Kapitel 32

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*Elias POV*

In Hektik fahre ich Zuhause auf meinen Parkplatz und laufe auf meine Wohnung zu. Immer wenn ich einen Termin habe dann geht irgend etwas auf der Baustelle schief. Genervt ziehe ich meine Haustürschlüssel aus der Hosentasche und schließe auf, während ich meine Sicherheitsschuhe abstreife und vor der Türe stehen lasse.
Noch bevor ich richtig in de Wohnung stehe , kommt Pancho auf mich zu geschossen.
"Na großer, bereit wieder Richtig zu laufen?"
Ich kraule ihm seine flauschigen braunen Ohren und schleppe mich dann weiter ins Badezimmer.
Mit flinken Fingern knöpfe ich meine Arbeitshose auf und lass sie auf den Boden gleiten, schnell folgen meine restlichen Kleider und ich stelle ich mich unter die Dusche.
Nur schon der Gedanke dass ich vielleicht gleich Jule wieder sehe , lässt mein Herz unregelmäßig schlagen. Ich bin ihr völlig aus dem Weg gegangen, ich konnte sie einfach nicht sehen. Nur schon der Gedanke daran , dass sie wirklich etwas mit Matz hatte, lässt immer noch Wut in mir aufwallen.
Ich hab mich einfach täuschen lassen, Liebe macht wohl eindeutig blind.
Kurze Zeit später steige ich in ein frisches Shirt und Jeans, ein Blick auf mein Handy lässt schlimmes wahr werden. Ich komme mit Sicherheit zu spät.
Am Auto hebe ich Pancho hoffentlich zum letzten Mal mit Gips in den Kofferraum und presche los um nicht noch total zu spät zu sein.
Schon auf dem Parkplatz sehe ich Jule ihren Wagen in ihrer Parklücke stehen und mein Herz beginnt wild zu Pochen.
Nach außen hin gebe ich mich gelassen und betrete die Praxis, doch innerlich fühle ich mich total schrecklich. Unruhig sehe ich mich um , als Jule plötzlich den Flur entlang läuft und eine silberne Schale in der Hand hält , sie trägt Handschuhe und versucht mit dem Handrücken unbeholfen eine Haarsträhne nach hinten zu schieben.
Als sie mich erblickt , schnappt sich kurz nach Luft und kommt ins stocken, doch dann lächelt sie mich an und verschwindet in der nächsten Türe.
Sie sieht sie unglaublich hübsch aus, ihre Haare haben sich etwas gelöst und ihre Wangen sind leicht gerötet. Noch nie war eine Frau so anziehend für mich.
Ein bitterer Geschmack breitet sich in meinem Mund aus, ich muss bei der Sache bleiben. So hübsch sie ist und so sehr ich sie verdammt nochmal vermisse ,darf ich mich nicht blenden lassen.
Genervt lasse ich mich auf einen der Plastikstühle sinken und streichle Pancho über den Rücken.
Nach einer Weile wird wieder eine Türe geöffnet und der Tierarzt kommt auf mich zu.
"Guten Abend Herr Orthey, kommen sie mit Pancho doch bitte rein, dann werden wir erstmal den Gips entfernen."
"Gerne" ich folge ihm in ein Sprechzimmer und lasse Pancho vorsichtig auf den Behandlungstisch ab.
"Wie hat er sich den gemacht , in letzter Zeit?"
"Ganz gut", antworte ich "er ist eigentlich komplett auf der Pfote gelaufen und hat sie auch nicht mehr angezogen."
"Sehr gut, dann entfernen wir jetzt diesen hässlichen Gips und dann Röntgen wir zur Sicherheit nochmal nach."
Als ich schon denke das Jule diesmal wohl doch nicht mehr ins Sprechzimmer kommen wird, geht die Tür auf und sie kommt herein gefegt.
Sie stellt eine Schale und auf den Tisch und stürzt sich dann förmlich auf Pancho. Dieser miese Verräter springt fast auf und versucht sie abzulecken.
"Hallo mein Hübscher" , flüstert sie in sein Fell.
"Jule, können wir los legen, gibt's du mir noch eine Gipsschere?"
Dann machen sich beide ans Werk,
Jule legt Pancho gekonnt auf die Seite und hält ihn fest, während ihr Chef mühsam versucht den Gips mit einer kurzen gebogenen Schere aufzuschneiden.
Es dauert länger als ich erwartet hatte doch als das Hinterbein endlich frei ist versucht Pancho sofort an sein Bein zu kommen.
Vorsichtig stellt Jule ihn auf den Tisch und er schnuppert erstmal sein Bein ausgiebig ab.
"Hilfst du mir bitte, ihn vorsichtig auf den Boden zu stellen."
Das erste mal das sie mich heute direkt anspricht und ihre Stimme geht mir durch und durch.
Ohne ihr zu antworten schnappe ich Pancho und lasse meinen Arm unter seinen Brustkorb gleiten und wir heben ihn langsam von Behandlungstisch.
Nach den ersten sanften Schritten , beginnt er wie wild mit dem Schwanz zu wedeln und versucht davon zu stürmen.
"Stopp, Pancho nicht so wild."
Ich greife nach seinem Halsband als Jule in gleichzeitig zu sich zieht, meine Hand berührt ihren Arm und ihre Wärme lähmt mich für einen Moment völlig. Doch dann ziehe ich meine Hand ruckartig zu mir.
" Ich nehme Pancho mit in den Röntgenraum, du kannst gern hier warten."
Wieder durchfährt es mich heiß als sie mich direkt anspricht, doch ich nicke nur unfähig ein klares Wort herraus zu bringen.
Gefühlt dauert es eine Ewigkeit bis sie mit Pancho wieder um die Ecke kommt. Der Tierarzt erklärt mir das der Bruch gut verheilt ist. Aber das Pancho noch nirgends runter springen drauf oder die Belastung zu groß werden soll. Als er mich verabschiedet, bin ich erleichtert, der vorerst letzte Besuch.
Als ich an der Anmeldung ankomme um meine Rechnung mitzunehmen bin ich mit Jule allein, sofort spüre ich wie sich die Stimmung zwischen uns verändert.
Sie hält mir die Rechnung entgegen und am liebsten würde ich nach draussen fliehen.
"Elias, bitte hör mir kurz zu."
Wieder sage ich nichts und schaue ihr finster ins Gesicht.
"Egal was dein Bruder gesagt hat, hör erstmal meine Version an, sie schaut sich verstohlen um, dann dreht sie sich wieder zu mir.
"Ich hatte nichts mit ihm wirklich. Ich hab erst bei der Feier erfahren das ihr Geschwister seit. Bitte glaub mir."
"Achja und das ihr euch geküsst habt ist also gelogen?"
Sie holt tief Luft,
" nein, es stimmt ich will ehrlich sein, aber Elias ich habe dich da noch nicht mal gekannt."
"Aber du bist mit ihm ausgegangen , obwohl du mich gekannt hast" ich spucke es ihr förmlich entgegen.
"Ich bin nur als eine Freundin mit Matz gegangen, nicht als sein Date."
Ich schnaube auf,
"Ach wirklich, und dann lasst man Kuschelpärchen Fotos machen. Schon klar. "
"Du willst auch nur deine Version sehen. Jetzt versuche doch wenigstens mal meine Sicht zu verstehen.
"Du hast ja jetzt für dich Stellung bezogen, ich muss ja nicht deiner Meinung sein. Deshalb geh ich jetzt, wir kommen so nicht weiter",
Wütend zerre ich Pancho zu mir.
"Elias, bitte. Ich will dich nicht verlieren", verzweifelt kommt sie auf mich zu.
Bevor sie mich allerdings berühren kann und ich vielleicht doch noch einknicke , gehe ich ein paar Schritte zurück.
"Du hattest mich nie und du wirst mich auch nie haben. Es hat sich nichts geändert."
Die Worte kommen mir kaum über die Lippen, sie schaut mich mit Tränen in den Augen an und am liebsten würde ich sie in meine Arme ziehen. Ein kleiner Funken Zweifel glimmt in meinem Herzen, was wenn Matz gelogen hat.
Ich reiße mich von ihrem Anblick los und stürme aus der Praxis.

Tief im GefühlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt