Obwohl das vergangene Sonntagsessen bei Elias seiner Familie relativ gut verlaufen ist, kann ich ihn nicht dazu überreden nochmal dort hinzufahren. Seine Mutter schreibt mir ein paar Mal die Woche Nachrichten und ich halte sie auf dem laufenden.
Einigemale hatte ich mit Elias schon einen Streit , weil ich diesen Zwiespalt kaum mehr aushalte. Bei meiner Familie ist Elias einfach er selbst, süss, aufgeschlossen und charmant.
Ich sitze bei Mutter in der Küche und stöhne genervt vor mich hin,
"was bedrückt dich Juliana?"
Meine Mutter schaut mich mit der Kaffeetasse in der Hand an.
"Keine Ahnung, ich finde es gerade so kompliziert", versuche ich meine Gefühle festzustecken.
"Und was genau ist so kompliziert?", ihr intensiver Blick
lässt meinen Bauch leise grummeln.
"Elias will sich einfach keinen Ruck geben, er wartet darauf sein Vater auf ihn zu kommt und mit Matz hat er sich auch noch nicht ausgesprochen."
"Und was erwartest du jetzt von ihm?"
Ich ziehe die Schultern nach oben, "ich weiß es doch selbst nicht. Es wäre so viel einfacher wenn er sich versöhnen würde."
Meine Mutter stellt ihre Tasse in die Spülmaschine, " lass ihm und seiner Familie Zeit. Schließlich gab es den Streit schon vor dir.
Pass einfach auf das du nicht mit in was rein gezogen wirst, was dich eigentlich nicht betrifft."
Unzufrieden brumme ich vor mich hin, diesen Ratschlag kann ich einfach nicht befolgen, das muss doch aus der Welt zu schaffen sein.
" Jule komm schon, ich will dir etwas zeigen. Geh schonmal auf den Dachboden hoch, bin auch gleich da, muss nur noch kurz auf die Toilette."
Neugierig stehe ich auf und tapse leise die Stufen zum Dachboden nach oben, dort kommt mir eine drückende Wärme entgegen, obwohl der Herbst schon deutlich spürbar ist.
Aufgeregt schaue ich mich um, viele Kisten und Schachteln stehen herum, mein altes Kinderfahrrad steht in einer Ecke und die alte Skiausrüstung von meinem Vater liegt verstaubt am Boden.
Kurz darauf kommt meine Mutter schwerfällig die Treppe nach oben und läuft zielstrebig in die hinterste Ecke.
Dort schiebt sie einige Kisten beiseite und wischt sich eine Spinnwebe aus dem Gesicht.
"Kann ich dir helfen?", frage ich verwundert.
"Ja, pack mal mit an. Wir müssen den Wagen da hinten raus heben"
Irritiert schaue ich auf das weiße Tuch, was für ein Wagen?
Als meine Mutter das staubige Tuch herunter zieht, fängt mein Herz an freudig zu hüpfen.
"Oh wie schön, das wir den noch haben."
Sofort laufe ich zu meiner Mutter , kicke einen Karton zur Seite und helfe ihr den Stubenwagen aus der Ecke herraus zu holen.
Vorne unter dem Fenster wirkt er noch viel schöner, etwas schmutzig aber einfach schön.
Meine Mutter wischt ihre Hände an ihrer Jeans ab und lächelt mich dann an.
"Ich dachte wir könnten ihn heute sauber machen und die Wäsche dazu waschen und den kleinen Himmel wieder anbringen. Vielleicht muss auch noch was geflickt werden,mal schauen. Ich habe den Stubenwagen schon Jahre nicht mehr gebraucht."
Liebevoll streicht sie mir über die Wange , dann dreht sie sich um und wühlt in einer kleinen Kiste nach etwas.
Kurze Zeit später befördert sie weiße Babybettwäsche zu Tage und einen Himmel für den Stubenwagen.
"Kannst du in dem alten Schrank dahinten, mal nachschauen ob die Matratze und das Gestänge noch eingepackt im oberen Fach liegt.
Ein klappriger älterer Kleiderschrank steht an der Wand , die Türen stehen leicht offen weil sie sich nicht mehr schließen lassen, beim öffnen quietscht das Scharnier laut und im Schrank kommt ein großes Durcheinander zum Vorschein.
"Und wo soll ich da schauen? Hier ist alles voll?"
Um Himmels willen, meine Eltern haben die letzten dreißig Jahre aber auch wirklich gar nichts weg geworfen.
"Ich weiß nicht genau, ich denke mittleres Fach ganz oben. Müsste in ein Tuch eingewickelt sein.
Wacklig stelle ich mich auf die Zehenspitzen und taste mich durch das Chaos. Ganz hinten fühle ich das kühle Gestänge und ziehe daran.
"Ich hab es gefunden", freudig schaue ich auf das eingewickelte Packet. Vorsichtig legen wir alles in den alten Stubenwagen und tragen ihn gemeinsam Stufe für Stufe die Treppe hinunter.
Als meine Mutter alle Teile auseinander faltet, flattert mein Bauch vor Aufregung.
"Sind das tatsächlich die Sachen die du bei uns hattest?"
"Natürlich", angestrengt schaut meine Mutter die Wäsche durch und wirft dann alles in ein Wäschekorb.
"Ich stecke alles schnell in die Maschine, soweit ich gesehen habe ist der Stoff noch in Ordnung."
"Soll ich den Stubenwagen schonmal abwischen?"
Mit dem Wäschekorb auf der Hüfte dreht sie sich nochmal zu mir um, "ja gerne, nimm ein feuchtes Tuch und bitte vorsichtig. Der alte Weidenkorb verträgt Wasser nicht besonders."
Mit viel Freude fange ich an den Stubenwagen abzuwischen, was gar nicht so einfach ist, der Staub sitzt in den tiefsten Rillen.
" Denkst du Theresa wird sich darüber freuen?", holt meine Mutter mich aus meinen Gedanken.
" Dass musst du gar nicht erst fragen, die wird völlig ausflippen."
Lächelnd steckt sie das Gestänge zusammen und befestigt es am hinteren Teil des Stubenwagens.
"Die Rädern gehen ziemlich schwer", stelle ich fest als ich den Wagen ein Stück schiebe um den hinteren Teil abzuwischen.
" Kein Wunder, nach der langen Zeit auf dem Dachboden. Ich werde Papa heute Abend drauf schauen lassen."
Nachdem ich mit sauber machen fertig bin schieben wir den Wagen in die Mitte vom Wohnzimmer in betrachten unser Werk.
"Jetzt muss nur noch, die Wäsche fertig werden und der Himmel angebracht werden, dann kann Theresa den Wagen am Sonntag nach dem Essen mitnehmen."
"Wundervolle Idee", ich drücke meine Mutter kurz an mich.
"Ich muss aber langsam los, schickst du mir ein Bild davon wenn alles fertig ist?"
"Mach ich, kommt ihr beiden auch am Sonntag?"
Ich nicke, "klar, die Überraschung lasse ich mir nicht entgehen."
Mit einem Kuss auf die Wange verabschiede ich mich und sprinte zu meinem Auto. Jetzt hole ich Mila Zuhause und fahre dann zu Elias für unseren Abendspaziergang.
![](https://img.wattpad.com/cover/179507534-288-k764296.jpg)
DU LIEST GERADE
Tief im Gefühl
RomanceJuliana lernt in einer Diskothek Matz kennen und freundet sich mit ihm an. Ohne zu ahnen wer dieser ist. Doch zur selben Zeit, stolpert Elias in ihr Leben. Mit einem verletzten Hund im Arm steht er auf einmal in der Tierarztpraxis in der sie arbeite...