Kapitel 10

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Montag ist einfach immer die Hölle los ,die Praxis ist voll, bis auf den letzten Stuhl war heute alles besetzt, der ganze Tag war stressig und Martin konnte nicht einmal Mittagspause machen.
Mailin,Susanne und ich hatten alle Hände voll zu tun. Suse schmeißt heute die Anmeldung und Mailin springt zwischen Labor und Behandlung hin und her. Da ich heute morgen die Assistenz bei den Operationen war muss ich auch die stationären Tiere versorgen. Ich gehe an der Anmeldung durch und Suse winkt mich zu sich
"Jule, denkst du dran mich um halb sechs abzulösen. Ich muss heute Abend noch auf ein Termin", gestresst blättert sie die Karteikarten durch.
Ich nicke, "Klar, hab ja noch eine halbe Stunde , geh nochmal mit Pancho raus und dann löse ich dich hier vorne ab."
Flink drehe ich mich um und schlendere den Flur entlang als Mailin mir entgegen kommt.
"Welcher ist Pancho?"
Frech grinst sie mich an. Ich werde augenblicklich etwas rot,
"Also der braune Hund auf Station, warum?"
Ich strecke ihr die Zunge raus.
"Wir geben Fundtieren keinen Namen schon vergessen?"
Ich schnaube,so eine doofe Regel.
"Mir egal,ich muss ihn doch irgendwie ansprechen und bisher hat sich ja auch noch kein Besitzer gemeldet. Der Arme ist nicht gechipt vielleicht wurde er auch ausgesetzt."
In dem Moment geht die Behandlungstüre auf und Mailin schüttelt den Kopf, huscht aber sofort ins Zimmer.
Auf Station blicke ich erst in die Boxen der operierten Tiere, da ist alles in Ordnung. Eine junge Katze erwacht so langsam aus ihrer Trance und wackelt noch benommen von einer Seite zur anderen. Die beiden Kaninchen hingegen, sitzen putzmunter auf ihren Handtüchern und können schon bald abgeholt werden.
Dann öffne ich die Box von unserem Fundhund.
"Na Pancho,komm zu mir Süßer."
Der quirlige Kerl springt sofort auf und hinkt auf drei Beinen zu mir. Ich graule ihn und er schmiegt sich an mich, vorsichtig lege ich ihm ein Halsband und Leine um und trage ihn zur Hintertür.
Langsam und vorsichtig trottet er am Grünstreifen entlang und ich bin erstaunt wie gut er das mit seinem Gipsbein macht. Ich lasse ihn so gut es geht etwas rum tollen als sich hinter mir jemand räuspert.
Erschrocken fahre ich herum und blicke in wunderschöne braune Augen die dunkelbrauen Haare fallen ihm leicht in die Stirn und mein Herz fängt wild an zu pochen. Er lehnt am Zaun und scheint mich zu beobachten
"Hallo , Sie sind es,wollen Sie nach dem Patienten sehen?"
Ich versuche mich ganz gelassen zu geben. "Ja, bin noch etwas früh dran . Hab gleich einen Termin bei euch und da ich zufällig hier hinten geparkt habe, konnte ich euch raus kommen sehen."
Ich gehe auf das Gartentor zu und öffne ihm das eiserne Tor quietschend.
"Kommen Sie rein, eigentlich ist das ja der Hintereingang aber ich mach mal eine Ausnahme." Er schreitet an mir durch und kniet direkt vor unserem Sorgenkind nieder und streichelt ihm über den weichen Kopf. Ein wirklich herzzerreisendes Bild,ein verletzter , zerschrammter Hund und ein großer ziemlich heißer Typ.
"Wie geht es ihm?"
Ohne aufzuschauen, grault er ihn weiter.
"Ganz gut soweit, er bekommt noch Schmerzmittel, doch er ist aktiv und frisst. Ich denke, ihm ist in der Box langweilig und der Gips schränkt ihn ein."
Als er sich aufrichtet versucht Pancho freudig an ihm hoch zu springen doch das geht mit nur einem gesunden Hinterlauf nicht und er fällt auf den Rücken. Wild zappelnd liegt er vor uns und kommt wegen seinem Gipsbein nicht auf. Ich reagiere sofort und bücke mich um ihn wieder auf die Beine zu stellen, doch ich bin nicht die einzige die das vor hat.

Gleichzeitig erreichen wir Pancho und unsere Hände berühren sich. Wie ein Stromschlag fühlt sich seine Haut auf meiner an, ich keuche peinlicherweise kurz auf und werde bestimmt rot. Er blickt mir in die Augen und zieht seinen Mundwinkel nach oben ,ich breche den Augenkontakt ab und helfe unserem Patient. Dieser hält sein verletzten Hinterlauf wieder in der Höhe, der Sturz muss wohl wieder Schmerzen ausgelöst haben.
"Also ich muss wieder rein ,Pancho in die Box sperren. Sie können mich begleiten und dann noch ein Moment im Warteraum Platz nehmen."
Nickend tritt er hinter mich und bringt mich völlig aus den Gleichgewicht.
"Pancho? Heißt dass, es hat sich ein Besitzer gemeldet?"
Mist ,wie peinlich.
"Ähm ,also nein , ich hab ihn vorrübergehend so getauft. Nur so für mich."
Ich schiebe den Hund in seine Box und nehme ihm das Halsband ab.
"Okay, dann schau ich schnell nach wie weit wir in der Sprechstunde sind. Es dauert bestimmt nicht lange. Da vorne geht es zum Wartezimmer. "
" Schon verstanden " er nickt mir zu, salutiert gespielt mit zwei Fingern an der Stirn. Bevor er jedoch den Raum verlässt dreht er sich zu mir um und hält mir die Hand hin.
"Ich bin übrigens Elias" ,
er schaut mich erwartungsvoll an.
"Ich bin Juliana, freut mich"
Ich greife nach seiner Hand, seine Wärme durchflutet mich und sein Duft hüllt mich ein. Die Realität holt mich leider sehr schnell wieder ein, als er meine Hand los lässt und mir über die Schulter zu ruf
"bis später Juliana, meine Hunderetterin."
Irritiert schaue ich ihm nach und ich schwebe wie auf Wolken. Ich eine Hunderetterin, wie goldig ist dass den.
Dabei habe ich doch gar nichts getan, außer ihm die Türe zu öffnen. Und in diesem einen Fall, bin ich so froh dass ich Dienst hatte, glückliche Zufälle.

Tief im GefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt