Es ist schrecklich, die Tage vergehen wie im Schneckentempo. Mein Herz tut weh, ich kann weder essen noch schlafen. Immer und immer wieder durchlebe ich diesen beschissenen Abend in Gedanken und ich würde mir am liebsten die Haare raufen. Wenn ich bloß aufmerksamer gewesen wäre, hätte ich die Verbindung vielleicht eher erkannt.
Vergeblich habe ich jetzt jeden Tag Elias eine Nachricht geschrieben, aber er Antwortet nicht, verzweifelt bin ich sogar schon zu ihm gefahren. Doch entweder ist er nicht da oder er öffnet mir die Türe nicht.
Selbst Mailin und Martin haben mich schon zur Seite genommen und gefragt was los ist. Doch ich kann nicht darüber reden, ständig an ihn zu denken macht mich völlig fertig.
Als ich Freitagabend kurz vor Feierabend gehen will, hält mich Mailin am Arm zurück.
"Jule, komm bitte kurz mit. "
Irritiert schaue ich auf, "ist irgendwas?"
Genervt holt sie tief Luft und lässt sich dann in den Bürostuhl fallen.
"Ich weiß das da irgendwas passiert ist zwischen dir und diesem Elias und es ist okay wenn du es mir nicht erzählen willst. Aber es wäre toll wenn ich meine Freundin zurück haben könnte. Im Moment steht du völlig neben dir."
Mein Herz pocht heftig in meiner Brust, "ich weiß Mailin, es tut mir leid."
Abschätzig schaut sie mich an,
"na gut dann rede eben nicht. Ich wollte dir eigentlich nur sagen das er am Montagabend den letzten Termin hat, um bei seinem Hund den Gips entfernen zu lassen. Ich dachte du solltest es wissen, schließlich hast du Dienst."
Entsetzt reiße ich meine Augen auf,
"hast du dass mit Absicht gemacht. Er will mich nicht sehen."
"Dann benehmt auch professionell, er ist der Klient du die Assistentin fertig. Oder du könntest nach der Behandlung einfach dein Mut zusammen nehmen und mit ihm reden. Vielleicht hört er dir zu, wenn er schonmal vor dir steht."
Ich löse mich aus meiner Starre und falle Mailin um den Hals.
"Danke dir, ich weiß es zu schätzen."
Sie drückt mich fest an sich als Martin verdutzt vor uns stehen bleibt.
"Oh sorry ihr zwei, aber könnte eine von euch, noch schnell eine Rechnung für mich raussuchen. Dann könnt ihr Feierabend machen."
Ich nicke und löse mich von Mailin.
"Prima", mit einem Klaps auf den Oberarm schlendert sie an mir durch.
"Ich habe ja jetzt einen gut bei dir. Du machst die Rechnung und ich Feierabend", kichernd verschwindet sie im Flur und ich ziehe die Rechnungen hervor.
Als ich eine Weile später mit Mila unseren Lieblingsweg entlanglaufe, merke ich wie ich immer wieder nach Elias Ausschau halte, doch ich habe ihn die ganze Zeit nicht mehr am Flussufer gesehen.
Kurz bevor ich unseren Baumstamm erreiche, wird mir ganz schwer ums Herz. Frustriert lasse ich mich auf dem Baumstamm nieder und mir laufen schon die ersten Tränen unbemerkt über die Wangen.
Wie sehr ich ihn vermisse, mein Magen krampft sich zusammen und ich werde von meinen Emotionen überwältigt.
Weinend sitze ich minutenlang da, bis Mila mich mit ihrer kalten Nase berührt.
"Komm Süße, gehen wir nach Hause."
Ich lege Mila die Leine an und gemeinsam kehren wir langsam an mein Auto zurück, letargisch bleibe ich erstmal darin sitzen und lasse meine Gedanken schweifen.
Als mich mein Handyklingeln aus der Trance zieht, hektisch suche ich danach in meiner Tasche und werde bitter enttäuscht als ich Theresa auf dem Display lese.
Wieso meldet er sich einfach nicht.
Schon bin ich in Versuchung einfach den Anruf meiner Schwester zu ignorieren, als ich dann doch auf annehmen drücke.
"Hi Nervensäge", begrüße ich sie gespielt fröhlich.
"Hi Jule, alles klar? Mir geht es besser die Übelkeit lässt seit ein paar Tagen nach und ich dachte du könntest uns doch dieses Wochenende besuchen?"
Ich bin so hin und her gerissen ob ich zu ihr fahren soll, deshalb zieht sich das Schweigen in die Länge.
" Ich dass ich dieses Wochenende nicht kann."
"Ach ja und wieso ?" ,
kommt die Antwort sofort zurück geschossen.
"Naja, ich habe noch eine Menge zu tun, vielleicht ein andermal." Versuche ich sie zu vertrösten.
"Ach komm schon Jule, ich kenn dich besser als jeder andere. Was ist los?"
Ich verdrehe die Augen,
"es ist nichts, alles soweit in Ordnung."
"Red kein Unsinn, bis vor kurzem wolltest du so gerne kommen und jetzt plötzlich nicht mehr. Sag doch bitte was los ist.
Hat es was mit diesem Elias zu tun?
Schnell fahre ich mit der Hand über meine Augen bevor mir wieder die ersten Tränen das Gesicht runter laufen.
"Ach Theresa, es ist alles so kompliziert."
Obwohl ich mich so anstrenge nicht zu weinen schluchze ich haltlos in den Hörer.
"Was ist kompliziert? Habt ihr Streit?"
Ich schüttle den Kopf , obwohl sie mich ja gar nicht sehen kann.
" Es ist viel schlimmer, er will mich nie mehr sehen. Ich meine es Ernst, es ist alles aus und vorbei."
Leise wimmere ich vor mich hin, verloren und haltlos klammerte ich mich am Sitz fest.
"Jule, du musst mir schon sagen was passiert ist. So verstehe ich es wirklich nicht."
"Ich weiß, aber es ist eine lange, komplizierte Geschichte. Es ist alles so verrückt"
"Ich hab Zeit, erzähl es mir alles von Anfang an."
Tief in meinen Sitz gekuschelt erzähle ich meiner großen Schwester einfach alles, wie ich Matz kennen gelernt habe , wie ich mich in Elias verliebt habe und von der schrecklichen Feier. Es tut gut zureden und doch kann ich nebenher nicht aufhören zu weinen.
Als ich mit meiner Geschichte fertig bin , verfällt meine Schwester in ein seltsames Schweigen.
"Tessa?"
"Also Jule, für das alles gibt es nur drei Worte, so eine Scheisse.
Du brauchst unbedingt Abstand, keine wiederrede, morgen kommst du zu uns. Wir beiden machen uns ein schönes Wochenende. Dann geht es dir besser. "
Ihr Enthusiasmus freut mich, doch ich sehe es nicht so positiv.
"Na gut, ich fahre morgen nach dem Frühstück los.
Ich hab dich lieb, Theresa."
"Ich dich auch Juliana."
Als ich auflege, fühle ich mich etwas leichter ums Herz und fahre nach Hause, eine Tasche richten für ein Wochenende ausser Haus.
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Tief im Gefühl
RomansaJuliana lernt in einer Diskothek Matz kennen und freundet sich mit ihm an. Ohne zu ahnen wer dieser ist. Doch zur selben Zeit, stolpert Elias in ihr Leben. Mit einem verletzten Hund im Arm steht er auf einmal in der Tierarztpraxis in der sie arbeite...