Ein Tag wie jeder andere

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Ich lächelte. Zufrieden nahm ich meine Kopfhörer ab und legte sie zur Seite. Stolz betrachtete ich mein Werk, dass ich in den letzten Stunden vollbracht hatte.
Die Melodie war traurig, aber angespannt und regte zum Tanzen an. Wenn ich morgen ein gutes Publikum haben würde, könnte ich das Lied zum Test bestimmt einmal auflegen.

Schnell speicherte ich das Lied auf meinem Stick ab und loggte mich aus. Ich sah auf die Uhr. Schon 21:30. Es war Zeit aufzubrechen. In einer Stunde war mein Auftritt in der der Shadow-Bar gleich hier um die Ecke. Sie ist eine der berühmtesten Discos hier in der Gegend und ich hatte lange gebraucht mich in dieser Szene hochzuarbeiten.

Ich bin noch nicht lange DJ, erst seit ca. 2 Jahren. Doch es war schon immer mein Traum selbst Musik zu machen und sie mit anderen zu teilen. Schnell warf ich einen Blick in den Spiegel und bemerkte, dass ich noch immer meine Jogginghose anhatte. Genervt sprang ich auf und wühlte in meinem Kasten nach etwas Brauchbarem zum Anziehen.

Schließlich wurde ich fündig und kombinierte ein bauchfreies, schwarzes T-shirt zu einer zerrissenen schwarzen Hose. Mit gekonnten Handgriffen band ich mein rotes Bandana neu und sprühte mir ein wenig Parfüm hinter das Ohrläppchen.
„So, fertig!", dachte ich und schnappte mir meine Umhängetasche.

Plötzlich rumpelte es im Wohnzimmer und Gläser klirrten. Ich zuckte zusammen und lauschte. „Verschwinde, verschwinde aus meinem Haus", hörte ich meinen Vater schreien. Dann klatschte es laut und jemand wimmerte elend um Einhalt. „Mama", flüsterte ich traurig und setzte mir die Kapuze meiner schwarzen Weste auf.

Mein Vater schlug uns in letzter Zeit immer öfter. Und das alles wegen diesem verdammten Alkohol..... Mama versuchte deshalb der Wut meines Vaters zu entgehen und lies sich immer seltener bei uns blicken. Ich wusste nicht genau, wo sie in der Zwischenzeit immer war, doch ehrlich gesagt, wollte ich das auch gar nicht wissen.....

Ich nahm all meinen Mut zusammen und drückte mich zwischen dem Spalt meiner Tür hindurch, auf den Flur hinaus. Auf leisen Sohlen schlich ich mich Richtung Eingangstür und zuckte bei jeder Stelle zusammen, an der der Holzboden ein gefährliches Knarren von sich gab.

Plötzlich stand mein Vater, mit wütendem Blick und einer Vodka-Flasche in der Hand, in der Tür zum Wohnzimmer. „Du auch, komm sofort her, dann bekommst du was du verdienst!" Ich fluchte und rannte los. Rannte so schnell mich meine Beine trugen und stolperte aus unserer Wohnung. Ich hastete die Stiegen herunter und rannte dabei fast die alte Dame aus dem Dritten um. Entschuldigend setzte ich meinen Weg fort und blieb erst stehen, als ich vor der Bar stand.

Der Nachthimmel war klar und die Sterne funkelten hell. Ein kalter Wind blies mir ins Gesicht und wehte meine weiß-silbernen Haare unter der Kapuze hervor. Die Wahl der Haarfarbe, war einst ein Rebellionsakt gegen meine Eltern, doch mittlerweile war sie zu meinem Markenzeichen geworden. So bekam ich auch meinen Künstlernamen: „Silver fox".

Niemand hier kannte meinen Namen. Ich hatte es für die beste Wahl gehalten lieber anonym zu bleiben, so konnte ich jederzeit abtauchen und ein neues Leben beginnen.

Ich sah auf meine Armbanduhr. Die Bar war schon ziemlich voll für diese Urzeit. Das würde heute sicher ein erfolgreicher Abend werden.

Ich sah mich noch einmal um, atmete tief durch und betrat ich den Laden....


Liebe, das gibt es nicht! (Suga Ff) - Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt