Wütend knalle ich einen Ball nach dem anderen unter die Latte, um meinem Frust freien Lauf zu lassen. Die Tränen, die dabei unablässig über mein Gesicht laufen ignoriere ich Zeitweise oder wische sie unwirsch mit dem Handrücken weg. Ich mache gerade genau das Gegenteil davon, was mir mein Arzt empfohlen hat, nämlich Handball spielen. Mein schlechtes Knie zittert schon unter der Dauerbelastung und droht auch weg zu knicken, aber ich kann aufrecht stehenbleiben.
„Ohne OP darfst du nicht mehr spielen, vielleicht auch gar nicht mehr, aber das sehen wir erst, wenn wir ins Knie geschaut haben."
Die Worte meines Arztes wiederholen sich immer wieder in meinem Kopf. Ich kann nicht glauben das ich vielleicht nie wieder spielen kann. Handball ist alles für mich und ich kann mir kein Leben ohne es vorstellen. Also stehe ich hier in der Halle und pfeffere mit Bällen um mich, weil ich mir eben nicht anders zu helfen weiß.
Das ich mittlerweile nicht mehr allein bin bemerke ich nicht und auch nicht das sich meine Zuschauer besorgte Blicke zuwerfen konnte ich nicht ahnen. Also nehme ich meinen vorerst letzten Ball auf, gehe drei Schritte als Anlauf, springe ab und versenke den Ball in der linken, oberen Ecke. Bei der Landung knickt mein lädiertes Knie geschwächt zur Seite und ich stürze auf den Hallenboden.
Das scheint meine Beobachter wohl in Bewegung gebracht zu haben, denn kurze Zeit später sitze ich nicht mehr allein, sondern umringt von Männern auf dem Boden. Einer kniet sich zu mir runter und als ich meine tränenverschleierten Augen auf ihn richte, blicke ich in die blauen Augen von Niclas Ekberg. Schnell lasse ich meinen Blick einmal schweifen und blicke in die besorgten Gesichter einiger THW Spieler.
„Alles okay mit dir?" fragt schließlich Niclas, welcher immer noch vor mir in der Hocke sitzt. Kurz nicke ich und rappele mich, die Hand, die mir entgegengestreckt wird, ignorierend, unbeholfen auf. Doch kaum stehe ich auf meinen Füßen, knickt mein Knie wieder weg und ich wäre wieder auf dem Boden gelandet, hätten zwei starke Arme mich nicht aufgefangen.
„Vorsichtig." Murmelt die Person hinter mir leise und mir läuft ein angenehmer Schauer über den Rücken, als ich diese leicht rauchige Stimme höre. Auch als ich wieder halbwegs sicher stehe, lässt er mich nicht los, sondern schlingt seinen Arm um meine Hüfte, damit ich mein schmerzendes Knie entlasten kann.
So humpeln wir dann gemeinsam zur Bank, auf welche ich mich vorsichtig fallen lasse. Erst dann hebe ich meinen Blick und treffe auf die haselnussbraunen Augen meines Helfers. Gisli Kristjansson blickt mich an und für einen Moment bin ich gefesselt von seinen Augen, bevor ich mich dann doch losreißen kann und leise „Danke" murmele. Der Neuzugang der Saison lächelt mich an und ich wende leicht errötend den Blick ab.
„Hast du Schmerzen?" fragt er schließlich und geht vor mir in die Hocke. „Ja" nuschele ich schon fast „Aber das ist gar nicht so schlimm." Beile ich mich noch hinzuzufügen. Daraufhin zieht er nur die Augenbrauen hoch, was mich zum Seufzen bringt.
„Okay, es ist vielleicht doch schlimmer als sowieso schon..." gebe ich zu und bevor er auch nur seinen Mund öffnen kann, sprudelt alles aus mir heraus. Was der Arzt gesagt hat und wie lange ich schon Probleme mit meinem Knie habe. Geduldig hört Gisli mir zu, auch wenn er bestimmt die Hälfte meines Gesagten nicht verstanden hat. Als ich schließlich meinen Monolog beende, bemerke ich erst das die Tränen wieder unablässig über meine Wangen laufen.
Gisli hat mich mittlerweile in den Arm genommen und streicht mir nun sanft die Tränen aus dem Gesicht. Wohlig kuschele ich mich etwas mehr gegen ihn und schließe kurz die Augen. Ich spüre, wie Gislis Brust sich beim Atmen hebt und senkt und kann auch seinen leicht beschleunigten Herzschlag spüren. Schließlich lösen wir uns voneinander und er sieht mich ernst an.
„Wir schaffen das schon zusammen." Gibt er leise von sich und lächelt sanft. „Zusammen?" frage ich überrascht und sehe ihn an, um zu sehen, ob er das gerade wirklich gesagt hat. „Ja, zusammen. Ich lasse dich das nicht allein durchmachen." Bestätigt er seine Aussage noch einmal.
„Danke." Sage ich gerührt und kuschele mich wieder zurück in seine schützenden Arme. Vielleicht wird der Weg doch nicht so schlimm wie gedacht.
Und schließlich stand Gisli mir über den ganzen Weg lang bei. Er besuchte mich nach der OP im Krankenhaus und stand mit mir gemeinsam meine Reha durch. Er munterte mich auf, wenn es einmal schlecht lief oder ich keine Lust mehr hatte. Ständig war er bei mir und schließlich habe ich mich in ihn verliebt, traute mich es ihm aber nicht zu sagen.
Irgendwann hat er mich dann zur Rede gestellt und ich wollte eigentlich alles abstreiten, aber dann hat er mich plötzlich geküsst. Von diesem Tag an bin ich auf Wolke 7 geschwebt und meine Reha habe ich mit einer unerklärlichen Leichtigkeit bewältigt. Und nun stehe ich hier, kurz vor meinem ersten Handballspiel und sehe meinem Freund in die Augen.
„Danke" setze ich an „Ohne dich hätte ich das alles niemals geschafft." „Natürlich hättest du das geschafft, du bist stärker als du denkst." Gibt er nur zurück und drückt mich an sich. „Wie hätte ich dir auch nicht helfen können, schließlich hast du mich vom ersten Moment an verzaubert." Gesteht er mir.
Verwundert schaue ich zu ihm hoch. „Als du mich zum ersten Mal gesehen hast, war ich am Heulen?" sage ich schließlich mit fragendem Unterton und einer Menge Unverständnis. „Trotzdem warst du wunderschön für mich." Lächelt er und drückt mir einen sanften Kuss auf die Lippen.
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So, das war der Nächste One-Shot. Eine kleine Frage an euch: Habt ihr irgendwelche Lieblingsspieler die ich in meine One-Shots einmal einbauen soll?Ich hoffe er gefällt euch! Bis zum nächsten Mal
WOLKE
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Handball One-Shots
FanfictionOne-Shots mit unseren Lieblingen in den verschiedensten Situationen. Wünsche und Kritik werden gerne angenommen. Viel Spaß WOLKE