er sich in den letzten Jahren scheiße verhalten hat. Gisli seufzt leise, beschließt dann aber doch etwas zu sagen.
"Hallo Maya." sind seine Worte und ich warte noch einen Moment, ob er noch etwas sagt, aber offensichtlich war es das auch schon wieder. Aufgebracht drehe ich mich um und sehe ihn mit blitzenden Augen an.
"Das sind deine Worte, nachdem du mich die letzten Jahre ignoriert hast? Das kann doch nicht dein Ernst sein!" fauche ich ihn an, was dazu führt das er merklich zusammenzuckt. Jetzt sehe ich ihn das erste Mal richtig an und muss schlucken. Verdammt, warum kann er nicht einfach hässlich geworden sein? Er sieht gut aus, verdammt gut.
"Es tut mir leid okay?" sagt er dann und versucht meinen Blick aufzufangen.
"Das macht es nur bedingt besser." sage ich kühl und blicke über den dunklen See.
"Ich weiß das ich ein Arsch war oder auch bin, aber ich dachte es wäre so einfacher für uns beide." versucht er sich zu erklären, macht meine Laune damit aber eher schlechter."Einfacher? Verdammt Gisli! Du hast mich hier einfach allein gelassen." bricht es aufgebracht aus mir heraus und ich ziehe zitternd die Luft ein. Ich möchte ungern weinen, aber die Gefühle übermannen mich gerade.
"Es tut mir so leid." haucht er ganz leise und ich kann hören das auch er mit der Fassung ringt.Nach einem tiefen Atemzug straffe ich meine Schultern und versuche dann das Thema zu wechseln, um von der Situation abzulenken. Natürlich bin ich wütend auf ihn, aber ich weiß nicht, wie lange er im Land ist und deshalb beschließe ich heute lieber nett zu ihm zu sein. Anschreien kann ich ihn dann immer noch.
"Wie ist es dir in den letzten Jahren ergangen?" frage ich dann aus dem Nichts heraus, was Gisli dazu veranlasst überrascht den Kopf zu heben.
"Wie? Maya." sagt er zunächst verwirrt, dann mit einem sanften Unterton. Er weiß genau das ich nur ablenke, aber ihm ist auch bewusst das ich mich niemals von meiner Strategie ablenken lassen würde, also geht er seufzend darauf ein."Es hätte besser laufen können. Ich hatte ziemliches Pech mit meinen Schultern und musste ein paar mal operiert werden." murmelt er traurig und ich weiß genau, dass es ihn fertig macht, nicht 100% geben zu können.
"Das wird schon wieder." sage ich mit einem aufmunternden Lächeln und auch wenn diese Worte recht lasch sind, zaubern sie Gisli ein Lächeln aufs Gesicht."Wie sieht es bei dir aus? Freund, Verlobter, Kinder?" grinst er frech und stupst mich mit der Schulter an. Lachend schubse ich ihn zurück und schüttele den Kopf.
"Nichts von alle dem ist in den letzten Jahren passiert." stelle ich klar und Gisli bekommt große Augen."Wie, du hattest keinen Freund?" fragt er schon fast entsetzt und wenn der Gedanke daran nicht so schmerzhaft wäre, dann hätte ich über sein Gesicht sogar gelacht.
"Ich hatte jemandem im Blick, aber der wollte mich nicht." sage ich und habe einen bitteren Unterton in der Stimme."Was für ein Idiot. Du bist heiß, ich hätte dich sofort genommen." meint er dann und plustert sich ein wenig auf. Dann fallen seine Schultern wieder ein bisschen zusammen. Das seine Worte mir verdammt weh tun, bemerkt er nicht, sondern er wendet sich mit mir nur schüchternem Blick zu mir.
"Ich hatte nie eine Chance bei dir, oder?" fragt er dann und beißt sich auf die Lippe. Jetzt kann ich meine Maske für einen Moment nicht mehr halten und mir fällt alles aus dem Gesicht. Nur für eine Sekunde, dann habe ich mich wieder unter Kontrolle.
"Das ist der traurige Teil, du hattest mal eine." meine ich dann leise und wage es nicht ihn anzusehen. Er schnappt nach Luft und ich denke schon das er jetzt verschwindet, aber er flucht nur leise.
"Verdammt, ich habe es verbockt, oder?" fragt er ein wenig ängstlich und auch wenn es in meinem Herzen schmerzt, spreche ich die nächsten Worte aus."Vermutlich."
Offenes Ende, weil ich das irgendwie gut fand :D
Freunde meine Ideen für Spieler gehen flöten und vielleicht generell auch. Irgendwelche Vorschläge?
Gruß
WOLKE <3
DU LIEST GERADE
Handball One-Shots
FanfictionOne-Shots mit unseren Lieblingen in den verschiedensten Situationen. Wünsche und Kritik werden gerne angenommen. Viel Spaß WOLKE