Kapitel 7

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Um mich nicht den ganzen Sonntag, über Matz nach zu grübeln ,schnappe ich mir Mila und fahre zu meinen Eltern. Es sind nur ein paar Kilometer, doch ich genieße die Ruhe in meinem Auto.  Mila fipst im Kofferraum jedesmal etwas auf wenn ich bremse, noch immer haben wir ihre Angst vor dem Autofahren nicht ganz überwunden. Kurz vor meinen Eltern, stellt sich  ein freudiges Gefühl ein, wir verstehen uns wirklich gut und meine Schwester Theresa ist auch oft Sonntags da. Sie wohnt seit einigen Wochen fast 50 Kilometer entfernt bei ihrem neuen Freund Amir. Meine Eltern sind nicht glücklich damit aber sie werden es schon noch akzeptieren.

Als ich in dem kleinen Garten einbiege und über die schiefen grauen Steinplatten laufe ,fühle ich mich gleich frei und geborgen. Ich bin Zuhause.
" Hallo, jemand Zuhause?"
In unserem kleinen Pavillon sitzt niemand deshalb trotte ich weiter zur offenen Veranda. Von drinnen höre ich Geschirrgeklapper und Gelächter.
Meine Eltern inklusive meiner Schwester stehen in der Küche jeder die Arme voll mit Kuchen ,Kekse oder Tassen mit Kaffee.
Mila rast neben mir vorbei und begrüßt alle mit Gebell und wildem schwanzwedeln.
"Hallo du Süße"
sagt meine Schwester und beugt sich runter zu Mila und lässt sich das Gesicht ablecken.
Mich schaudert es.
Ich liebe Mila ,aber ihr Hundesabber will ich nicht im Gesicht.
" Hallo ihr"
ich schlendere in die Küche und lege die Leine auf die schwarze Granitarbeitsplatte.
Mein Vater schreckt sofort auf begrüßt mich mit einem Kuss auf die Wange und schnappt sich die Leine.
"Hallo Juliana, schön dich zu sehen. Aber die Leine hat in der Küche nichts verloren. Wer weiß wo die Leine schon war. Ich lege sie raus auf die Gartenbank."
Er marschiert an mir durch in der einen Hand die Leine in der anderen eine blaue Porzellantasse mit Kaffee.
Meine Mutter schmunzelt neben mir, streicht mir über den Arm gibt mir ebenfalls ein Kuss auf Wange.
" Hallo meine hübsche Tochter, nimm es deinem Vater nicht übel, du weißt dass er Tiere im Haus nicht leiden kann."
Ich verdrehe die Augen und schnappe mir die Milchpackung und eine weitere Tasse.
Wir sitzen gemeinsam auf der Terrasse und genießen den seltenen Sonntagsplausch.
Seit Theresa bei Amir wohnt haben wir denn Sonntagskaffee etwas schleifen lassen. Früher haben wir alle nur ein paar Minuten von einander entfernt gewohnt.
Doch Theresa hat sich Hals über Kopf in Amir verliebt,er ist Ägypter aber schon seit Geburt an hier. Sie haben sich bei einer Fortbildung kennen gelernt, beide sind Physiotherapeuten und wollen sich jetzt gemeinsam selbständig machen.
Wirklich mutig, würde mich das nicht trauen. Doch ich liebe den Feuereifer meiner Schwester und die Energie. Vor einigen Wochen hat Amir in der nächst größeren Stadt, eine tolle Wohnung in der Altstadt gefunden.
Meine Schwester hat sich sofort in diese Wohnung verliebt und ist ohne zu zögern bei ihm eingezogen. Als dann kurz darauf ein Second-Hand-Laden um die Ecke,den Räumungsverkauf angemeldet hat, versuchten die beiden die Räumlichkeiten für sich zu sichern. Sie wollen dort ihre Physiopraxis einrichten. Noch haben sie keine feste Zusage.

Theresa nimmt uns so ein, dass ich froh bin das keiner viel über mich fragt. Da meine Eltern es immer noch nicht gerne sehen das ich allein wohne.
Anfangs war das auch nicht so geplant, mein Ex, Sebastian sollte mit einziehen. Doch kurz bevor alles renoviert ,gekauft und gepackt war hat er kalte Füsse bekommen und einen Rückzieher gemacht. Mich mit der Wohnung,den Kosten und mit Mila sitzen lassen. Er hatte Mila, über einen Freund gekauft und dann bei mir und meinen Eltern gelassen, eigentlich nur bis wir eine geeignete  Wohnung gefunden hatten. Doch nach der Trennung  wollte er Mila nicht mehr und kam mit der Ausrede, in einer WG kann er keinen Hund halten. Ich bin froh ihn  los zu sein, Mila ist ein viel  besserer Lebensbegleiter als er jemals war. Deshalb habe ich mich allein durch gebissen und liebe es mein eigener Herr zu sein.

Nach der zweiten Tasse Kaffee,räumen Theresa und ich den Tisch ab und verstauen wieder alles in der Küche. Ganz die alte Gewohnheit wie früher als wir noch alle zusammen gewohnt haben. Ich wische über die Arbeitsfläche und werfe ein paar letzte Krümel in den Abfalleimer.
"Darf ich mal wieder bei euch vorbei schauen?"
Frage ich meine Schwester.
Lächelnd schaut sie mich an,
"Jederzeit Jule, da brauchst du nicht zu fragen. Ich freue mich wenn du kommst."
Ich drücke meine Schwester zum Abschied an mich und fahre mit dem Fingerspitzen durch ihren glänzend braunen Pony. Sie pustet sich die Fransen aus den Augen.
" Jule, mein Pony. Das wirst du nie lassen." Sie küsst mich auf die Stirn und verschwindet dann im Badezimmer. Ich verabschiede mich von meinen Eltern und rufe Mila zu mir. Gemeinsam schlendern wir zu meinem Wagen und wir fahren los, jedoch nach einem kurzen Stück halte ich an einem Parkplatz an und lasse Mila aus dem Kofferraum. Lässig laufen wir einen schmalen Pfand entlang, einer meiner alten Lieblingswege. Ohne Leine läuft Mila neben mir her im Maul ein riesen Stock. Ich genieße die frische Luft und die Bewegung im dämmernden Licht. Bevor es so dunkel ist das wir nichts mehr sehen können marschieren wir zum Auto zurück und fahren nach Hause.

Tief im GefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt