Ilysia, die Stadt Galaya, 102 Tage vor der Sonnenfest.
"Schwörst du, Kylaniel Norilson, der Weißen Armee treu zu dienen?"
"Ich schwöre."
"Und schwörst du, ihre Geheimnisse zu waren und zu verteidigen"
"Ich schwöre."
"Schwörst du, Ilysia mit allen Mitteln zu verteidigen?"
"Ja, ich schwöre."
Kyles Blick glitt über die vor ihm versammelte Menge. Die Männer und Frauen in der großen Aula des Gebäudes trugen ausnahmslos einen weißen Mantel mit Goldstickereien über die rechte Schulter hängend, die linke blieb frei.
Ihre Gesichter blickten zu ihn empor, stolz einen neuen Soldaten in ihre Mitte aufzunehmen.
Kylaniel selbst stand auf einer Empore an der Stirnseite der Halle. Sein dunkles Haar war zurück gekämmt und fiel ordentlich über seinen Rücken. Er trug die obligatorische Uniform. Er hatte sie heute Morgen vor der Initiation bekommen. Weiche, dunkle Stiefel, deren Schäfte bis knapp unters Knie reichten. Eine schwarze Hose aus reißfestem Stoff steckte darin. Über einem hellgrauen Shirt trug er eine lange Jacke, eher ein Mantel, der ihm bis zu den Knien reichte. Der schwarze Stoff war mit Goldakkzenten verziert. Was nun noch fehlte, war der weiße Umhang, den hier jeder über der rechten Schulter trug.
Kyle ließ die Hand sinken, die er zum Schwur erhoben gehabt hatte und drehte sich zu seinem Tutor. Der Mann, der ihn ausgebildet hatte, ihn auf seinem Weg bis heute begleitet hatte.
Ribor lächelte leicht, stolz auf seinen Schützling.
"Es wird Zeit für dich, unser größtes Geheimnis zu erfahren.", verkündete er feierlich und wies Kyle den Weg von der Bühne zu einer Tür an der Seite der Aula.
Begleitet wurden sie nur von den Großen der Weißen Armee, den Anführern. Turin, Helena und Jaro. Aber Kyle wusste, dass jeder der drei Dutzend Versammelten in der Halle diesen Weg gegangen waren.
Während Helena und Turin vor ihnen gingen, lief Ribor dicht an seiner Seite. Jaro bildete das Schlusslicht. Kyle war froh über die Anwesenheit seines Lehrmeister. Sie war beruhigend und Mut spendend.
Sie durchquerten einen der Gänge, den Kyle tausend mal während seiner Ausbildung gegangen war, doch dann öffnete Turin eine Tür, eine große aus schwerem dunklen Holz, die Kyle noch nie offen gesehen hatte. Nur die drei Großen hatten einen Schlüssel zu dieser Tür.
Dahinter begann eine Treppe, die sich in Kreisen in die Tiefe wand. Kyle lehnte sich vor, in der Hoffnung das Ende erahnen zu können, doch die Treppenflucht war alles, was er sah.
Die Wendeltreppe war so schmal, dass sie nur hintereinander gehen konnten. Wäre ihnen jemand entgegen gekommen, hätte das vermutlich zu Schwierigkeiten geführt.
Kyle ließ seine linke Hand an der kühlen Mauer entlang streichen, um sich selbst etwas mehr Halt zu geben. Die Steinstufen waren glatt poliert und rutschig.
Und auszurutschen wäre mehr als peinlich. Abgesehen davon, dass ein Sturz diese Treppen hinunter sicher kein Spaß war.
Mit jedem Schritt wurde es schwieriger die Stufen zu treffen. Es war ermüdent, immer und immer im Kreis tiefer hinunter zu laufen. Seine Beine begannen zu zittern und zu brennen vor Anstrengung. Kyle wünschte sich, er könne einfach anhalten und eine Pause einlegen, aber Turin und Ribor vor ihm drosselten das Tempo nicht.
Und Kyle hatte gelernt als guter Soldat zu schweigen und manche Dinge einfach hinzunehmen. Genau das tat er.
Da es die gesamte Treppe hinab keine Fenster gab, konnte Kyle nur raten, wie weit sie nach unten gingen, aber er war sich sicher, dass sie sich nicht mehr über der Erdoberfläche aufhielten. Sie mussten sich viele Meter unter der Stadt befinden.
Als sie um die nächste Windung gingen, tauchte plötzlich das Ende der Treppe auf. Sie ging über in einen sandigen Boden, die Wände waren nur noch aus raume Gestein. Der Gang in den sie traten, sah aus, als wäre er auf natürliche Weise gewachsen. Sie folgten ihm und seinen Schlängeln, während der Boden weiter abfiel. Endlich verbreitete sich der Gang , sie konnten wieder neben einander gehen und schließlich öffnete sich vor ihnen eine Höhle.
Sie war viele hundert Schritt lang, breit und hoch, vom Deckengewölbe hingen Steinzapfen, die Kyle nie zuvor gesehen hatte. Doch das beeindruckenste war, dass das dunkle braune Gestein, von feinen Adern durchzugen war. Sie schimmerten durch die Wände, gleißend weiß und leuchtend. Sie verbreiteten ein leicht bläuliches, überirdisches Licht in der Höhle.
Voller Erstaunen drehte Kyle sich im Kreis, um die ganze Höhle betrachten zu können. All die Adern, die die Wand durchzogen, sammelten sich auf dem Boden, liefen zu einem breiten Fluss zusammen, durch eine dünne Schicht normalen Steins bedeckt.
Wie von selbst fanden Kyles Füße den Weg weiter in die Höhle hinein und er flogte dem Fluss ohne Auffoderung.
Bei jedem Schritt passte er auf, das Weiß nicht zu berühren.
"Was ist das?", hauchte er, den Blick fest auf eine Ader gerichtet, die geradezu zu pulsieren schien.
"Das ist Lymra.", erklärte Helena mit ihrer weichen melodischen Stimme. Sie hallte in der weiten Höhle nach, klang noch eindrucksvoller. "Es ist die mächtigste Substanz auf der ganzen Welt, wertvoller als jeder Edelstein. Und nur hier, in dieser Höhle, ist es für uns Creéten erreichbar. An jeder anderen Stelle Ilysias liegt es zu tief unten in der Erde."
Kyle lauschte den Worten und folgte weiter dem weißen Fluss, das Lymra blieb ihm verborgen und schimmerte doch durch den Stein. Und sein Licht schien immer heller zu leuchten.
Kyle strich vorsichtig durch den Staub darüber.
"Lymra heilt jede Krankheit, jede Wunde. Es ist wie eine pusierende Lebensader. Es macht uns schnell und stark. Lässt uns schärfer sehen und hören. Es durchdringt jeden Lug und trug, lässt uns sehen was andere Lebewesen in ihrem Innersten verbergen. Und es lässt uns niemals alter oder sterben."
Kyles Kopf schnellte zu den vier zurück und er zog fragend eine Augenbraue hoch. Turin trat einen Schritt vor, hielt jedoch Abstand, als wolle er eine sehr private Angelegenheit nicht unterbrechen.
"Wir wählen jeden Soldaten der Weißen Armee sorgfältig aus. Er muss tugendreich sein, tapfer, mutig, gerecht. Umsichtig. Und es ist allein den Soldaten der Weißen Armee vorbehalten, dass Lymra in sich aufzunehmen, mit ihm zu verschmelzen. Wir werden für immer diese Welt beschützen und wir werden dabei niemals versagen können."
Kyle öffnete den Mund um etwas zu sagen, er war überwältigt von allem was er hier sah. Aber er fand keine Zeit die tausend Fragen auszusprechen, denn Jaro hob die Hand und deutete tiefer hinein in die Höhle, genau zu ihrer Mitte. "Geh hinein."
Kyle drehte sich um und schritt langsam auf den Punkt zu, den Jaro ihm gewiesen hatte. Alle Adern, jeder kleine und große Fluss liefen hier zusammen, vereinten sich zu einem weiten Becken und brachen durch die Oberfläche. Das Lymra war glatt wie Stein und als Kyle sich vorbeugte um es zu berühren, erwartete er, dass er auf eine glatte harte Oberfläche stoßen würde. Doch es war fast, wie mit der Hand durch die Luft oder Wasser zu fahren. Er spürte kaum einen Widerstand, nur wurde es kühler auf seiner Haut. Das Lymra war flüssig und war es doch nicht. So leicht wie ein Gas und noch immer sah es aus wie durchscheinendes Gestein.
Kyle zog die Hand zurück und stand wieder auf, warf noch einen Blick auf seinen Mentor, bevor er einen beherzten Schritt nach vorne tat.
Sein Fuß fuhr sofort durch die Oberfläche und er fiel nach vorne. Er tauchte ein in das Lymra, wurde von dem Licht geblendet und musste die Augen schließen. Er fand keinen Boden, nichts auf dem er stehen konnte und sank, wurde geradezu nach unten gezogen. Panik machte sich in ihm breit, als sein Kopf umschlossen wurde und er keine Luft zum Atmen mehr bekam. Er schlug mit den Armen, wollte nach oben.
Er konnte nicht atmen, die Umgebung war zu hell, um die Augen zu öffnen und er wusste weder wo oben noch unten war.
Er ruderte wild mit den Armen, suchte den Ausweg und öffnete den Mund um zu schreien. Sein Schrei schnitt scharf durch die Höhle, wurde zurückgeworfen und verstärkt.
Das Lymra leuchtete heller.
Als Kyle dachte vor Angst sterben zu müssen, breitete sich plötzlich eine vollkommene Ruhe in ihm aus. Es gab nichts mehr zu tun, es war vorbei.
Er atmete aus, entspannte sich, ließ sich treiben.
Es war als schwebe er in der Luft. Langsam blinzelnd öffnete er die Augen. Das Licht war noch da, aber es blendete ihn nicht mehr. Es war auf einmal als wäre er Teil dieses Lichts.
Die Kraft durchpulste ihn. Er konnte den Wind durch die Plamen streichen fühlen, spürte wie das Meer an die Felsen der Brandung klatschten und hörte tief in sich den Schrei der Seemöwen.
Auf einmal war er Teil von allem. Konnte die ganze Welt spüren und alles Leben das in ihr war.
Er blickte nach oben hinauf an die Höhlendecke, aber auch dort lief das Lymra zusammen, war wie ein Spiegel des Teichs am Boden.
Er sah sich selbst dort drinnen. Und als er hinter sich blickte, sah er unendliche Weite.
Sein Blick schoss nach unten, um die Weite nicht nur in der Spiegelung zu sehen, erwartete fast, dass sie verschwunden wäre. Aber sie war noch da.
Dunkle Staubpartikel tanzten wie Sterne in der Weite, flossen zu Strömen zusammen und wieder auseinander.
Es war pure Energie. Reine Energie.
Kyle nahm sie in sich auf und die Energie nahm ihn in sich auf. Er wurde Teil von ihr.
Seine Fingerspitzen kribbelten und auf einmal war es egal, ober er Luft holen konnte oder nicht. Es machte keinen Unterschied mehr ob er atmete oder nicht. Er war da, pure Energie, pures Leben. Unendliches Leben.
Es war wie aus einem Traum aufzuwachen. Im einen Moment schwebte er noch in dieser unendlichen Leere des Lymra, im nächsten lag er husten auf dem staubigen Boden der Höhle.
Er stemmte sich auf die Knie hoch und blickte sich um. Er hatte neben dem Teich gelegen und fragte sich kurz, ob er wirklich darin gewesen war. Das Licht war nicht mehr so hell, das weiße Gestein war nun eher wie ein Spiegel.
Er blickte hinab und blinzelte. Etwas hatte sich mit seinen Augen verändert. Das Grau wurde von feinen violetten Fäden durchzogen. Während er sie noch anstarrte, wurden sie immer unscheinbarer, bis sie wieder verschwanden und nichts als seine normale Augenfarbe zurückließen.
Er schloss einen Moment die Augen atmete durch. Ein Tropfen Wasser löste sich von der Höhlendecke und klatschte auf den Boden. Kyle hörte das leise Platschen. Sein Blick schoss nach links und er sah den Tropfen in viele tausend kleine zerspringen.
Sein Blick wanderte höher und traf auf ein paar Stiefel. Die drei Großen und sein ehemaliger Mentor warteten noch immer am Eingang der Höhle.
Kylaniel richtete sich wieder auf und wischte den Staub von seinem Mantel, bevor er mit langsamen ruhigen Schritten zurückging. Eine Sicherheit umfasste seinen Schritt, die er davor nicht gehabt hatte.
Er wusste, dass ihn nichts zu Fall bringen konnte.
Ohne ein Wort drehte Turin sich um, als er ihn erreichte und führte die Gruppe wieder hinaus aus der Höhle. Kyle drehte sich nicht um, um einen letzten Blick zu erhaschen, denn er wusste, der Anblick hatte sich für immer in sein Gedächnis gebrannt.
Die Stufen hinauf hätten ihn vor ein fast unüberwindliches Problem stellen sollen, aber es war nicht schwerer, als einen sanften Hügel hinauf zu laufen.
Sein Atem beschleunigte sich nicht mehr, sein Puls blieb ruhig.
Der Weg hinauf kam ihm nur halb so lang vor.
Oben durchquerten sie die Tür und folgten dem Weg zurück in die Aula. Niemand sprach ein Wort. Kyle war froh darum. Jedes Wort hätte die tiefe Ruhe durchbrochen, die er gerade spürte.
Stimmen erfüllten die Aula, aber kaum dass sie eintraten, fiel jeder im Raum in tiefes respektvolles Schweigen.
Kyle trat ohne Aufregung vor sie. Es war Helena, die mit dem weißen Umhang hinter ihn trat. "Du, Kylaniel Norilson, bist nun ein Soldat der Weißen Armee." Mit diesen Worten legte sie den leichten Stoff über seine rechte Schulter und verschloss den Umhang vor seiner Brust mit einem goldenen Band.
"Willkommen."
"Willkommen! Willkommen!", stimmte der Rest der Halle mit ein. Die Rufe erfüllten den ganzen Raum und Kyles Herz. Jetzt war er wirklich Teil von etwas Großem.
Als er vom Podium ging und sich unter die Menge mischte, spürte er immer wieder Hände auf seinen Schultern, Leute gratulierten ihm und hießen ihn herzlich willkommen.
Er fühlte sich wie in einem Strudel. All das vermischte sich, wurde zu einem einzigen Wirbel, in dem er weder Stimmen, noch Leute auseinanderhalten konnte.
Später erinnerte er sich nicht mehr, wie er aus der Halle hinaus ins Freie gekommen war. Aber plötzlich umstrich ihn frischer Wind und er konnte wieder tief durchatmen.
Er stützte sich mit den Händen auf seinen Knien ab und schloss für einen Moment die Augen. Er konnte die Tiere im Gras rascheln hören, das Schlagen von Flügeln weit über sich und das ferne Meeresrauschen, als wäre es direkt neben ihm.
"Kann ganz schön überwältigend sein, nicht?"
Überrascht richtete er sich auf und bemerkte erst jetzt, dass er nicht mehr alleine war. Er hatte die Frau nicht kommen hören. Sie stand neben ihm ohne ihn anzusehen, den Blick in die Ferne gerichtet. Ihr langes schwarzes Haar war offen und wurde vom Wind durcheinander gewirbelt. Auch sie trug den weißen Umhang der Weißen Armee. Kyle konnte sich nicht erinnern, ob er sie drinnen gesehen hatte.
"Ähm... Ja.", antwortete er schnell, als er bemerkte, dass er sie lange nur angestarrt hatte.
"Du musst lernen bestimmte Dinge abzustellen, dich nur auf eins zu konzentieren. Wenn sich alles vermischt, wird das irgendwann zuviel für dich. Auch wenn das Lymra uns verändert hat, bleiben wir Creéten."
"Was willst du damit sagen?"
"Du siehst, hörst und fühlst viel mehr als sonst. Dein Körper hat sich vielleicht angepasst, aber nicht dein Geist. Es kann von allem überwältigt werden."
Sie drehte den Kopf, um ihn zum ersten Mal anzusehen. Ihre Augen waren von einem intensiven Grün und zogen ihn augenblicklich in ihren Bann.
"Sag mir, was Ribor dort drinnen gerade erzählt.", forderte sie ihn auf.
Kyle wandte irritiert den Kopf. Die Mauern und Türen waren dick, es war unmöglich jemanden im Inneren zu hören. Aber als er das noch dachte, wurde ihm bewusst, dass sich unter die Masse an Dingen, die er hörte, auch das Gewirr von Stimmen mischte.
Er versuchte sich auf die Stimmen zu konzentrieren und tatsächlich wurden sie lauter, aber alle anderen Geräusche waren immer noch da, im Hintergrund zwar, aber so penetrant, dass sie es schwer machten, Einzelnes herauszufiltern.
"Stell dir ein Gebilde vor, ein Baum, was auch immer. Noch ist es auf dem Papier, auf einer Ebene, alles vermischt, aber du kannst es auseinander ziehen. Du kannst den Geräuschen wie den Ästen eines Baumes folgen. Zieh sie auseinander, beweg dich zwischen ihnen."
Langsam kristalliesierten sich einzelne Geräusche heraus. Ganz deutlich hörte er den Motor eines Luftgleiters und den Schrei eines einzelnen Vogels. Er wandte sich von beidem ab, suchte weiter.
Die Menge an Stimmen im Inneren begann sich aufzudröseln. Einzelne Stimmen klangen klarer für ihn. Er durchsuchte sie, fühlte sich, als würde er zwischen ihnen hindurchgehen, eine nach der anderen betrachten, bis er die gewöhnte Klangfarbe von Ribors tiefer weicher Stimme fand.
Im Geist fühlte er sich, als würde er direkt neben seinem alten Lehrmeister stehen, nur er war noch wichtig.
"... hat sich glatt überschlagen. Und Turin hat nicht schnell genug reaigert und ist glatt in den Prinzen gerannt." Das Gelächter seiner Zuhörer mischte sich leise zu seinen Worten.
"Er erzählt die Geschichte, wie Turin in den Prinzen von Foryn gerannt ist. Er hat diese Geschichte schon hunderte Male erzählte.", schmunzelte Kyle. Langsam öffnete er die Augen wieder, zog sich aus der Halle zurück und kehrte zu der Wiese und ihren Geräuschen zurück.
Die Frau lächelte leicht. "Du bist gut, du lernst schnell. Du magst denken, dass deine Ausbildung nach dem heutigen Tag abgeschlossen ist, aber eigentlich fängt sie gerade erst an."
Sie nickte ihm zu und machte sich auf wieder zu verschwinden.
"Warte.", irritiert folgte Kyle ihr. "Kann ich zumindest deinen Namen erfahren?"
"Zu seiner Zeit."
Kyle zog die Augenbrauen hoch. "Ist das hier so ein mystisches Treffen? So klischeevoll und übertrieben?"
Sie lachte und ihre Stimme war klar und hell. "Ja, wenn du es so nennen willst."
"Ich habe heute schon genug Rätsel aufbekommen, auf noch eins habe ich keine Lust.", beschwerte Kyle sich.
"Das Leben besteht aus Rätseln. Aber dieses wirst du eines Tages lösen, keine Sorge."
Kyle folgte ihr stur weiter. Er wusste, er sollte ihren Wunsch respektieren, nicht mehr über sich Preis zu geben, aber es war nicht seine Art, einfach locker zu lassen.
Heute war so viel passiert, das er nicht verstand und jetzt wollte er ein paar Antworten.
Die Frau konnte sie ihm vielleicht geben, diese Chance wollte er nicht verpassen.
"Wenn du deinen Namen nicht preisgeben willst, erzähl mir etwas anderes."
Sie ging unbeirrt weiter, ohne ihm auch nur einen Blick zu schenken.
"Irgendwas!", verlangte Kyle und fasste nach ihrem Arm.
Die Grünäugige reagierte so schnell, dass Kyle die Bewegung kaum wahrnahm. Aber den Schmerz, als er auf dem Boden aufschlug, nahm er war.
"Tu das nicht.", warnte sie ihn.
"Verflucht!", schimpfte Kyle. "Ich will doch nur Antworten."
"Die wirst du bekommen, aber nicht hier und nicht jetzt."
Kyle grummelte und stand langsam wieder auf. Der Schmerz in seinem Rücken, auf dem er gelandet war, klang bereits wieder ab.
Er klopfte den Staub von seinem neuen Umhang ab und untersuchte, ob er Schaden genommen hatte. Es wäre mehr als peinlich gewesen, seinen Umhang am ersten Abend zu zerreißen.
"Ich will -", er brach ab, als er aufsah und den Weg vor sich leer vorfand. Er drehte sich im Kreis und sah sich auf dem weiten Vorplatz um, aber von der Frau wat keine Spur mehr.
Sie war so leise und schnell verschwunden, wie sie gekommen war.
Kyle seufzte und ging ein paar Schritt weiter weg von dem großen Gebäude, bis er hinunter auf die Stadt sehen konnte. Viele Kilometer Gebäude trennten ihn von dem Hagár und seiner Familie, aber als er sich genau konzentrierte, konnte er sein Gebäude erahnen, die Fenster und den Vorgarten.
Sein kleiner Bruder schloss das Gartentor und hüpfte über die Straße Richtung Stadt.
Früher waren sie diesen Weg zusammen gegangen. Sie würden ihn nie wieder so gehen. Jetzt trennte sie nicht nur eine Stadt, sondern Welten.
Kylaniel war heute in eine völlig neue Welt eingetreten und er hoffte die Unbekannte hatte Recht und er würde bald Antworten finden.
Seid er die Höhle verlassen hatte, spürte er ungebendigte Kraft in sich, aber auch genauso viel Angst.
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2050 - Rule one
Science Fiction- Schwer atmend hielt ich in einer Querstraße zu seiner Wohung an und keuchte: "Da ist es." Zed beugte sich vor (kein Stück aus der Puste übrigens) und zog sogleich den Kopf wieder zurück. "Oh shit!" "Was?!" Ich sah jetzt meinerseits um die Ecke und...