Kapitel 8

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*Elias *

Ich werde von meinem Handywecker unbarmherzig geweckt, es ist Sonntag morgen zehn Uhr. Die Sonne scheint direkt zu meinem Schlafzimmerfenster herein, weil ich nicht gerne mit geschlossenem Rolladen schlafe. Jeden zweiten Sonntag, muss ich mich aus dem Bett quälen um pünktlich bei meinen Eltern auf zukreuzen. Ein steifes Mittagessen steht an , gewürzt mit Vorwürfen und Beleidigungen, so endet es meistens.
Wenn mein Halbbruder anwesend ist, dann läuft es als etwas besser. Mein Vater hält sich dann etwas zurück, warum ich mich nur auf diesen Deal eingelassen habe, jeden zweiten Sonntag eins auf Happy Family zu machen ist mir immer wieder aufs Neue schleierhaft. Doch ich habe es meiner Mutter damals versprochen, als ich wütend ausgezogen bin. Mit einem weiteren Blick auf den Wecker, stelle ich fest dass ich nicht länger liegen bleiben kann,ich schlage die dicke Karodecke zurück und schlurfe widerwillig ins Bad.

Ich stelle mich unter eine kalte Dusche und wasche schnell noch meine Haare. Ich rubbel mich mit einem ziemlich rauen dunkelblauen Handtuch trocken und bleibe nackt vor dem Waschbecken stehen und blicke in den runden Spiegel.
Meine Augen sehen wirklich müde aus und mein dreitage Bart lässt mich noch müder und schlapper aussehen. Doch für eine Rasur bringe ich die Energie nicht auf, mit einer Hand fahre ich über mein Kinn und langsam lasse ich den Kopf in Nacken sinken,fahre durch meine braunen Haare und streiche mir diese etwas aus der Stirn. Energisch schrubbe ich meine Zähne bevor ich ins Schlafzimmer zurück kehre.
Ich streife mir eine frische Unterhose über und ziehe die Schublade meiner schwarzen Kommode auf um meine Shirts durch zu schauen. Ein hellgraues ziehe ich heraus und schlüpfe hinein. Schwarze Jeans und ein einfaches schwarzes Hemd machen mein Outfit komplett.

Ich binde gerade meine neuen Sneaker als mein Handy klingelt. Ich streiche über das Display und lese die Nachricht von meinem Bruder.
M. *Hey du, kannst du Pünktlich Zuhause aufkreuzen weil ich verspäte mich etwas, war eine lange Nacht. Und ich muss erst noch duschen und dann heim fahren. Sonst jammert unser Alter wieder nur rum*.
Ich verdrehe die Augen,toll jetzt muss ich auch noch auf den Penner von Bruder warten. Dann hat unser Vater genug Zeit zum meckern wie unzuverlässig wir bösen Kinder doch sind.
Elias * Beeil dich. Kein Bock mir wegen dir was anhören zu müssen. Kommst du von der Schnecke von letzter Nacht nicht los!? Penner!*
Ich greife nach meinem Autoschlüssel und werfe Jacke und Geldbeutel auf dem Tresen.
Während ich die Kaffeemaschine einschalte überprüfe ich meine Mails. Werbung ohne Ende und eine Rechnungserinnerung für meinen neuen Saugroboter. Mist wenn ich nicht gleich alles bezahle ist es vergessen,also beschließe ich es gleich online zu erledigen. Eine letzte Mail ist noch im Eingang sie ist von der Tierarztpraxis Dr.Thimme, mit zittrigen Fingern öffne ich die Mail und sofort hab ich die Bilder Kopf wie der braune Hund plötzlich vor meinem Auto aufgetaucht ist, ich das Lenkrad nach links gerissen habe und kräftig auf die Bremse gestanden bin. Ich höre immer noch den dumpfen Knall auf den Metall. Mein Herz hat in meiner Brust gehämmert wie noch nie zuvor. Mit zittrigen Knien, habe ich mich abgeschnallt und bin aus dem Auto gestürzt. Ohne darüber nachzudenken haben ich den winselnden Hund einfach auf die Rückbank gelegt und bin die paar Straßen weiter zur Tierarztpraxis gerast. Mich erschaudert die Erinnerung.
Die Mail enthält nur eine maschinell erstellte Terminerinnerung für Montag 17.30 Uhr.
Das schlechte Gewissen lässt es in meinem Bauch ganz schön rumoren,doch als das Gesicht der süssen Assistentin in meiner Erinnerung auftaucht verfliegt das ungute Gefühl. Die Helferin war echt hübsch und es war umwerfend ihr zuzuschauen wie liebevoll sie den Hund umsorgt hat.
Unfassbar das mir sowas passiert ist,dieses Tier war so schnell aus einer Seitengasse gestürmt,dass ich kaum noch Zeit hatte zu bremsen. Etwas hab ich ihn dann doch erwischt und ich bin so froh das die Tierarztpraxis nicht weit war.

Unruhig laufe ich in der Küche auf und ab, nach meinem letzten Schluck Kaffee, lasse ich die schmutzige Tasse in das Spülbecken sinken. Genervt schnappe ich mir Autoschlüssel und Geldbeutel und stecke beides in meine Hosentasche. So sehr ich mich auch dagegen sträube,ich muss langsam los,sonst werde ich zu spät kommen. Dann gebe ich mir einen Ruck und gehe zur Türe raus.

Tief im GefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt