Deutschland, 16. Januar 2050
Wir hatten uns dazu entschieden, uns komplett in der Kantine einzurichten. Das hatte unteranderem den Grund, weil ich sicher nicht alleine in einem Raum bleiben würde, wenn ich wusste, was hier sonst noch war.
Wir hatten die Tische und Stühle in eine Ecke geräumt und ich war gerade dabei die Spinnenweben und den Staub mit einem Besen wegzufegen, den Ginger in einer winzigen Abstellkammer neben dem Massengrab gefunden hatte.
Zed hatte sich in einer anderen Ecke des Raumes ein paar Tische zurechtgeschob und sein Equipment, sowie einiges von dem Zeug, das er hier gefunden hatte, aufgebaut. Er war gerade dabei Kabel zu verlegen, um Strom und eine Verbindung zur Außenwelt zu bekommen.
In diesem Moment stolzierte Ginger mit einem selbstgefälligen Grinsen in den Raum. "Das Wasser im Männerklo läuft wieder."
"Bist ein super Handwerker.", sagte ich und sein Grinsen fiel leicht in sich zusammen.
"Jedenfalls können wir jetzt duschen und aufs Klo gehen." Er ließ sich auf den nächstgelegenen Metallstuhl fallen und ich stützte mich auf den Besen.
"Du kannst gleich wieder aufstehen. Ich weiß ja nicht, wie es mit dir aussieht, aber ich habe nicht vor auf dem Boden zu schlafen."
Ginger stöhnte und warf die Hände in die Luft. "Warum lassen wir die Betten nicht wo sie sind?"
"Ich schlafe nicht allein in einem von diesen winzigen Zellen.", stellte ich klar. Ginger zuckte leicht mit den Schultern. "Wenn du willst schlaf ich mit dir."
Ich brach in prustendes Gelächter aus und Zed schmunzelte kopfschüttelnd. Ginger brauchte einen Moment bis bei ihm der Groschen fiel. "Nein, halt, ich meinte in einem Raum! Damit du nicht alleine bist! Das ist alles." Er kreuzte die Finger zum Schwur.
"Ja ja, schon klar. Wenn du genug Energie für Sex hast, dann doch sicher auch, um die Betten hierher zu bringen."
"Ich hatte nicht gemeint-" Eine leichte Röte kroch in sein Gesicht und ich legte den Kopf schief und hob einen Finger um ihn zu unterbrechen.
"Betten. Hierher. Jetzt, bitte."
Er stöhnte und erhob sich wieder von seinem Stuhl. "Schön, schön. Ich mach ja schon. Aber ich hasse es wenn du so bestimmerisch redest. Kapiert?"
Ich grinste. "Kapiert und ich werd es ignorieren."
Kurze Zeit nachdem er den Raum verlassen hatte, hörten wir ein metallisches Schaben aus dem Gang. "Willst du ihm nicht helfen?", fragte Zed abwesend, als ich meinen Besen auf den Boden fallen ließ und mich auf Gingers Stuhl platzierte.
"Ne, eigentlich nicht. Es macht viel mehr Spaß ihm dabei zuzusehen.
Ich musste das Lachen unterdrücken, als Ginger rückwertsgehend in der Tür erschien. Er zog an dem Gestell eines Bettes und blieb auch promt im Türrahmen hängen. "Verdammt!", fluchte er. "Warum ist die Tür schmaler als alle anderen?"
"Du wirst es auf die Seite kippen müssen.", sagte ich und ließ mit Absicht die Oberlehrer-Stimme raushängen.
"Haha. Vielen Dank."
"Gerne doch."
Als Ginger mit samt dem Bett auf die Seite flog und die Matratze sich zwischen Bettgestell und Türrahmen einklemmte, entschied ich mich, dass er genug gelitten hatte und stand auf um ihm zu helfen.
Ich hielt mich am oberen Rand des Türrahmens fest und schwang mich so über das Bett auf die andere Seite, um Ginger von dort aus zu helfen. Mit einem Ruck riss ich die Matratze wieder zurück und zog sie bis in den Gang.
Ginger kippte das Bettgestell schräg und hob es vorne an, ich hinten. Zusammen schoben und zogen wir es durch die Tür in die Kantine. Dort überließ ich es Ginger es ans hintere Ende zu ziehen und schnappte mir die Matratze.
Das Teil war unhandlich und schwer, also zog ich es einfach hinter mir her über den Boden.
"Ja klar, sammel noch mehr Dreck damit ein.", beschwehrte sich Ginger. "Ist ja nicht so, als wäre das Teil so schon zu eklig um darauf zu schlafen."
"Krieg dich wieder ein, wir beziehen die Matratzen mit Decken."
"Und wo willst du die jetzt herzaubern?"
"Ich muss nicht zaubern. Ich hab schon welche." Tatsächlich hatte ich die Decken eingepackt, die mir in Heidelberg als Nachtlager gedient hatten.
Ginger grummelte leise und lief voraus zum nächsten Schlafraum, um noch ein Bett zu holen. Zu zweit schafften wir es sehr schnell die restlichen zwei Betten in die Kantine zu befördern. Ich übernahm es den gröbsten Dreck herunterzufegen und die Betten dann mit den Decken zu beziehen.
Als ich fertig war, sah ich mich im Raum um, konnte aber nur Zed entdecken. "Wo ist Ginger?", fragte ich ihn.
Er deutete mit dem Kopf in Richtung Küche. Ich betrat besagten Raum und entdeckte Ginger in der Hocke vor einem Schrank. Er hob nur kurz den Kopf, als ich gegen die Wand klopfte um ihn auf mich aufmerksam zu machen, dann wandte er sich dem nächsten Schrank zu.
"Ich schau nach, ob hier irgendwas ist, das wir gebrauchen können."
"Gute Idee." Ich machte mich daran ihm zu helfen. Mir fiel das Thermometer auf, das an der Wand neben dem Kühlraum hing. Im Inneren fand ich das Gegenstück. Beide waren an einfachen Halterungen an der Wand befestigt und ich konnte sie leicht abnehmen. Sie waren drahtlos verbunden: Das eine Gerät sendete seine Messergebnisse an das andere. Mit einem Kabel waren sie mit einer Steckdose verbunden. Ich drückte auf einem Gerät auf On und es gab ein Piepsen von sich. Unglaublich, sie schienen noch zu funktionieren!
"Was hast du da?" Ginger war neben mir aufgetaucht. Ich hielt ihm eines der Geräte hin.
"Wir können eins draußen platzieren und dann von Innen die Temperatur ablesen. Damit wir wissen wie warm es ist, bevor wir die Tür aufmachen."
Ginger nickte. "Keine schlechte Idee. Aber da gibt es zwei Probleme: Die Funkverbindung ist nicht besonders weitreichend und man muss die Teile an eine Steckdose anschließen. Ich habe draußen keine gesehen."
Ich zuckte mit den Schultern und schnappte mir das zweite Gerät zurück. "Wir legen das Empfängergerät einfach unten bei der Leiter hin. Dafür wird die Verbindung reichen. Und dann müssen wir eben ein Verlängerungskabel finden, das lang genug ist, um es durch den Schacht nach oben zu verlegen."
"Wie willst du es durch eine geschlossene Tür nach draußen bekommen?"
"Wir werden wohl ein Loch bohren müssen." Ich grinste und Ginger verdrehte die Augen.
"Dann lass uns lieber gleich anfangen."
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2050 - Rule one
Science Fiction- Schwer atmend hielt ich in einer Querstraße zu seiner Wohung an und keuchte: "Da ist es." Zed beugte sich vor (kein Stück aus der Puste übrigens) und zog sogleich den Kopf wieder zurück. "Oh shit!" "Was?!" Ich sah jetzt meinerseits um die Ecke und...