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Yoongi

Was ist der Sinn im Leben? Für was wird man geboren, für was kommt man auf diese Welt? Um zu sterben oder haben wir eine Mission die wir zu erfüllen haben? Ein Handbuch fürs Leben wäre nicht schlecht, welches du direkt nach der Geburt bekommst und es liest, sobald du es kannst. Ein Handbuch, welches dir genau zeigt welche Aufgaben und Hindernisse du in deinem kurzen und dennoch viel zu langem Leben zu meistern hast. Doch leider kommst du auf die Welt, völlig unvorbereitet, wirst quasi ins kalte Wasser geschubst. Manche Wegweiser bekommst du natürlich, wie zum Beispiel deine Eltern. Sie lenken dich in die richtige Richtung, helfen dir so gut es geht im Leben klarzukommen. Sie sind dein Kompass für den Weg den du gehen musst.
Doch was ist, wenn dir genau dieser Kompass genommen wird, was ist, wenn auf einmal deine Wegweiser verschwinden und du dich bloss noch im Kreis drehst, in der Hoffnung den Weg wieder zu finden? Man verirrt sich, man geht Abwege, muss holprige und gefährliche Strassen überqueren, nur um sich schlussendlich im Wald der Einsamkeit wieder zu finden.

Meine Eltern hatten es noch nie einfach mit mir, ich wollte nie einsehen, dass sie nur das Beste für mich wollten. Ein Rebell hat man mich genannt, noch heute, einen schwierigen Jungen hat man mich genannt und dennoch sind meine Eltern niemals von meiner Seite gewichen und haben immer wieder versucht mich in die korrekte Richtung zu führen. Doch ich habe meine Seele dem Strassenleben verkauft, Drogen haben mein Leben bestimmt, tun sie noch heute. Wenn ich gewusst hätte wie es endet, hätte ich dann alles anders gemacht? Vermutlich nicht. Ich bin und war schon immer ein Freigeist, niemand konnte mir etwas vorschreiben, noch nicht mal meine Eltern.

Und nun sitze ich hier, auf einem Hügel mit der besten Aussicht auf Seoul. Fernab des ganzen Lärms und der Hektik, die in der Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten herrscht und vermisse meine Eltern. Doch ich habe gelernt mit dem Verlust, mit diesem Schicksalsschlag und dieser Einsamkeit zu leben. Ich stürze mich in gefährliche Dinge, suche nach dem Adrenalinkick, der mir meine ganzen negativen Gedanken und Gefühle austreibt. Mir ist es egal was Morgen ist, ich lebe heute, im hier und jetzt. Mir ist es egal, wenn mein Leben vom einen auf den anderen Tag vorbei ist.

Genüsslich ziehe ich an dem kleinen Stummel in meiner Hand. Kiffen gehört schon fast zu meinem Ritual, ich inhaliere täglich die Droge und das unbeschwerte Gefühl, dass sich dann in mir breit macht und die angenehme Leere in meinem Kopf, lassen mich fliegen und frei fühlen.
Ist unser Tod nicht sowieso bereits vorbestimmt? Ist unser letzter Atemzug nicht bereits schon entschieden, wenn wir unseren ersten tun? Ich stosse den Rauch in die dunkle Nacht hinaus und starre auf die Glut, die sich vorne an dem Joint bildet. Die angenehme Abendluft streicht durch meine schwarzen Haare und lassen mich ein wenig erschaudern. Es ist bereits schon spät, doch die Stadt scheint noch immer nicht zu schlafen. Schläft die Stadt überhaupt jemals? Schlafe ich denn genug? Ich glaube wohl kaum, doch das ist mir egal, ich brauche den Schlaf nicht. Auch muss ich nicht nachhause, niemand wäre dort der auf mich warten würde. Nachhause gehe ich sowieso selten, dort ist nichts was mich hält, nichts das mich braucht. Deshalb ist mein Rückzugsort mein Studio, mein heiliges Tattoostudio, welches ich mit stolz und harter Arbeit ermöglicht habe.
Na gut, das Geld habe ich vom Dealen, vom Verkauf der Drogen. Doch Geld ist Geld, nicht wahr? Niemand interessiert von wo ich die Kröten her habe um mir ein eigenes Studio zu ermöglichen. Nur Jungkook und Namjoon wissen etwas von meinen illegalen Machenschaften. Hoseok will ich da nicht mit reinziehen. Er hatte schon früh Sunmi an seiner Seite und diese wollte ich auf keinen Fall mit reinziehen. Sie hat eine gute Seele und ein reines Herz. Hätte ich Gefühle, dann würde ich sie schon fast als grosse Schwester sehen. Doch noch nicht einmal das erlaube ich mir.
Ich schnippe den Stummel vor mir in die Erde und erhebe mich. Es sind bestimmt mehrere Stunden vergangen, aber mein Zeitgefühl habe ich verloren, spätestens als sich das Gift in meinem Körper breit gemacht hat. Meinen Helm, der bloss an der Lenkradstange gehangen hat, ziehe ich über meinen Kopf und setze mich auf mein geliebtes Motorrad.

Der Weg zurück in die Stadt ist kurvenreich und ich liebe nichts mehr als mit hoher Geschwindigkeit um die Kurven zu rasen. Dieser Kick, der Gedanke ob genau diese eine Kurve mein Ende bedeuten würde, lassen ein Gefühl der Schwerelosigkeit in mir aufkommen was mich regelrecht in Trance versetzt. Nach der letzten Kurve kommt eine lange, gerade Strasse, welche durch den Wald führt und da gebe ich noch ein wenig mehr Gas. Aber ich spüre, je näher ich der Stadt komme, desto beklemmender werden meine Gefühle. Ich hasse es hier zu sein, aber hasse es genau so sehr, wenn ich gehen müsst. Ich bin in dem ewigen Teufelskreis, ich bin der Gefangene in meinem eigenen Leben.

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Fühlte mich kinda down als ich angefangen habe dieses Kapitel zu schreiben, oder als ich mich dazu beschlossen habe eines zu schreiben. Deswegen bisschen emotional, thoughtful vibes hier lol

Nun geht es mir besser, das Schreiben hilft mir sehr.


PS; DONT DO DRUGS

Under my skinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt