Kapitel 16

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Als ich die Türe vom Café öffne kommt mir der Duft von Kaffee und Brot und Gebäck entgegen. Es riecht zu verlockend, ich ziehe meine Jacke aus und hänge sie an die Garderobe und sauge den Duft ein.
Erst dann schaue ich mich in Ruhe um und entdecke Matz an einem Tisch sitzen, er trägt ein blaues Hemd und Jeans, seine Blick ist gesenkt er tippt auf seinem Handy herum.
Mit einem flauen Gefühl im Magen steuere ich Matz an, kaum habe ich den Tisch erreicht schaut er auf. Sobald er mich erblickt, schreckt er auf und will mich begrüßen, doch er steht so hastig auf daß er fast den Tisch mit sich reißt und seine Kaffeetasse vor ihm ins wanken gerät. Glücklicherweise schwappt nur etwas Kaffee über, die Tasse bleibt aber stehen.
" Du bist wirklich gekommen, ich bin so froh."
Zaghaft drückt er mich kurz an sich.
" Klar, ich halte was ich verspreche."
Nervös lasse ich mich auf den Stuhl ihm gegenüber fallen und schaue mir die Frühstückskarte an und bestelle mir eine Kleinigkeit.
" Jule, ich will mich entschuldigen, mein benehmen war furchtbar und ich hab ehrlich gesagt auch keine Erklärung dafür."
Seine Haare hat er mit viel Gel nach hinten gekämmt, ich muss fast lachen, er sieht aus wie ein Oberstudienrat.
" Okay, dann fangen wir einfach nochmal von vorne an",
als eine junge Bedienung kommt und ich mir einen Kräutertee und ein Stück Apfelkuchen bringt.
"Magst du keinen Kaffee?"
"Doch schon, aber ich habe Zuhause schon einen getrunken und ehrlich gesagt bin ich schon nervös genug."
Er lächelt mich arrogant an,
"Ach ja, wieso bist du denn nervös?"
Ich schaue ihn böse an,
"Wer weiß was du wieder für Sachen bringst."
Vor lauter Entsetzen weiten sich seine Augen, "Was , nein? "
Ich lächle verschmitzt,
"Selbstschuld. Sei nett."
Er salutiert gespielt "Jawohl Madame",
er lehnt sich zurück und beißt herzhaft in sein belegtes Brötchen,
"Was machst du heute noch?"
"Keine Ahnung, einkaufen, Wäsche waschen oder so."
Er nickt, "Also nichts wichtiges, darf ich dich entführen?"
"Entführen? Wohin?"
Er lächelt mich an und zwei Grübchen werden sichtbar , das ist mit bisher gar nicht aufgefallen.
"Hättest du vielleicht Lust mich ins Architekturbüro zu begleiten? Ich muss noch was hinbringen und ich dachte ich könnte dir zeigen an was ich gerade arbeite."
Ich bin tatsächlich interessiert,
" In Ordnung, ich würde mir gern anschauen was du arbeitest."
"Gut dann iß auf, dann gehen wir los."
Im Laufe des Frühstücks, werde ich gelassener und meine Anspannung lässt nach. Kaum habe ich meinen Tee ausgetrunken, eilt Matz schon zum zahlen an die Theke.
"Lass uns los."
Ich folge ihm hinaus, bleibe aber vor seinem silbernen Mercedes stehen.
" Ich fahre dir nach, muss später ja dann weiter."
Er runzelt zwar seine Stirn, wiederspricht mir aber nicht.
Das Architekturbüro ist ein Altbaugebäude, allerdings relativ unspektakulär.
"Komm wir gehen rein."
Matz nimmt meine Hand und zieht mich hinter sich her. Seine Hand fühlt sich warm und fest an, ich erwidere leicht den Druck und folge ihm. Das Büro ist großzügig mit vielen weißen Türen und einer modernen weißen Sitzgruppe in der Mitte. Ein großer Kunstdruck hängt an einer Wand an den restlichen Wänden hängen Fotos von Gebäuden. Es sind faszinierende Gebäude, alles sehr luxuriös, aufwändig und mit Sicherheit teuer.
"Sind das arbeiten von deinem Vater?"
"Ja faszinierend oder? Er hat sich im Lauf der Jahre auf Luxusappartments und Villen spezialisiert."
Ich staune nicht schlecht, was so ein Bau wohl kostet.
"Möchtest du auch auf diesem Gebiet arbeiten?"
"Nur zum Teil, ich würde auch gern für Menschen Häuser entwerfen die nicht vier Bäder und sechs Schlafzimmer zum Überleben brauchen."
Ich grinse ihn an, mit genau dieser Antwort trifft er bei mir ins Schwarze.
"Komm im Büro meines Vater steht das Modell seiner ersten Villa. Genau dieses Modell war es warum ich jetzt auch Architekt bin. Ich wollte unbedingt auch Mal sowas erschaffen."
Noch immer hält er meine Hand und führt mich in ein riesen Büro, mit sehr edler Einrichtung.
An der rechten Seite steht auf einem Glastisch ein wunderschönes Modell, ich gehe vorsichtig drauf zu und betrachte es genau.
" Und dieses Haus gibt es wirklich?
Matz steht dicht hinter mich,
"Ja, es gibt dieses Haus, schön oder?"
Als ich mich wieder aufrichte, nimmt er wieder meine Hand und streicht zärtlich über meine Finger. "
Aber es ist nicht das einzige schöne hier in diesem Raum, du bist wundervoll Jule. "
Verlegen schaue ich zu Boden.
"Komm, jetzt zeig ich dir an was ich arbeite."
Als ich gerade die Bürotüre seines Vaters hinter mir schließe, beginnt mein Handy zu klingeln. Ich bleibe stehen,
"Entschuldige kurz" ich lasse Matz seine Hand los und ziehe mein Handy aus der Tasche.
Die Nummer ist mir unbekannt trotzdem nehme ich den Anruf entgegen.
"Hallo?"
"Jule, hallo hier ist Elias. Entschuldige das ich die einfach so am Wochenende überfalle. Hast du kurz Zeit?"
Ich höre Hektik aus seiner Stimme und mein Puls beschleunigt sich sofort beim Klang seiner Stimme.
"Ist was mit Pancho?"
"Er leckt und knabbert schon den ganzen Morgen an seinem Gips, eine kleine Stelle ist schon ganz weich. Könntest du dir das ansehen?"
Ich fahre mir über die Haare,
" Okay, ähm soll ich zu dir kommen?"
Ich höre ihn erleichtert ausatmen ,
"Ja das wäre super."
Er gibt mir seine Adresse und erklärt wie ich am besten fahren soll, dann lege ich auf.
Matz schaut mich verwirrt an,
"Musst du los?"
"Ja tut mir leid. Ein bekannter hat Probleme mit seinem Hund und ich habe ihm versprochen zu helfen. Sorry, aber es war wirklich schön heute. "
Finster schaut er mich an,
"Naja dann kann man nichts machen. Aber versprich mir dass wir uns wieder sehen." Ich nicke, mein Gewissen plagt mich etwas, gerade weil Matz mich so beleidigt anschaut.
" Danke fürs Frühstück und die Führung. Und ich verspreche wir sehen uns wieder , ich will ja noch dein Projekt sehen."
Kurz zieht er mich in seine Arme lässt mich aber gleich wieder frei.
"Dann geh, diesen Hund retten.
Bis dann Jule."
"Ciao Matz."
Ganz aufgeregt und mit pochendem Herzen Stürme ich zu meinem Auto. Eigentlich sollte ich mich nicht so freuen das Elias uns unterbrochen hat, doch ich hab solche Schmetterlinge im Bauch das ich nicht schnell genug zum Auto komme.

Tief im GefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt