*Elias*
Als ich Sonntag kurz vor Mittag zu Jule fahre, ist meine Stimmung auf dem Tiefpunkt. Ich liebe sie, aber dass sie sich in die Angelegenheit zwischen meinem Vater und mir einmischt ist wirklich nervig für mich. Auch die Freundschaft zwischen meiner Mutter und ihr, die sich in der letzten Zeit entwickelt hat, macht mir ein gewissen Druck. Unwohl parke ich vor Julianas Wohnung und steige dann lustlos aus meinem Auto.
Bevor ich den Schlüssel zu ihrer Türe aus der Hosentasche ziehen kann, öffnet sie mir schon die Eingangstüre.
Sie sieht atemberaubend schön aus in einem luftigen gestreiften Sommerkleid und glänzenden Sandaletten, ihre Haare liegen lockig auf ihren Schultern und im Gegensatz zu sonst hat sie etwas Schminke im Gesicht. Ihre dunkel umrahmten Augen funkeln mich sexy an und ich würde jetzt viel lieber mit ihr Zuhause bleiben.
"Du siehst heiß aus," sage ich mit einer hochgezogen Augenbraue und lasse meine Hand an ihrer Hüfte entlang wandern.
"Danke, du auch", flüstert sie mir zu bevor sie mich gierig auf den Mund küsst.
Ich dränge sie in ihre Wohnung und ich bin total glücklich als sie sich so leicht mitziehen lässt.
Doch kurz bevor wir das Schlafzimmer erreichen, bleibt sie abrupt stehen und löst sich von mir.
"Guter Versuch Elias" , grinsend dreht sie sich weg und holt ihre Jacke von der Garderobe.
Schlagartig ernüchtert meine Laune wieder, doch ich folge ihr und gebe mich widerwillig geschlagen.
Als wir etwas später bei meinen Eltern das Haus betreten, gebe ich mich gelassen, doch ich fühle mich unruhig und meine Nerven sind angespannt.
Meine Mutter begrüßt uns mit einer herzlichen Umarmung und in mir löst sich ein kleiner Knoten.
"Danke das ihr beiden gekommen seid, ich freue mich so."
Sofort nimmt meine Mutter Julianas Hand und zerrt sie zu sich in die Küche, kicherd verschwinden die beiden Frauen und ich bleibe alleine im Flur zurück.
Bevor ich mich ins Esszimmer begebe, höre ich meinen Vater im Büro reden, umso näher ich komme bemerke ich wie wütend seine polternd Stimme klingt. Schnell versuche ich mich weg zu drehen,
doch die Tür wird aufgerissen und bevor mein Vater mich erblickt höre ich ihn zu Matz sagen.
" Du wirst eine neue Firma auftreiben, es ist deine Schuld. Wie viele Fehler willst du noch machen? Du wirst dich nicht immer hinter meinem Namen verstecken können."
Schnell drücke ich mich ein paar Schritte nach hinten doch der Kopf meines Vaters schnellt in meine Richtung. Seine Augen funkeln erbost und eine kleine Falte bildet sich auf seiner Stirn.
"Elias", ein kurzes Schnauben, "du bist hier."
"Ja, wir wurden schließlich eingeladen", ich lasse meine Worte nur so heraus peitschen.
"Ja natürlich, dann lass uns ins Esszimmer gehen."
Seine Stimme klingt gereizt, aber er zügelt seine Gefühle und marschiert vorraus.
Obwohl ich nicht genau weiß um was es hier genau geht , lässt das ungute Gefühl nicht nach. Matz kommt aus dem Büro gelaufen und blickt nur kurz auf bevor er sich mit einem kurzen Gruß an mir durch drückt und im Flur verschwindet.
Langsam schlendere ich ins Esszimmer um dort Jule und meine Mutter mit Besteck und Schüsseln am Tisch plaudern zu sehen.
Während des Essens ist Matz seltsam schweigsam, was mich
ihn immer wieder misstrauisch beobachten lässt.
Ich bin so in Gedanken bei dem Gespräch von vorhin dass ich gar nicht registrierte das meine Mutter mich anspricht.
"Elias?" , alle schauen zu mir.
"Was? Entschuldige, ich war in Gedanken."
"Ich habe dich gefragt, was ihr mit den Hundebabys machen wollt wenn sie auf der Welt sind?"
"Hundebabys? Jule, ich dachte wir müssen den Termin bei deinem Chef abwarten." Irritiert schaue ich meine Freundin an.
"Müssen wir auch. Aber deine Mutter hofft, auf ein paar Welpen."
Achselzuckend schaue ich meine Mutter an, " keine Ahnung, wenn wir wirklich Welpen bekommen, müssen wir wohl welche abgeben. Ich weiß es wirklich nicht."
Mit einem jauchzen greift meine Mutter nach der Hand von meinem Vater.
"Ach Ludwig, wir wäre es mit einem Hund für uns?"
Erstarrt schaut er auf, " ein Hund? Wir haben doch gar keine Zeit?"
"Quatsch, ich bin doch die meiste Zeit Zuhause. Wie hatten doch schon so lange keinen Hund mehr."
Mit einem schmalen Lächeln drückt mein Vater die Hand meiner Mutter, " vielleicht sollten wir abwarten ob wirklich Welpen unterwegs sind und dann können wir immer nochmals drüber reden."
" Und was gibt es sonst noch neues Juliana?", wendet sich mein Vater an Jule.
"Naja , also bei mir eigentlich nichts."
Mit einem vernichteten Blick durchbohre ich sie.
"Da musst du eher Elias fragen?", mit einem stolzen Lächeln blickt sie von meinem Vater zu mir.
Kleines Biest, jetzt hat sie mich doch tatsächlich in die Enge getrieben.
"Ach und was gibt es bei dir neues, Elias?", mein Vater schaut interessiert auf.
" Ich habe ein Angebot von meinem Chef bekommen, das ich angenommen habe" , versuche ich ausweichend abzuwiegeln.
"Und was für ein Angebot? Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen."
"Ich werde die Geschäftsleitung übernehmen, Gerold zieht sich aus dem Geschäft zurück" sage ich mit fester Stimme.
Erschrocken zieht Matz am anderen Ende vom Tisch die Luft ein und starrt mich an.
Nach einem kurzen Schweigen räuspert sich mein Vater,
"dann gratuliere ich dir."
Meine Mutter springt lächelnd auf und drückt mich fest an sich, " ich gratuliere dir auch mein Schatz, ich bin stolz auf dich."
Die viele Aufmerksamkeit ist mir unangenehm und ich werfe Jule hilfesuchende Blicke zu.
"Danke", erwidere ich kleinlaut.
Als ich zu Matz schaue, springt dieser plötzlich auf,
mit einem "Glückwunsch Elias", stürmt er davon und mit einem lauten Knall fällt die Türe hinter ihm zu.
Irritiert schaue ich alle am Tisch an, bis Jule die Stille bricht.
"Wir sollten vielleicht auch bald aufbrechen und mal nach Mila zu schauen?"
Dankbar und erleichtert, beobachte ich wie meine Freundin mit meiner Mutter den Tisch abräumt und sich sichtlich wohl zu fühlen scheint. Kurz darauf verabschieden wir uns und fahren endlich nach Hause.
Der Abgang von Matz lässt mich nicht zur Ruhe kommen, was ist da schon wieder los?

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Tief im Gefühl
Storie d'amoreJuliana lernt in einer Diskothek Matz kennen und freundet sich mit ihm an. Ohne zu ahnen wer dieser ist. Doch zur selben Zeit, stolpert Elias in ihr Leben. Mit einem verletzten Hund im Arm steht er auf einmal in der Tierarztpraxis in der sie arbeite...