Deutschland, 16. Januar 2050
Zed wartete draußen am Eingang auf uns und sein Blick zeigte sofort für wie dämlich er uns hielt. Da hatte er auch gar nicht so unrecht. Es ist wohl unerheblich zu sagen, dass es nicht gerade als schlau gewertet werden konnte, zuerst einen ewig langen Spaziergang zu machen (quer durch den Wald) dann einen Einkaufwagen über ein Feld zu ziehen (das war echt harte Arbeit) und zum Schluss festzustellen, dass man keinen Wagen voller Konservendosen in Plastiktüten aus einem Supermarkt quer durch den Wald schleppen konnte. Wir hatten tatsächlich nur die Hälfte unseres Einkaufs mitgebracht, die andere lag gut versteckt unter einem Busch und wartete darauf von uns abgeholt zu werden.
Zed warf nur einen kurzen Blick in unsere Tüten und schüttelte dann den Kopf. "Wirklich? Lauter Konserven? Habt ihr noch nie von Fertig-Sparr-Essen gehört?"
Ich verzog angewidert das Gesicht. Ihr müsst wissen, dass Fertig-Sparr-Essen Vakuum verpackt geliefert wurde und allein das machte es wirklich, wirklich ekelerregend. Man goss dann nur ein bisschen Wasser drauf und es bläht sich zu irgendeinem Fertiggericht auf.
Der unbestreitbare Vorteil war natürlich, vom Schleppen dieses Essen würden mir jetzt nicht beide Arme weh tun.
Zed zog das Seil aus dem Schacht (Es war nicht mehr um einem Baum gebunden, Zed hatte es an einem Nagel im Schacht befestigt). "Lasst das Zeug runter."
"Da liegt noch was am Waldrand.", merkte ich vorsichtig an. Er war mal wieder nicht in bester Laune.
"Wenn ihr Lust habt heute nochmal loszulaufen, tut euch keinen Zwang an."
Ehrlich gesagt, hatte ich keine Lust. Es würde nicht mehr lange hell sein und jetzt zurückzulaufen würde bedeuten erst im Dunkeln wieder hier zu sein.
"Vielleicht haben wir noch mehr Problem." Ich hielt mich in sicherer Entfernung zu Zed auf, während er und Ginger unsere Vorräte am Seil in die Tiefe ließen.
"Was denn für Probleme?", fragte Zed misstrauisch.
"Ach, nichts großes. Wir sind nur ein paar Duce Acano-Typen in die Arme gerannt.", meine Stimme war nach und nach immer leiser geworden.
Zed starrte mich an und zog die Augenbrauen hoch. "Das ist nicht dein Ernst?"
"Ja, doch. Inger und Poke. Aber sie sind uns ja nicht gefolgt, also alles gut." Ich konnte genau sehen, dass für Zed nicht alles gut war. Er ließ ruckartig das Seil los, mit dem er und Ginger gerade eine Tüte in den Schacht gelassen hatten. Ginger wurde von dem plötzlichen Gewicht nach vorne gerissen und klatschte mit dem Gesicht auf die Tür.
Zed interessierte sich jedoch nicht im gerinsten für seine gegrummelte Beleidigung.
"Ist dir eigentlich bewusst, dass sie jetzt überall nach dir suchen werden? Und wenn wir Pech haben, finden sie unser Versteck!"
"Krieg dich wieder ein!" Ich verschrenkte die Arme vor der Brust. Ich hatte wirklich keine Lust auf seine Anschuldigungen. "Wieso sollten sie uns mitten in der Pampa finden?!"
"Sie haben dich ja auch mitten in Berlin gefunden.", herrschte er mich an und riss beiläufig Ginger wieder auf die Füße, der immer noch mit dem Gewicht der Tüte kämpfte.
"Haben sie nicht. Du hättest ihre Gesichter sehen müssen. Sie waren überrascht mich zu sehen. Aber wenn man mal so darüber nachdenkt: Villeicht haben die ja ihr Hauptquartier oder sowas in Berlin, ist ja nur die Hauptstadt. Also ist es durchaus möglich, dass das ein Zufall war."
Zed atmete einmal tief durch, um sich selbst zu beruhigen. Der Typ sollte wirklich mal zu einem Psychater mit seinen Aggressionsproblemen.
"Okay. Du hast recht. Es ist unwahrscheinlich, dass sie uns hier finden. Aber es ist sicherer, wenn du nicht mehr in die Stadt gehst. Und Ginger wohl auch nicht. Oder haben sie ihn nicht gesehen?"
"Doch, haben sie." Ich verzichtete darauf zu beschreiben, was genau für eine skurrile Sache da abgelaufen war.
"Schön. Ihr bleibt im Bunker, oder in der Nähe des Eingangs. Auf keinen Fall verlasst ihr den Wald." Er drehte sich wieder zu Ginger um und packte das Seil mit beiden Händen. "Und mit dir muss ich mich noch unterhalten.", knurrte er Ginger an.
Das klang nicht als würde es ein Kumpelgespräch werden.
Ich wartete, bis sie die Tüten hinabgelassen hatten und stieg dann als erste wieder in den Bunker.
Home sweet home.
Zed hatte seine Kabel fertig verlegt und die Bildschirme leuchteten uns entgegen. Er hatte irgendwelche unverständlichen Grafiken und Tabellen geöffnet und ich glaubte sein geheimes Chatfenster zu sehen. Bevor ich es jedoch näher in Augenschein nehmen konnte, klickte Zed es weg.
"Schon gut.", murrte ich. "Ich will deinen Sex-chat bestimmt nicht lesen." Er sah mich nur sauer an, aber hinter seinem Rücken freute Ginger sich wie ein Honigkuchenpferd darüber, dass Zed jetzt derjenige war, der meine miese Laune abbekam.
Kaum hatten wir die Tüten abgestellt, legte Zed auch schon los. Er stürzte sich regelrecht auf Ginger und beäugte ihn wie ein Tiger seine Beute. "Also... Ich bin von Natur aus misstrauisch, darum ist es wohl klar, dass ich nicht mit einem Typen in einem Bunker hocke, von dem ich nichts weiß..."
Ginger ließ sich auf eins der Betten fallen und verschränkte die Arme. Er schien sich keine Sorgen zu machen und sah aus, als wüsste er genau, was Zed gleich sagen würde.
"Du hast einen ziemlich guten Lebenslauf. Aber da ich selbst wohl wieder und wieder eine falsche Identität benutz habe, weiß ich, wann ich einer begegne. Also frage ich nur ein einziges Mal.", er betonte jedes seiner letzten Wörter. "Wer bist du?"
Ginger hatte mir in der letzten Stunde mehr Rätsel aufgegeben, als unser Mathelehrer in einem ganzen Jahr, darum kam es nicht überraschend, dass Ginger eine falsche Identität hatte. Aber es war ein komicher Gedanke.
Ginger war nicht Ginger. Aber wer war Ginger, wenn er nicht Ginger war? Und spielte das überhaupt eine Rolle?
Ginger - oder nicht Ginger - verschränkte locker die Arme und lehnte sich gegen die Wand. "Du solltest deine Frage genauer fassen. Denn die einfach Antwort ist: Gerade bin ich Ginger, einundzwanzig Jahre alt, geboren in Frankreich und ich studiere Zahnmedizin. Ich fand das schon immer faszinierend."
Zed war alles andere als begeistert. "Erzähl mir nicht die Lügen, die ich schon kenne. Als Kind hast du auf einem Hof gewohnt und hattest einen Hund Namens Mars, von all den netten kleinen Details weiß ich schon. Du musst einen ziemlich guten Fälscher kennen."
"Oh, Mars gab es wirklich. Er war ein Labradoodle und war siebzehn Jahre lang meine treuester Freund. Und zu deiner Annahme: Identitäten für das Niveau, das ich zum leben brauche, zu fälschen ist nicht schwer. Das mache ich selbst.", er klang selbstgefällig. Ich wusste ja, dass Zed und Ginger sich nicht ausstehen konnten, aber gerade waren sie wie zwei Kater, die sich gleich das Fell über die Ohren ziehen würden. Und auch, wenn ich der Meinung war, dass Zed so ziemlich jeden Gegner schaffte, schlich sich doch der Gedanke in meinen Kopf, dass er in Ginger vielleicht seinen sprichwörtlichen Meister finden würde. Das wäre, als würde man Superman und Iron Man aufeinander hetzen. Wer gewinnt da wohl?
"Wer. Warst. Du. Vorher?" Zed betonte jedes einzelne Wort sehr genau und ich begab mich schon einmal aus der Schusslinie. Ein Sicherheitsabstand schien mir mehr als angebracht.
"Oh, das ist mir ein bisschen peinlich. Ich hatte da so eine Phase... der Name war bescheuert."
"Wer?" Zed konnte nicht locker lassen, das lag in seiner Natur, aber dass er Ginger knackte, war doch mehr als unwahrscheinlich. Aber das war auch meine Chance ein paar Dinge über Ginger zu erfahren.
"Also gut, du wolltest es ja wissen. Davor war ich Gromit."
"Gromit? Das ist dein richtiger Name?", einen Moment sah Zed wirklich verwirrt aus.
"Gott, nein. Aber ich war der absolute Fan von Wallaces and Gromit." Er musste das Unverständnis in unseren Blicken gesehen haben. "Wallaces und Gromit.", sagte er langsam. "Die Knetfiguren... Oh man, sagt nicht ihr kennt die nicht? Gromit, der Hund!"
"Du hast dich nach einem Knet-Hund benannt?", fragte ich ungläubig. Ginger kratzte sich im Nacken. "Ja.", antwortete er gedehnt. "Damals erschien mir das noch ziemlich cool."
Damals.
Zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass Ginger vielleicht einen an der Klatsche hatte und in die Klappse gehörte. Wenn ich von damals spreche, dann meine ich, damals als ich klein war, damals als ich noch im Sandkasten gespielt habe.
Aber ehrlich gesagt bezweifelte ich doch stark, dass Ginger mit zehn Jahren schon Identitäten gefälscht hatte. Und er konnte nur ein paar Jahre älter sein als ich. Also was hatte sein damals zu bedeuten? Damals vor zwei Jahren?
Zed stöhnte innerlich auf. "Wer bist du wirklich?"
"Das ist keine leichte Frage und eine, die ich dir sicher nicht beantworten werde." Gingers Unterton war schon wieder mehr als abfällig und ich sah in seinen Augen, dass dieses Gespräch für ihn zu Ende war. Zed hob an, um etwas zu erwidern, aber ich fiel ihm ins Wort. "Lass gut sein, Zed. Dann hat er eben seine Geheimnisse. Die hat jeder von uns."
"Er könnte aber ein Spitzel sein.", knurrte Zed.
"Sicher. Ein Spitzel, der sich hier mit uns einschließt und was erfahren will?" Ich ging an Zed vorbei und klopfte ihm auf die Schulter. "Wenn er doch ein Spitzel ist, kannst du ja machen, was du so normalerweise machst und ihn killen, okay?"
Hatte ich mir Zeds "Oh, ich hoffe er ist ein Spitzel"-Gemurmelt nur eingebildet?
Ich zog das Hemd aus, weil mir warm war und ließ mich neben Ginger auf das Bett fallen.
"Oh, wow, Kassie!" Er starrte mich mit hochgezogenen Brauen an.
"Was?", fragte ich perplex.
"Dein Arm."
Ich sah an meinem linken Arm hinab. Die schwarzen Linie, die einst nur bis zu meinem Ellenbogen verlaufen waren, schlängelten sich jetzt über meinen Oberarm und soweit ich das beurteilen konnte, weiter über mein Schulterblatt.
"Merkst du das garnicht?", fragte Zed.
"Na ja, es kribbelt nur ein bisschen." Das tat es tatsächlich, aber ich hatte mich schon an das Gefühl gewöhnt. Obwohl, war es nicht stärker geworden?
"Wir sollten langsam anfangen darüber nachzudenken, was wir dagegen machen.", meinte Zed und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen einen Tisch.
"Es hat mir das Leben gerettet.", warf ich ein.
"Ja, lass uns Luftsprünge machen und eine Party schmeißen, deswegen. Natürlich immer vorausgesetzt wir leben lange genug dafür.", seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
"Du bist derjenige, der Gravar seit Jahren erforscht. Also, was weißt du eigentlich darüber?"
"Wir denkten, dass Gravar ein eigenes Element ist."
"Du meinst aus dem Periodensystem?", hakte Ginger nach. "Wie Fluor oder Kupfer oder so?"
"Im Prinzip schon. Teilchen, die eine besondere Eigenschaft besitzen und die Eigenschaften von Molekülen, mit denen sie in Verbindung treten, verändern."
Ich legte den Kopf schief und dachte nach. "Es ist nicht einfach irgendein Element, es ist Leben. Es denkt und plant und ist verdammt mächtig.", sagte ich gedehnt. Gravar war einfach nicht greifbar. Es war durch nichts zu beschreiben, was genau es war. Ich wünschte es hätte eine Form, wäre ein Wesen, so wie grüne Aliens. Das würde es leichter machen es sich vorzustellen.
"Es ist..." Ich dachte an das Gefühl, dass mich druchströmt hatte, als es ganz und gar von mir Besitz ergriffen hatte. "Es ist pure Engergie. Es ist Alles... und Nichts."
Ich hatte das Leben in diesem Gebäude gespürt, ich hatte jedes Molekül, aus dem das Gebäude war gespürt. Ich hatte den Strom gefühlt und... Ich erinnerte mich, wie das Gravar in der Dusche das Wasser aufgehalten hatte. Irgendwie hatte Zed recht. Es veränderte die Eigenschaften von Teilchen. Es hatte das Wasser zum Schweben gebracht.
Nur wie: Das war mir völlig unklar.
"Im Prinzip ist alles, was du und deine kleine Organisation in jahrzehntelanger Arbeit herausgefunden habt, dass es existiert.", stellte Ginger nüchtern fest.
"Und wir haben eine Idee davon, was es aufhalten kann."
Ich sah ihn überrascht an. "Oh gut, halt mit so unwichtigen Informationen ruhig hinter dem Berg.", beschwerte sich Ginger.
"Es waren die Windräder.", erklärte Zed langsam, als spräche er zu einem Zehnjährigen. "Gravar war eigentlich immer existent auf der Erde. Aber es ist mit jedem Jahr, indem mehr Windräder gebaut wurden, weniger geworden."
Ich erinnherte mich an meine Vermutung, dass alles mit den Windrädern zusammenhing. Die Windräder an meinem Heimatort, waren die größten Landwindräder der Welt gewesen... Sie waren als erstes gefallen und der Flügel war verschwunden.
Wenn Zed recht hatte, dann hieß das, dass, so verrückt es klang, die Windräder das Gravar aufgehalten hatten. Es hatte nicht mit ihrem Weltzerstörungsprogramm anfangen können, solange die Windräder standen.
"Unsere Windräder waren ein Testlauf. Das Gravar... hat herausgefunden, wie man sie zerstören kann.", vermutete ich laut.
"Das hilft uns jetzt aber nicht." Ginger sah uns eindringlich an. "Sie haben die Windräder zerstört. Wir können nicht eben eine neue Armee Windräder bauen, die dann die Welt rettet." Ginger hatte recht. Dieses Wissen half uns nicht. Außer...
"Wir müssen herausfinden, was genau es an den Windrädern war, dass das Gravar aufgehalten hat. Ich bin mir sicher, dass es nicht einfach die Windräder an sich waren."
Wir alle schwiegen einen Moment.
"Vielleicht waren es die Schwingungen, die sie verursachten.", schlug Zed nach einem Moment vor. Ich starrte ihn nachdenklich an. In der Tat war auch das das erste, was mir eingefallen war. Aber hatten Windräder nicht je nach ihrer Größe eine andere Schwingung? Ich hatte davon keine Ahnung. Und auch wenn es so war: Das Gravar konnte die Struktur von jedem Stoff ändern, all seine Eigenschaften, sogar die Physik überlisten. Wieso scheiterte es dann an Windrädern?
Zumindest hatte dieser Themenwechsel Zed zeitweilig von Ginger abgelenkt. Auch wenn er später sicher wieder über ihn herfallen würde.
Aus dem Augenwinkel beobachtete ich den Jungen neben mir. Was war sein Geheimnis?
Es reizte mich unheimlich das herauszufinden.
Da es hier drinnen wirklich angenehm warm war hatte auch Ginger seinen langen Trenchcoat abgelegt und sein schwarzes T-Shirt enthüllte seine Arme. Fast unfreiwillig blieb ich daran hängen. Er war wirklich durchtrainert, verdammt. Nein! Es waren bloß die Tatoos die mich so faszinieren. Es sind bloß die Tatoos!, redete ich mir ein. Manchmal bin ich wirklich gut darin mich selbst zu belügen.
Ein Räuspern riss mich aus meinen Gedanken und ich riss erschrocken den Kopf hoch um Zed anzuschauen, der mich mit gerunzelter Stirn musterte. "Was ist?"
"Ich hab gefragt, ob du zuerst duschen willst. Aber du warst wohl zu... beschäftigt um mich zu hören." Sein Blick sprang zwischen Ginger und mir hin und her und ich merkte, wie ich leicht rot anlief.
Gingers Grinsen nach zu urteilen, hatte er sehr genau mitbekommen, dass ich ihn angestarrt hatte.
So schnell ich konnte, sprang ich auf. "Ja, ja, das werde ich machen, genau!" Meine Stimme war viel zu hoch und ich rannte hecktisch Richtung Bad. Ein erneutes Räuspern ließ mich wieder herumfahren. "Was denn noch?"
"Willst du ein Handtuch?" Ich lief, wenn das ging, noch roter an und nickte schnell. Mit einem Handtuch und dem Rucksack mit meinen (Delias alten) Sachen verschwand ich in den Männerduschen. Da Ginger nur das Wasser hier zum Laufen gebracht hatte, würde ich wohl mit Blick auf die Pissbecken duschen müssen, aber was soll's? Besser als nach alten Socken zu stinken...
Ich befreite mich von meinen Klamotten und drehte das Wasser auf. Ein brauner Strahl schoss aus der Brause hervor und ich verzog angewidert das Gesicht. Aber das passierte eben, wenn Rohrleitungen Jahre nicht benutzt wurden und das Wasser in ihnen stand. Ich ließ das Wasser laufen und bürstete, während ich darauf wartete, dass es klar wurde, meine Haare aus. Meine nun kastanienbraunen... Ich vermisste mein Blond, ich vermisste es wirklich. Und meine Tarnung hatte leider auch nicht besonders lange geholfen. Schließlich hatten mich Inger und Poke mit meiner neuen Haarfarbe gesehen...
Die Duschbrause gab es kreischendes Geräusch von sich, der Wasserstrom versiegte kurz, nur um dann mit aller Macht einen riesigen braunen Brocken hervorzuschleudern. Kreischend sprang ich aus dem Weg, aber zu später. Der Modder lief mir am Bein runter! Darum hatte Zed also angeboten, ich könne zuerst duschen.
Doch gleich darauf wurde das Wasser klar und ich konnte endlich unter den Strahl treten und den Modder wegwaschen. Das Wasser war leider nicht besonders war, aber damit kam ich zurecht. Ich wusch mich so schnell ich konnte, um der Kälte zu entkommen, aber als ich fertig war, zögerte ich das Wasser auszuschalten.
Ich stand unter der Brause und das Wasser prickelte angenehm auf meiner Haut. Wie bei meiner letzten Dusche, fiel mir auch jetzt auf, dass das Wasser um die schwarzen Linien herumfloss. Ob ich die Tropfen auch wieder zum Schweben bringen konnte?
Langsam hob ich meine linke Hand vor mein Gesicht unter den Strahl. Dann drehte ich sie langsam so, dass meine Handfläche nach oben zeigte und schloss die Augen. Das Wasser schlug auf meine Handfläche und prasselte laut auf dem Boden.
Ich wusste genau was ich wollte, ich stellte es mir vor. Beim letzten mal hatte ich mich einfach nur auf die Energie in mir konzentriert, aber dieses mal wollte ich steuern was passierte.
Ich atmete tief durch und suchte tief in mir die pulsierenden Energie, die Wärme, von der ich wusste, dass es das Gravar war. Zugleich lenkte ich alle meine Gedanken auf meine Hand und das Wasser, dass auf sie schlug.
Das Prasseln auf den Fliesen ließ nicht nach, aber das Prickeln auf meiner Hand verschwand. Langsam, aus Angst ich würde es dadurch zerstören, öffente ich meine Augen erneut und ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als ich erkannte, dass es funktioniert hatte!
Der Wasserstrahl teilte sich über meiner Hand und fiel in zwei Strömen an ihr vorbei, ohne dass auch nur ein Tropfen meine Haut berührt hätte.
Ich spreitzte meine Finger das Wasser wurde wie von einer unsichtbaren Macht verlangsamt. Auch wenn ich schon leichte Erschöpfung spüren konnte, wollte ich noch einen Schritt weiter gehen. Ich nahm meine zweite Hand nach oben und das Wasser fiel langsamer und langsamer, bis es plötzlich erstarrte, wie eingefrohren.
Ich zog meine Hände auseinander, hob die Arme zu beiden Seiten neben meinen Körper und die Wassertrofen bewegten sich mit ihnen. Sie sprangen auseinander und verteilten sich im Duschraum. Da es hier keine Duschvorhänge mehr gab, konnte ich sie weiter und weiter schweben lassen, bis sie im ganzen Raum verteilt waren.
Es war ein unbeschreiblicher Anblick. Nicht der Raum, die Fließen ware eher versifft und die Spiegel angelaufen, aber die Wassertropfen hatten etwas unglaublich estethisches.
Meine Arme zitterten von der Angstrengung das Gravar zu nutzen, aber ich wollte de Anblick noch eine Sekunde länger genießen.
In diesem Moment wurde die Tür zu den Männerduschen schwungvoll aufgerissen. "Ich hört kein Wasser mehr, bist du fertig, Kleines?"
Ich kreischte auf, als Ginger in der Tür erschien und sprang zurück in meine Duschkabine. Ich war immer noch vollkommen nackt!
Die Wassertropfen verloren augenblicklich ihre Schwerelosigkeit und klatschen laut auf die Fliesen und durchnässten Gingers T-Shirt. Der Strahl aus meiner Dusche schoss wieder auf mich herunter.
Hecktisch versuchte ich das Wasser auszuschalten und gleichzeitig das Handtuch zu fassen zu bekommen. "Raus, Ginger! Raus! Verschwinde!"
"Sorry!", mit einem lauten Knall ließ er die Tür hinter sich wieder ins Schloss fallen und ich atmete erleichtert aus.
Ich war nicht bieder oder so was, aber Ginger hatte gerade vermutlich weit aus mehr gesehen, als ein Junge je von mir gesehen hatte. Und dieser Fakt ließ mich wieder rot wie eine Tomate anlaufen. Wieso passierten heute dauernd peinliche Sachen?
Als ich mir eine Leggins und einen Pulli übergestreift hatte, setzte ich meinen besten Killerblick auf. Ich war nicht wirklich sauer auf Ginger... Auch wenn ich das sein sollte. Aber Killerblick zur Strafe musste sein. Nicht, dass er auf die Idee kam sowas öfter zu machen.
Ich riss die Tür mit Schwung auf und fand direkt dahinter Ginger. Und er versuchte nicht einmal schuldbewusst auszusehen! Viel mehr grinste er von Ohr zu Ohr und ließ seine grauen Augen einmal zu oft über meinen Körper gleiten. Die Hitze, die mir in die Wangen stieg, musste mich ja förmlich zum Glühen bringen. Aber ich behielt meinen Killerblick aufrecht, während ich dicht vor ihn stapfte. "Mach das, nie, nie, nie, nie wieder? Kapiert?"
"Wenn du sicher bist..." Er verschränkte die Arme hinter dem Rücken und schenkte mir ein unschuldiges Lächeln. Mir blieb bei seiner Dresitigkeit der Mund offen.
"J-ja, ich bin mir sicher!", brachte er schließlich hervor.
"Also dann... Und guck mich bitte nicht so an."
Ich legte den Kopf schief und kniff die Augen noch ein Stück weiter zusammen. "Doch, das werde ich. Mein allerbester Killerblick wird dich gleich umbringen!"
"Er wird mich eher zum Lachen bringen. Weißt du, dass das echt süß ist?"
Ich hätte nicht gedacht, dass das noch möglich war, aber ich wurde tatsächlich noch roter bei seinen Worten. Grummelnd stapfte ich an ihm vorbei und vermied jeden Augenkontakt zu Zed, als ich zurück in die Kantine stapfte.
Ich marschierte sofort zu meinem Bett und ließ mich mit dem Kopf voraus auf mein Deckenkissen fallen.
Große Güte, hoffentlich wurde der Tag morgen nicht so schlecklich, wie der Tag heute!
Ich blieb regungslos liegen, auch noch, als ich hörte, dass Ginger aus dem Bad wieder kam und Zed darin verschwand. Ich würde heute keinem von beiden mehr in die Augen schauen!
Das Bett links neben mir quietschte leise, als Ginger sich darauf fallen ließ. Eine Weile war es still, dann hörte ich Ginger wispern. "Kleines? Bist du noch wach?"
Ich brummte nur leise als Antwort.
"Es tut mir wirklich Leid."
"Tut es nicht."
"Okay, nein, aber es tut mir Leid, dass ich dich sauer gemacht hab."
"Schon okay.", seufzte ich und drehte mich auf die Seite. Ich konnte Ginger nicht böse sein. So sehr ich es auch ersuchte, es ging nicht.
Nach einem weiteren Moment sprach Ginger erneut. "Was war da drinnen eignetlich mit dem Wasser los?
Ich ignorierte ihn und stellte mich schlafend. Nichts, was ich jetzt erklären wollte.
Meine Augenlieder wurden langsam immer schwerer, auch wenn ich gar nicht vorgehabt hatte, wirklich schon zu schlafen.
Zed betrat den Raum wieder und im nächsten Moment verschwand das Licht, dass ich durch meine Augenlieder gesehen hatte und tauchte mich in völlige Dunkelheit.
Zeds Fußschritte kamen näher, entfernten sich dann wieder, nur um wieder näher zu kommen. Das letzte, was ich fühlte war, wie ich mit einer Decke eingehüllt wurde. Dann sank ich die tiefe Ruhe des Schlafs.
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2050 - Rule one
Science Fiction- Schwer atmend hielt ich in einer Querstraße zu seiner Wohung an und keuchte: "Da ist es." Zed beugte sich vor (kein Stück aus der Puste übrigens) und zog sogleich den Kopf wieder zurück. "Oh shit!" "Was?!" Ich sah jetzt meinerseits um die Ecke und...