Du spinnst doch!- Uwe Gensheimer

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Für @smilladh hoffe es gefällt dir :)
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Was für ein perfekter Tag es doch ist. Die Sonne scheint und es ist dennoch nicht zu heiß, sodass man sich gut draußen aufhalten kann. Genießerisch strecke ich mein Gesicht in Richtung der wärmenden Sonnenstrahlen. Doch meine Ruhe wird kurt darauf von der Stimme meines Freundes, welche fordernd meinen Namen ruft.

„Smilla, auf geht's. Lass uns was unternehmen."

Grimmig drehe ich mich auf den Bauch und bleibe einfach liegen. Das kann er sich abschminken. Da hat dieser Kerl endlich mal einen Tag frei und statt mit mir gemeinsam entspannen, will er wieder irgendetwas hirnrissiges unternehmen.

„Ach komm schon." Höre ich ihn schmollen. „Ich will an diesem sonnigen Tag nicht drinnen versauen. Das mache ich in der Halle schon oft genug. Wir können doch irgendetwas cooles unternehmen." Redet Uwe weiter auf mich ein.

Skeptisch sehe ich ihn an. „Was wäre denn deiner Meinung nach etwas cooles?" Ich kenne Uwe, schließlich sind wir jetzt schon einige Zeit zusammen und seine Definition von cool ist manchmal etwas gewöhnungsbedürftig. Uwe grinst mich schief an und sagt dann voller Überzeugung.

„Du wirst es lieben."

„Das bezweifle ich." Ist mein direkter Widerspruch, denn wie gesagt, was Uwe cool findet ist für andere einfach nur eine Tortur. „Lass uns doch einfach ein wenig entspannen." Schlage ich stattdessen vor, schließlich ist Uwe oft genug unter Strom, wenn er mal wieder durch die Halle flitzt.

„Entspannung ist für Langweiler." Beschließt Uwe vergnügt und zieht mich von der Sonnenliege auf die Füße.

„Dann bin ich gerne langweilig." Murre ich, gebe dann allerdings nach. Nachdem ich Uwe gefragt habe, wo es denn jetzt hin gehen soll und er mir darauf nur eine recht kryptische Antwort gegeben hat, begebe ich mich ins Badezimmer. Laut Uwe soll ich mir Kleidung anziehen, die bequem ist, allerdings auch dreckig werden darf.

„Manchmal hasse ich dich." Gebe ich trotzig von mir, als wir das Haus schließlich verlassen und zum Auto gehen. Allerdings sind Uwe meine Worte relativ egal, denn er grinst nur zufrieden vor sich hin.

Die Fahrt, welche ewig dauert, führ uns ins Nichts. Also wirklich, langsam, habe ich das Gefühl Uwe will mich umbringen und meine Leiche dann irgendwo hier vergraben. Diesen Gedanken teile ich Uwe auch mit und er fängt vergnügt an zu Lachen.

„Nein, ich möchte dich nicht umbringen." Fängt er, immer noch lachend, an zu reden. „Wir sind übrigens da." Verkündet er dann und hält den Wagen an. Neugierig sehe ich aus dem Fenster, kann allerdings nichts außer Bäume und Erde entdecken.

„Und hier machen wir was?" Noch immer klingt meine Stimme absolut nicht begeistert und ich weiß wirklich nicht, auf was ich mich da eingelassen habe.

„Ach Smilla, jetzt hab doch nicht so schlechte Laune." Uwes Stimme ist ruhig und jeder andere hätte vermutlich schon lange aufgegeben mich davon zu überzeugen das dieser Ausflug toll wird, aber nicht Uwe, der mach immer weiter.

„Was machen wir den tolles?" Frage ich ihn, nun mit einem gefakten Lächeln auf den Lippen und betont fröhlich, was er nur mit einem Trockenen „Haha" kommentiert.

„Wir versuchen uns im Geo-Caching. Ich dachte das könnte Spaß machen."

Erst will ich einen weiteren doofen Spruch bringen, aber das aufgeregte Glitzern in Uwes Augen hält mich davon ab. Er scheint sich wirklich auf diesen Spaziergang zu freuen und vielleicht sollte ich dem ganzen nicht ganz so skeptisch gegenüberstehen.

„Das wird bestimmt cool." Lächle ich also nur sanft und schlucke all meinen Ärger über diesen Ausflug runter. Zufrieden sieh mich Uwe an und dann machen wir uns schon auf den Weg zu den ersten Koordinaten.

Nachdem wir schon einige Punkte abgearbeitet haben und ein kleines Picknick als Stärke zu uns genommen haben, muss ich zugeben das dieser Tag grandios ist. Geo-Caching macht unglaublich viel Spaß und Uwe und ich meistern die verschiedenen Aufgaben gemeinsam. Mittlerweile sind wir schon bei unserem letzten Punkt angekommen und suchen nach dem Versteck der letzten Box. Auf einmal tippt Uwe mich an und ich wende mich mit fragendem Blick zu ihm um.

„Ich glaube ich habe das letzte Versteck gefunden." Grinst er und zeigt auf eine Felswand. Wenn man diese nach oben klettern würde, dann würde man auf eine kleine Plattform gelangen. Mit geweiteten Augen drehe schüttele ich den Kopf.

„Du spinnst doch! Da klettere ich niemals im Leben hoch!"

Uwe zieht seine Lippen sofort wieder zu einem kleinen Schmollmund, den er während des Ausflugs kein einziges mal zum Einsatz gebracht hat und setzt zum Sprechen an. Allerdings unterbreche ich ihn, bevor auch nur ein Wort seine Lippen verlassen kann.

„Vergiss es." Mit verschränkten Armen sehe ich ihn an und kneife zur Verdeutlichung die Augen zusammen. Ich klettere doch nicht ungesichert eine Felswand irgendwo im Nirgendwo hinauf.

„Bitte?" Bettelt Uwe trotzdem. „Mein Trainer tötet mich, wenn ich mich dabei verletze und außerdem stehe ich doch die ganze Zeit hier unten und passe auf dich auf."

Ich zögere noch für einen Moment, gebe mich dann allerdings doch geschlagen und trotte zu der Felswand hinüber. Hoffentlich werde ich das nicht bereuen.

„Ich hasse dich." Brumme ich noch in Uwes Richtung und beginne dann langsam meinen Weg die Felswand hinauf.

„Du wiederholst dich." Erwidert er nur trocken und ich verdrehe meine Augen, auch wenn ich mir das Lächeln nicht verkneifen kann. Vorsichtig klettere ich Stück für Stück die Steine hinauf und prüfe immer doppelt, ob der gewählte Punkt mein Gewicht auch trägt.

„Netter Ausblick." Ruft Uwe da plötzlich von unten zu mir hoch und ich weiß für einen Moment nicht, ob ich über seine Aussage lachen oder fluchen soll.

„Arsch." Ist deshalb meine simple Erwiderung, die er natürlich sofort kommentiert. „Genau den meine ich." Das bringt uns beide zum Lachen und ich habe für einen Moment Mühe mich an der Felswand festzuhalten, kann mich dann aber schnell genug wieder beruhigen.

Flink überwinde ich die letzten Meter und ziehe mich auf die Plattform. Nach kurzer Suche entdecke ich die Schatulle in einem Felsspalt und ziehe diese heraus.

„Ich habe sie gefunden." Rufe ich hinab, damit Uwe auch bescheid weiß, der mich vom Waldboden aus angrinst.

„Super, dann trag uns mal ins Buch ein."

Mit dem beiliegenden Stift in der Hand schlage ich eine freie Seite auf und schreibe unsere Namen mit einem kleinen Herz dahinter auf das Papier. Schnell ist das Buch wieder verstaut und ich kann mich wieder an den Abstieg machen. Dieser geht glücklicherweise ohne Sturz glatt und so komme ich ohne Kratzer unten an. Uwe schließt mich, direkt als meine Füße den Boden berühren, in seine Arme.

„Was sagst du? So schlimm war es doch jetzt gar nicht, oder?"

Zunächst tue ich so, als ob ich lange über meine Antwort nachdenken muss, einfach um Uwe ein wenig zu ärgern, allerdings erlöse ich ihn dann doch.

„Du hattest recht, der Tag war wunderschön." Anschließend drücke ich ihm noch einen langen Kuss auf die Lippen und der Tag hat so sein perfektes Ende gefunden. 

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