Kapitel 40

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*Matz *

Verzweifelt streiche ich meine Haare nach hinten und knalle den
Hörer des Telefonapparats auf den Tisch.
So ein verdammter Mist, warum läuft auch echt alles schief was ich anpacke.
Die ganze Woche sitze ich schon hier im Büro und quatsche mir den Mund fusselig um einen Ersatz für die verlorene Firma zu bekommen, doch egal bei wem ich es auch versuche, sind keine Termine in kürze frei.
Vater ist mittlerweile so wütend das er kaum noch aus seinem Büro herraus kommt.
Wieder blättere ich meine Unterlagen durch und überblicke die restlichen Möglichkeiten.
Verdammter Mist, es bleiben nur noch Firmen in etlicher Entfernung oder Elias.
So ungern ich diesen Gedanken zulasse, wird mir wohl nichts mehr anderes übrig bleiben.
Fluchend stehe ich auf und schreite durch mein Büro.
Bitter schlucke ich den Kloß in meinem Hals herunter und greife zum Hörer, es ist demütigend, doch ich brauche die Hilfe von meinem Bruder.
Nach dem gefühlt hundertsten klingeln nimmt Elias den Anruf entgegen.
"Hey, was gibt's?",kommt seine schroffe Begrüßung aus dem Hörer.
"Hallo Elias, ich muss etwas mit dir besprechen. Können wir uns treffen?"
Ich höre ein genervtes Schnauben,
"dass habe ich vor kurzem schon einmal gehört. Um was geht es, Matz?"
"Komm schon, ich brauche deine Hilfe. Bitte lass mich dir in Ruhe erklären um was es geht."
Ein kurzes Knacken in der Leitung und ich denke schon, dass Elias nicht mehr am Apparat ist, als er plötzlich mürrisch antwortet,
"Na gut, dann komm morgen Abend so nach Acht bei mir durch und Matz ich warne dich schon im voraus, keine Spielchen."
Etwas erleichtert atme ich aus,
"danke, bis morgen Abend."
Als ich auflege legt sich ein beklemmendes Gefühl auf meinen Magen, das wird das absolut schlimmste Gespräch überhaupt.
Er ist meine letzte Hoffnung, ich muss hier wieder alles hinbiegen.
Wenn ich diesen Auftrag versaue, werde ich mir niemals einen Namen machen können und Vater wird mich nie mehr für vollwertig ansehen.
Vielleicht sollte ich endlich etwas mehr mit meinem Hirn denken, dann würde ich auch nicht ständig in solche Probleme kommen.
Frustriert packe ich alles zusammen was ich für morgen bei Elias gebrauchen kann und mache mich dann auf den Weg nach Hause.
Müde schleppe ich mich Zuhause zur Haustüre rein, als mir meine Mutter entgegen kommt.
" Hey, du bist schon Zuhause? Bist du mit der suche weiter gekommen?", sie strahlt mich an.
Ich habe eigentlich überhaupt keine Lust auf ein lässiges Gespräch, doch ich gebe mir einen Ruck.
"Ich arbeite daran", ich drücke mich an ihr durch,
"und warum hast du heute Abend so gute Laune?"
"Dein Vater holt mich in einer halben Stunde ab und dann gehen wir schick Essen. Es ist ewig her dass wir etwas unternommen haben, ein bisschen Romantik wird uns gut tun."
Mit einem verträumten Lächeln geht sie direkt zu ihrem riesigen Schuhschrank im Flur und sucht sich systematisch durch ihre unzähligen Paare.
"Na dann,viel Spass", bei dem Wort Romantik verziehe ich angewidert das Gesicht.
"Erzähl mir, wie es wirklich läuft mit der Suche nach einer neuen Zimmerei?", ertönt es tief aus dem Schuhschrank.
Ich lehne mich an den Türrahmen und ziehe tief Luft ein,
"Tja, irgendwas zwischen beschissen und richtig beschissen", erwidere ich ruhig.
Mitleidig sieht sie auf und ich schaue schnell zur Seite.
"Und hast du wirklich schon alle Firmen in der Gegend abgeklappert?"
"Ja, das hab ich tatsächlich. Aber entweder, sie haben keine Kapazitäten mehr oder die Zeit ist vielen zu knapp ."
"Und kannst du nicht nochmal mit Bernhard reden? "
Genervt verdrehe ich die Augen, "denkst du ich hätte das noch nicht getan. Er hat mich aus der Zimmerei geworfen und wollte mich nicht mehr in der Nähe seiner Tochter wissen."
"Matz, hast du mit Natalie gesprochen?"
"Nicht mehr seit, naja der Nacht."
Ich verstumme und schaue meine Mutter an.
"Du weißt , wie sehr ich so ein Verhalten verabscheue, ich dachte wir hätten dich anständig erzogen."
Mit einem ersten Blick baut sie sich vor mir auf und ich fühle mich wieder wie ein kleiner Junge.
"Oh meine Güte, wir sind Erwachsen, ich dachte sie weiß auf was sie sich einlässt." Langsam keimt Wut in mir auf.
"Und sie am Morgen raus zu werfen , ist also erwachsen?"
"So war es nicht. Ich hab ihr nur gesagt das ich nicht der Typ für ein Frühstück danach bin."
Ich höre nur ein Schnauben und sehe wie meine Mutter energisch in ein paar schwarze Pumps steigt.
"Ich dachte jedenfalls wir wären erwachsen, ich habe sie kennen gelernt, wir haben eine Nacht zusammen verbracht und ich hab sie am morgen gebeten zu gehen und ja verdammt ich hab ihr eine falsche Handynummer gegeben weil ich sie nicht wiedersehen wollte. Ist das so verwerflich?"
"Ich bin wirklich fassungslos Matz. Nicht nur das du dieses Mädchen ausgenutzt hast , sie ist die Tochter einer der wichtigsten Geschäftspartner deines Vaters."
"Ich wusste nicht das sie die Tochter von Bernhard ist. Sie hat mir ihren Nachnamen nicht genannt und erkannt habe ich sie nicht, es ist Jahre her gewesen das sie bei einer Veranstaltung dabei war. Da war sie noch ein Kind."
"Das macht es zwar nicht besser, aber jetzt ist es so. Ich hoffe du hast daraus gelernt. Vielleicht solltest du das Gespräch mit Natalie suchen."
"Wieso denn? Damit sie danach gleich wieder zu Daddy rennt um mich zu verpfeifen. Wer hätte auch damit rechnen können das Bernhard die Zusammenarbeit mit uns kündigt. Es ist sowas von unfassbar."
Mit klappernden Schuhen geht sie an mir durch,
"Ja unfassbar auch für deinen Vater, hast du mal daran gedacht wie er jetzt da steht. Erst die Schlägerei auf unserem Fest, was Bernhard ebenfalls mitbekommen hat und jetzt seine Tochter. Du hast wirklich viel gut zu machen. "
"Ich weiss," gebe ich bissig zurück.
"Das versuche ich doch", ich schlucke und lasse mich gegen die Wand sinken.
"Und wie genau?", blafft sie aus dem Badezimmer herraus.
"Ich will Elias als Geschäftspartner einbinden."
Ihr plötzlich schweigen irritiert mich, doch dann steht sie mit einem Mal vor mir und streicht über meine Wange.
"Es wird auch Zeit das Ihr zusammen arbeitet."
Dann schwirrt sie zurück ins Bad und lässt mich mit meinen Gedanken allein. Wenn es nur so einfach wäre wie sie es sich erhofft.

Tief im GefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt