Deutschland, 22. Februar 2050
"Kleines, wo warst du?" Ginger stand an unseren Betten und winkte mir zu, sobald er mich in der Menge entdeckte.
"Entdeckungstour.", gab ich zurück und ließ mich auf die Matratze fallen. "Hab euch gesucht und dann sind ein paar... interessante Dinge passiert."
"Ja?" Ginger setzte sich neben mich und musterte mich aus leicht zusammen gekniffenen Augen, sein Blick durchleuchtete mich regelrecht.
"Mach das nicht.", beschwerte ich mich unbehaglich.
"Was meinst du?", gab er unschuldig zurück.
"Das mit deinem Röntgen-Blick."
Er lachte nur. "Also echt, Kassie, Röntgen-Blick?"
Ich grummelte nur und war froh, dass Zed mich aus der Situation rettete. Er tauchte von irgendwo auf und brachte einen großen Teller voller Brötchen und Obst mit, unter dem Arm trug er Wasserflaschen.
"Frückstück!", freute ich mich und sprang auf, um ihm etwas abzunehmen.
"Du hast bis jetzt geschlafen?", fragte Zed mit hochgezogenen Brauen und ich schnaubte. Schön wär's.
"Lasst uns draußen essen.", schlug ich vor. Mir war es hier einfach zu laut und zu voll. Zed nickte, aber an seinen Augne konnte ich erkennen, dass das sowieso sein Plan gewesen war. Tatsächlich lotzte er uns durch die Hintertür und dann über den Platz bis zu einem großen alten Truck, dessen Hänger mit einer olivgrünen Plane abgedeckt war.
"Wir haben das hier gefunden.", erklärte er mir und lüftete die Plane, sodass ich darunter kriechen konnte. Ich kletterte auf die Ladefläche, nahm das Essen entgegen und hielt dann meinerseits die Plane nach oben. Ginger und Zed folgten mir und Zed zeigte mir an der Seitenwand einen Flicken auf der Plane, den man einfach entfernen konnte. Und plötzlich hatten wir ein perfektes Sichtfenster auf die Brücke, die zu den Satelliten führte. "Nicht schlecht.", kommentierte ich. Von hier konnten wir alles auspähen, ohne selbst entdeckt zu werden.
Während wir unser Essen verschlangen, erzählte ich, was ich heute schon alles erlebt hatte. Als ich zu der Stelle kam, an der ich in den Raum im Hangar geschlichen war, zog Zed eine Schnute. "Gestern hast du mich noch angefahren, als ich da rein wollte."
Ich zuckte nur mit den Schultern. "Mir hat das auch nur Probleme bereitet. Ratet wer da drin war."
Beide rieten natürlich nicht, sondern warteten einfach darauf, dass ich fortfuhr, also tat ich ihnen den Gefallen.
"Inger Bond."
Ginger zog scharf die Luft ein, Zed richtete sich so heftig auf, dass sein Brötchen über den Boden davon kullerte. "Ist nicht war!"
"Leider ja." Ich berichtete von dem Gespräch, das ich belauscht hatte. Und ich fragte Zed, ob er eine Ahnung hatte, was V1 Personen sein sollten. Die Erklärung war ganz einfach. Sie waren so was wie VIPs. Der Präsident, der Kanzler, wichtige Politiker, andere wichtige Leute...
Das machte mich sauer. Sie wollten die "Normalsterblichen" rauswerfen, sich selbst überlassen, damit sie Leute mit Priorität besser versorgen konnten! Hatte nicht jeder Mensch das selbe Recht auf Hilfe und Sicherheit?
Außerdem, was hatten sie denn von Kanzler und Co.? Es gab kein Land mehr, das sie leiten mussten. Wir waren in der verfluchten Apokalypse!
Aber ich schluckte meinen Ärger hinunter und erzählte weiter, wie ich Inger gefolgt war. Zed regte sich furchtbar darüber auf, weil mir sonstwas hätte passieren können. Aber ich musste ihm Recht geben, es war ja schließlich sehr knapp ausgegangen.
"Aber es hat sich gelohnt. Du wirst nie glauben, wer dort aufgetaucht ist. Die Organisation."
Der Schock in Zeds Gesicht wurde schnell von Zorn abgelöst. "Wer genau?"
"Keine Ahnung.", meinte ich und warf ihm einen verwirrten Blick zu. Man, der reagierte ja heftiger, als ich erwartete hatte. "Einer nannte sich selbst Alpha."
Da riss irgendein Faden in Zeds Kopf. Der Teller folgte dem Brötchen, er sprang auf und musste sich sichtlich zusammenreißen um nicht irgendetwas zu schlagen.
"Dieser Bastard!" Den Schwall Flüchen den er los ließ zu wiederholen, wäre schon fast Körperverletzung. Er war weit darüber hinaus einfach nur sauer zu sein.
"Zed?", fragte ich vorsichtig. Solange er in diesem Zustand war, wollte ich seine Aufmerksamkeit eigentlich nicht auf mich ziehen, aber irgendwer musste es ja tun und Ginger sah nicht danach aus.
Er hatte seinen grauen Röntgen-Blick nur fest auf Zed gerichtet und schien ihn genau zu durchleuchten. Ein kurzer Ausdruck von Erkenntnis und dann von Mitgefühl huschte über sein Gesicht. Was zu...?
"Zed!", wiederholte ich, diesmal lauter. Wie es aussah, war ich die einzige, die gerade etwas verpasste.
Er blieb endlich stehen und atmete ein paar Mal tief durch, bevor er sich zu mir umdrehte. "Entschuldige."
"Ja, ja, schon gut, aber willst du vielleicht erzählen, warum du so sauer bist? Du musst nicht.", setzte ich schnell hinzu, aber er schüttelte nur den Kopf. "Ist okay."
Er kam zu uns zurück und setzte sich so, dass er aus unserem Guckfenster schauen konnte. Doch sein Blick ging nicht einfach nach draußen, er blickte in die Ferne, in eine lang vergangene Zeit.
"E.D. Loyana ist immer stärker geworden. Mein Großvater, Harry, und mein Vater haben hart dafür gearbeitet, auch nachdem der Kontakt zu Eloy und Diana abgebrochen war. Sie haben oft den Standort gewechselt danach, weil sie sich vor der Organisation fürchteten. Sie waren immer noch größer, stärker... Wisst ihr, diese Menschen sind hunrig nach Macht. Und Gravar ist mächtig. Sie waren immer darauf aus, dieses geheim Wissen zu nutzen um sich mehr und mehr Macht zu erschleichen. Und wenn sie es schaffen würden das Gravar zu steuer...
Es passte ihnen nicht in den Kram, dass wir versuchten das Gravar auszulöschen. Sie glaubten nicht daran, dass es gefählich war und sahen nicht, warum sie diese Energie nicht nutzen sollten.
Dieser Mann, der sich Alpha nennt, ist der Sohn des letzten Vorstands der Organisation. Er und mein Vater haben als keine Kinder oft zusammen gespielt. Harry war wie ein Vater für ihn, wo sein eigener nie Zeit für ihn hatte.
Aber als er älter wurde, hat er die Ansichten seines Vaters übernommen. Wollte die Macht.
Als ich zur Welt kam, hatte mein Vater schon lange nicht mehr von ihm gehört. Aber eines Tages meldete er sich bei Harry. Sein Vater lag im Sterben. Hatte mit Gravar experimentiert und es tötete ihn langsam. Er sagte, er verstehe Harry jetzt.
Und Harry... Er hat ihn wirklich geliebt, weißt du? Wie einen Sohn. Aber es war ein Trick, alles nur ein Trick. Sein eigener Vater lag im Sterben und alles was er wollte, war ihm beweisen, dass er es würdig war, Die Organisation zu leiten und die Macht des Gravars zu nutzen.
Auf dem Treffen... er tötete Harry, der verdammte Hurensohn. Tötete den Mann der ihn geliebt hatte, um dem, der ihn nicht liebte, etwas zu beweisen!"
Zeds Wut strömte wie in Wellen von ihm weg, mein Mund stand offen in Schock. Ja, ich konnte verstehen, warum Zed diesen Mann so hasste.
"Aber es war so unnötig. Es hat ihm keinen Sieg über unsere Vereinigung gebracht und hat auch seinen Vater nicht mehr beeindruckt. Als er heim kam, war der längst tot. Der Krieg den wir gegen Garvar führen ist fast so tief, wie der, den wir gegen Die Organisation führen. Man kann diesem Leuten nicht trauen. Alles was sie wollen, ist Macht."
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Aber eine Frage trieb mich um. Ich wollte diesen Mann nicht einmal in meinem Kopf Alpha nennen. Er hatte nichts von einem starken Anführer, er war nur ein feiger Mörder und Verräter.
"Wie heißt er wirklich?"
"Tarence Pride." Zed spuckte den Namen aus, als wäre er ein Fluch. Für seine Familie war er das wohl auch.
"Du musst dich zusammenreißen.", ermahnte Ginger in diesem Moment, die Augen brannten sich in Zeds. "Deine Rachewünsche können uns alle in Gefahr bringen. Der Mann wird sterben, aber es ist nicht an dir."
Zed stimmte dem offenbar nicht zu, aber dennoch erwiderte er mit fester Stimme: "Ich werde meine Energie nicht darauf verschwenden ihn zu jagen. Ich habe gelernt mich auf Wichtiges zu konzentrieren. Unsere Aufgabe ist wichtiger."
Ich war erleichter. Einen Zed als Todesengel konnten wir nicht gebrauchen.
"Aber wenn der Bastard mir über den Weg läuft..." Ich beschloss seine letzten Worte zu ignorieren.
Ich verputzte mein Brötchen und warf Zeds einen traurigen Blick zu. Man hätte es essen können... Jetzt war es voller Staub und Rost und ich wusste-nicht-was.
"Also was genau ist jetzt in diesem Raum passiert?", nahm Ginger unser Gespräch wieder auf. Ich erzählte kurz alles, an das ich mich erinnerte. Und mit Stocken berichtete ich auch davon, dass ich irgendwie entdeckt worden war. "Sie wissen nicht, wer ich bin, aber..."
"Sie werden überall nach dir suchen.", vermutete Zed. "Gravar in Verbindung mit einem Menschen... Du bist das Ziel, das Tarence immer erreichen wollte. Wir müssen jetzt sehr vorsichtig sein. Besser du gehst gar nicht erst in diesen Hangar zurück."
Ich nickte. Mit ihrem Gravarmesser würde es so einfach sein, mich zu finden. Sie mussten ja nur damit durch die Menge laufen und warten bis es ausschlug. Aber was, wenn sie die Umgebung checkten? Ich war immer noch ein glühender Punkt, wenn man es genau betrachtete. Der einzige Fleck Gravar, in einem großen Ozean... Der Stern auf dem Weihnachtsbaum...
Zed schien meine Gedanken in meinem Gesicht abzulesen. "Ja, das ist ein Problem."
'Kein Problem.'
"Verlucht, Meyro, erschreck mich nicht so!" Er tauchte immer so unerwartet auf. Aber gut, wenn plötzlich jemand in deinem Kopf mit dir spricht, kann das kaum erwartet kommen.
"Was sagt er?", fragte Zed mit einigem Widerwillen. Ich hob eine Hand, damit er wartete.
Also?
'Wir hinterlassen ein paar Spuren.' Meyro klang tatsächlich verschmnitzt. 'Flasche Spuren. Überall.'
Eigentlich kein schlechter Plan. Sie würden sich nicht mehr auf ihren Gravarmesser verlassen können und ich wäre sicherer.
"Alles klar, ihr Jungs holt mein Zeug aus dem Hangar, ich schätze ich ziehe in diesen netten Truck ein. Meyro und ich legen ein paar flasche Spuren.", kommandierte ich.
"Du gehst nicht alleine.", sagten Zed und Ginger unisono. Ich verdrehte nur die Augen.
"Genau genommen, bin ich ja nicht allein."
"Das macht es noch schlimmer.", murmelte Zed zu sich selbst.
"Ich komm schon klar. Allein bin ich unauffälliger." Da ich manchmal sehr verbohrt sein konnte, passierte es schließlich, wie ich vorgeschlagen hatte. Nachdem Zed und Ginger Richtung Hangar verschwunden waren, spazierte ich ein bisschen durch die Gegend, passte auf, in keine Soldaten zu rennen und blieb immer wieder stehen um meine Hand gegen ein Fahrzeug oder ein Gebäude zu legen und das Gravar - oder so verrückt das kling, Meyro - hineinfließen zu lassen. Ich machte mir sogar einen Spaß darauß, das Gravar in der Mitte eines großen leeren Platzes zu hinterlassen. Da würden sie schön dumm stehen mit ihrem Gravarmesser und nichts würde zu sehen sein.
Als ich wieder beim Truck ankam, waren Zed und Ginger schon wieder da, beide hatten verbissene Mienen aufgesetzt. Aber sie hatten unsere Rucksäcke und Decken dabei.
"Was ist euch über die Leber gelaufen?", fragte ich, während ich meine Decke auf dem Boden ausbreitete.
"Sie haben schon zu suchen angefangen. Ich musste draußen warten, damit ich nicht ausversehen Poke oder Inger treffe.", erklärte Ginger. "Die sind echt heiß darauf, dich zu finden."
"Natürlich sind sie das."
"Aber ich mache mir keine Sorgen.", erklärte ich mit Schulterzucken. Die machte ich mir tatsächlich nicht. Sie würden zuerst Hangar zwei durchsuchen. Dann gab es ja noch andere Hallen, in denen Menschen untergekommen waren. Bis sie beginnen würden das Gelände zu durchsuchem, waren wir vielleicht schon längst wieder weg. Ich jedenfalls hatte keine Lust, länger als nötig hier zu bleiben.
Den restlichen Tag verbrachten wir in unserem Transporter. Wir starrten auf das Tor und die Brücke, prägten uns ein wer kam und wer ging, und wann es einen Wachwechsel gab. Es waren dauerhaft zwei Wachen vor dem Tor, manchmal verschwand einer kurz in dem Häuschen neben dem Tor, war aber nie länger als drei Minuten weg.
Ich sah beim besten Willen nicht, wie wir dort rein kommen sollten.
"Wieso ist das alles überhaupt so gesichert?", beschwerte ich mich.
"Weil diese Satellitenschüsseln nicht nur ein Vermögen kosten, sondern inzwischen auch der einzige Kommunikationsweg für das Militär sind. Außerdem sind auf den Rechner ziemlich geheime Geheimdaten. Sie sind nur mit den Satelliten verbunden, unmöglich das zu hecken, also ist der einzige Weg ein Einbruch." Zed zuckte mit den Schultern nach seiner kleinen Ansprache. "Wir kommen schon rein. Ich hab schon ein Hochsicherheitsgefängnis geknackt, das hier schaff ich auch."
Natürlich hatte er das. Was hätte man auch sonst von Zed erwarten sollen? Etwa dass er ein bisschen spazieren ging oder etwas las in seiner Freizeit?
Ich schnaubte ironisch auf bei diesem Gedanken und erntete ein Augenrollen von Zed.
"Wachwechsel.", sagte in diesem Moment Ginger, der zum Tor gespäht hatte.
Zed kritzelte das sofort zusammen mit der Uhrzeit auf einen Zettel.
Ja, unsere Beschäftigung war schon phänomenal. Ich seufzte theatralisch und ließ mich rückwerts auf den Boden fallen. Der Laster kommentierte das mit einem leisen 'Plong'.
"Was ist mit dem Rucksack, den du versteckt hast, Zed?", fragte ich. Das Teil zu holen wäre tausendmal spannender als weitere Stunden hier zu sitzen.
"Wir können ihn holen, sobald es dunkel ist."
Ich drehte mich um und spähte unter der Plane hindurch. "Kann ja nicht mehr lange dauern."
"Du bleibst aber hier." Ich starrte Zed ironisch an.
"Ja, ist klar.", ich tippte mir gegen die Stirn. "Ich muss mir auch mal die Beine vertreten. Und", fügte ich schnell hinzu, als Zed begann zu protestieren. "du kannst mich nicht davon abhalten. Also spar dir deine Worte."
Er verdrehte die Augen und ich grinste. Diese Diskussion hatte ich gewonnen.
Sobald die Sonne den Himmel rot färbte, krochen wir aus unserem Versteck hervor. In dunkle Pullies gehüllt waren wir fast unsichtbar. Das letzte Licht reichte gerade noch, unseren Weg zu leuchten.
Ginger hatten wir zurückgelassen, er sollte weiter die Brücke beobachten.
Die Wachposten waren nachts nicht spährlicher geworden. Es schien eher das Gegenteil zu passieren: Mehr Soldaten tummelten sich auf dem Gelände.
"Komm.", wisperte Zed und zog mich weiter. Wir schlüpften um einen Lastwagen herum und spurteten zwischen zwei Baracken hindurch. Wir waren fast an ihrer Ecke angelangt, als ich vor uns etwas spürte, wahrnahm. Meyro schickte mir das Gefühl.
Ich packte Zed am Arm und blieb schlitternd stehen, mein Blick huschte umher und fiel auf eine Leiter an der einen Wand der Baracke. Ich deutete stumm darauf und kletterte vor Zed nach oben. Gerade als er seinen Fuß über die Dachkante zog, tauchten unten in der Gasse zwei Soldaten auf.
"Knapp.", hauchte ich und atmete einen Moment durch. Zed musterte mich durchdringlich. Ich wusste genau welche Frage auf seinen Lippen brannte. Er hatte die Soldaten nicht kommen gehört, wie hatte ich es geschafft?
Aber ihm zu erklären, dass ich das Leben um mich herum geradzu pulsieren spüren konnte, hätte den Rahmen gesprengt. Also stand ich nur schnell wieder auf und lief geduckt voraus über das Dach.
Das Gebäude war nicht hoch, wir konnten auf der anderen Seite einfach hinunter in das gelbe Gras einer Wiese springen. Hier war es still, niemand war in der Nähe.
Geduckt huschten wir über die Wiese. Ich hoffte, Zed hatte im Dunkeln eine gute Orientierung. Ich hatte keine Ahnung, wohin wir mussten.
Wie sich herausstellte, waren wir um den großen Platz vor Hangar zwei in einem Bogen herumgelaufen und näherten uns den dort abgestellten Autos nun aus der selben Richtung, aus der wir am Tag zuvor mit dem Auto gekommen waren.
Das Wachpersonal war hier deutlich dünner besetzt. Es gab ja schließlich nichts Wichtiges zu bewachen. Es war nur ein Platz voller PKWs von harmlosen Zivilisten, die ja alle durchgecheckt worden waren.
Ich hoffte, dass Zeds Rucksack nicht entdeckt worden war. Wir hielten die Köpfe unten, als wir zwischen den Autos hindurchhuschten und "unseres" suchten. Es waren ein paar neue Autos hinzugekommen, mehr Menschen mussten während des Tages angekommen sein.
Zed klopfte sachte mit den Knöcheln gegen die Karosserie eines Wagens. Im Dunkeln konnte ich die Farbe nicht erkennen. "Gefunden.", Zeds Grinsen konnte ich nur erahnen.
Tatsächlich, unser geklauter Wagen.
Zed hockte sich neben die Hintertür und legte die linke Hand auf das kühle Metall, dann öffnete er sachte die Tür und verhinderte, dass sie laut aufsprang.
Ich ließ meinen Blick durch die Umgebung schweifen. Jetzt entdeckt zu werden, wäre wirklich blöd. In meinem Rücken hatte Zed die Tür gerade so weit geöffnet, dass er sich hinein beugen konnte und tastete unter den Sitzen nach der Verschahlung. Mit einem Ruck löste er sie. Ich hielt bei dem lauten Geräusch den Atem an, aber keine Wache tauchte aus der Dunkelheit auf.
Die Sonne war nun entgültig verschwunden und hatte und nur ein paar Sternen zurückgelassen, die sich anstrengten ihr Licht durch die Wolkendecke zu schicken.
Der Wind jagte die Wolkenfetzen vor sich her und Schatten, die der Mond warf, tanzten über die Autos umher.
"Ich hab's!", triumphierte Zed in diesem Moment und tauchte mit seinem Rucksack wieder auf. So leise wie möglich drückte er die Autotür zu, er schloss sie nicht ganz. Es reichte, wenn niemand auffiel, dass sie offen war. "Los, zurück.", wisperte ich.
Ich wippte nervös mit meinem Fuß. Wir durften jetzt nicht unaufmerksam sein, nur weil wir unser Ziel erreicht hatten. Wir mussten es noch unentdeckt zurück schaffen.
Zed entschied über den Platz zu gehen, vorbei an Hangar zwei und zurück zu den Militärfahrzeugen.
Ich suchte meine Verbindung zu Meyro. Bist du da?
'Ja.' Er würde uns vorwarnen.
Da es jetzt wirklich dunkel war, konnten wir das Risiko eingehen. Ich bewegte mich so leise wie möglich und strengte meine Ohren an. Wir wurden zwar von Wachen später gesehen, aber wir sahen sie dafür selbst erst sehr spät.
Ich riss die Augen auf, um zumindest irgendetwas zu sehen. Ich wollte etwas sehen, strengte mich so sehr an wie ich konnte. Und dann... Ich brauchte eine Weile um die Veränderung zu bemerken.
Ich sah keine dunklen Umrisse vor noch mehr Dunkelheit mehr, langsam begannen helle Punkte vor meinen Augen zu tanzen. Es war, als blickte ich auf Ströme aus Staub. Der Wind trug ihn vor sich her, an Autos verdichtete er sich. Rechts von mir sah ich eine Veränderung in der Strömung, sie bewegte sich irgendwie anders... Als hielte man eine Hand in einen Wasserlauf.
Der Staub tanzte um diese Stelle, fuhr auseinander und sammelte sich wieder.
Ich drehte mich zu Zed um, um etwas zu sagen und stockte, als ich ihn ansah.
Ich sah noch immer seine Umrisse in der Dunkelheit, aber jetzt war seine Gestalt umgeben von dem selben Staub, der sich genauso asynchron bewegte, wie der rechts von uns.
Menschen erzeugten diese Veränderung!
Ein leichter Lichtschimmer viel auf uns und Zed wich einen kleinen Schritt zurück. "Deine Augen.", hauchte er.
Ich drehte mich zu einem Auto und starrte in den Spiegel. Beim nächsten Lichtschimmer konnte ich erkennen, was Zed meinte.
Meine Pupillen hatten sich ausgedehnt, hatten meine Iris verschluckt und das Weiße schwarz gefärbt. Ich sah aus wie aus einem Gruselfilm. Als ich meinen kleinen gedanklichen Ausflug in die Vergangenheit gemacht hatte, waren da nicht auch meine Augen schwarz geworden?
Ich drehte mich wieder um und griff nach Zeds Hand.
"Lass mich führen." Ich nahm sein Schweigen als Zustimmung und zog ihn nach links, weg von den Wirbeln.
Ich brauchte einen Moment um mich an diese merkwürdige Sicht zu gewöhnen, aber dann war es eine große Hilfe.
Ich erkannte Hindernisse und Wachen schon von Weitem, fand den besten Weg ohne Probleme. Ohne kritischen Zwischenfall fanden wir unseren Transporter und kletterten unter die Plane. Es war stockfinster, aber der Staub zeigte mir genau wo Ginger war.
"Mach doch mal ein kleines Licht an!", fluchte Zed, der ja nichts erkennen konnte und sich den Fuß an irgendetwas gestoßen hatte.
Ich griff nach einer Lampe, bevor Ginger auch nur reagieren konnte und drehte den Schalter. Ein gedimmtes Licht füllte die Ladefläche.
"Wooa!" Ginger kippte vor Schreck nach hinten, als er in meine Augen sah. Ich blinzelte heftig. Es war irritierend, meine Umgebung und den Staub gleichzeitig zu sehen. Langsam klährte sich mein Blick, der Staub verblasste und ich sah wieder normal.
"Das", Ginger deutete mit einem Finger auf mich, "War echt krank."
"Ja.", knurrte Zed, dem das sichtlich nicht gefiel.
Ich seufzte. Er konnte sich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass das Gravar in mir war und ich es nutzte. Dass Meyro uns half. Aber ich musste damit klarkommen. Und ich tat das auf meine Weise.
"Wie ist das grade passiert? War... Meyro das?", fragte Ginger. Auch ihm fiel es schwer das Gravar bei einem Namen zu nennen. Ich konnte das verstehen. Er redetete ja nicht mit ihm in seinem Kopf.
Ich zuckte mit den Schultern. Ehrlich gesagt, hatte ich keine Ahnung.
'Nein.', ich zuckte leicht zusammen. 'Ich kontrolliere dich nicht, aber du... mich. Manchmal. Du wolltest sehen und du hast gesehen. Deine eigene, innere Stärke macht das möglich.'
Ich erwiderte nichts. Ich hatte das Gravar ja schon kontrolliert, aber es war jedes mal merkwürdig. Meyro konnte mich leiten und ich ihn...
Da ich nichts mehr sagte, sah Ginger das Thema wohl als abgehagt.
"Habt ihr es?", fragte er und Zed ließ den Rucksack von seiner Schulter gleiten.
"Sie haben ihn nicht gefunden.", er setzte sich. "Hat sich da was getan?" Er meinte das Tor und die Brücke.
Ginger schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht, dass sie den Posten je unbesetzt lassen."
Zed rieb sich frustriert den Kopf. "Verdammt! Ich kann die Wachen auch nicht einfach ausschalten. Es würde zu schnell auffallen, wenn ihre Posten unbesetzt wären."
Ich öffnete empört den Mund. "Wir schalten niemanden aus! Und du hast Probleme mit dem, was ich mache...", grummelte ich noch.
Zed ignorierte das. Ein Gefühl von Resignation kroch in mich, auch wenn ich es versuchte von mir zu schieben. Wir sollten uns nicht zu lange hier aufhalten. Mit jeder Stunde wurde die Gefahr entdeckt zu werden größer.
Zu meiner Überraschung sah Ginger ziemlich zuversichtlich aus. Und was er dann sagte, haute mich glatt um.
"Ich weiß wie wir es machen. Wir gehen morgen rein."
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2050 - Rule one
Science Fiction- Schwer atmend hielt ich in einer Querstraße zu seiner Wohung an und keuchte: "Da ist es." Zed beugte sich vor (kein Stück aus der Puste übrigens) und zog sogleich den Kopf wieder zurück. "Oh shit!" "Was?!" Ich sah jetzt meinerseits um die Ecke und...