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Yoongi

Die Gasse, in der ich stehe, ist düster, bloss von einem Werbeschild beleuchtet und sieht alles andere als einladend aus. Doch das sind solche Orte an denen ich mich schon all zu oft aufgehalten habe, als dass sie mir unheimlich oder unbehaglich erscheinen. Sie sind ein Teil von mir geworden, kenne sie besser als manch anderer. Hier verkaufe ich mein Zeug, hier mache ich das Hauptgeschäft und verdiene die Kohle, die ich brauche. Dieses Geld ist dreckig, verschmutzt und die dunkle Wolke des Verbotenen, schwebt über diesem Geld. Doch mir geht das am Arsch vorbei, Hauptsache ich habe am Ende des Deals meine Taschen voll.
Jemand der mit Drogen dealt tut es für das Geld, oder für die Drogen selber. Ich bin alles andere als ein Junkie, bin niemals an den Drogen hängen geblieben ausser am Kiffen. Aber sagt mir ehrlich wer nicht gerne mal Einen raucht. Ich mag das Gefühl, das mir das Gras gibt, du glaubst du fliegst und bist freier den je.

''Yo, was geht? ''

Bobby reisst mich aus meinen Gedanken und ich schlage mit ihm ein, so wie wir es immer tun, wenn wir uns sehen. Der braunhaarige Lockenkopf lehnt sich lässig an die Wand des schäbigen Schnellimbisses, den ich noch nicht mal aufsuchen würde, wenn es der letzte Laden auf Erden wäre. Vorher würde ich elendig verhungern. ''Hast du es dabei? '' Ich rolle mit den Augen. Was für ein Dealer wäre ich, wenn ich das Zeug nicht mitnehmen würde. Manchmal da hinterfrage ich die Intelligenz dieses Jungen wirklich. Wer weiss, vielleicht haben ihm die Drogen bereits die letzte Gehirnzelle genommen.
Meine Hand gleitet in die Innentasche meiner Lederjacke und zieht ein kleines Tütchen mit einem weissen Inhalt hervor. Kokain, das weisse Wunder, die Eisprinzessin unter den Drogen. Ich selbst nehme dieses Zeug ab und an. Diese Droge ist wahrhaftig eine Bitch. Diese lässt dich hochfliegen, du bist in einer Blase gefangen, gefüllt mit Euphorie, Adrenalin, Hemmungslosigkeit und auch Lust. Du fühlst dich gut, sie lässt dich fühlen wie ihr König, der du eigentlich nicht bist. Doch diese Bitch lässt diese Blase auch zerplatzen und was zurück bleibt sind Angstzustände und Halluzinationen. Letzten Endes wirft sie dich in ein tiefes Loch aus Dunkelheit aus dem du eigentlich hast ausbrechen wollen.

Ich halte Bobby das Päckchen vors Gesicht und der athletisch aussehende Junge will es sich schon schnappen. Doch ich reagiere schneller, ziehe es wieder weg und schnalze mit der Zunge. ''Du kennst die Regel. Erst das Bare und dann die Ware. '' Mein Gegenüber stösst die Luft aus und ich erkenne in seinen Augen, wie sehr er sich nach diesem Dreck verzehrt. Er ist schon zu tief im Ganzen drin, als wieder alleine raus zu finden. Er streckt mir das Geld hin, das aus kleinen Noten besteht, weil er wohl sein ganzes Erspartes zusammengekratzt hat. Bevor ich ihm das Tütchen überreiche, zähle ich das bekommene Geld zuerst. Einem Junkie kann man niemals trauen, selbst wenn er sowas wie dein Freund ist. Zufrieden mit dem was er mir überreicht hat, strecke ich ihm die versprochene Ware hin. Diese schnappt er sich und verstaut es in seiner Hosentasche. Er wird nun wie üblich in irgendeinen Club gehen, sein Leben geniessen und eine Line ziehen. Die Ekstase wird eintreffen, er wird sich grossartig fühlen und morgen wird er sich schwören nie wieder Drogen zunehmen. Doch dies endet meist indem er nervös wird und sich nach der nächsten Line sehnt. Dann irgendwann später ruft er mich oder irgendeinen anderen Kurier an um wieder an sein Heilmittel aber zugleich auch Gift zukommen um so wieder die gewünschte Euphorie zu spüren. Es ist und bleibt ein ewiger Teufelskreis der jeder Junkie Tag ein und Tag aus erlebt. Ist man einmal zu tief drin, findet man nie mehr raus. Ich weiss das die Konsumier und Sterberate von Drogen extrem hoch sind hier in Korea. Aber der Gedanke das ich einen Teil dazu beitrage, ist mir völlig egal. Jeder ist eigener Herr seiner Taten und sind wir ehrlich, würde ich keine Drogen verkaufen, dann würden diese Leute einfach zu einem anderen gehen, welcher vielleicht richtig gestrecktes Zeug verkauft.

Mit einem erneuten Handschlag verabschiede ich mich von Bobby und laufe durch die verlassene Gasse. Die Luft ist durch den Gestank von Urin und Essen verpestet, doch meine Nase scheint wohl schon abgehärtet zu sein. Wenige Minuten später erreiche ich das Ende der Gasse und gelange an die Hauptstrasse, welche ebenso verlassen scheint. Bloss ein paar Leute halten sich hier auf, welche aus den versifften Clubs und Bars kommen oder einfach ein paar Nutten suchen für einen schnellen Fick in einem Hotelzimmer. Mein Motorrad habe ich ein wenig weiter weg parkiert, weshalb ich dieser Strasse folgen muss. Ich habe die Kapuze meines Hoodies in mein Gesicht gezogen und meine Hände in meine Hosentaschen gesteckt. Mein Blick wandert gelangweilt umher und gleitet auf die gegenüberliegende Strassenseite, wo bloss eine Person entlangläuft. Diese wischt sich immer wieder über das Gesicht und eigentlich würde ich dieser Person auch nicht weiter meine Aufmerksamkeit schenken, doch wie sie gekleidet ist lässt mich innehalten. Das ist definitiv niemand der hierhergehört oder normalerweise in solchen Kreisen verkehrt. Der Junge trägt eine helle Jeans, welche seine Beine gut betont und ein oversized Hemd in Weiss, welches ihm locker über den Oberkörper hängt, seine Füsse stecken in teuer aussehenden Gucci Schuhen.
Ich schaue noch einmal genauer hin und stocke in der Bewegung als ich doch tatsächlich Jimin als diesen Jungen identifizieren kann. Was zum Teufel....

Mit schnellen Schritten überquere ich die Strasse und sehe genau wie gierig ihn manche Typen betrachten. Was denkt er sich dabei in diesem Stadtviertel umher zu irren?
Ich packe ihn am Oberarm und ein erstickter, spitzer Schrei verlässt Jimins Kehle. Erschrocken hat er seine Augen aufgerissen und blickt direkt in meine dunklen, zu schlitzen verzogenen Augen. ''Yoongi? '' Seine Lippen sind geteilt und seine Wangen tränennass. ''Was zum Fick Jimin? Was denkst du was du hier verloren hast? '' Meine Hand ist immer noch fest um seinen Oberarm geschlossen und in seinen Augen schimmern noch immer Tränen. ''Mit was bist du hierhergekommen? '' Der Blondschopf befeuchtet seine trockenen Lippen ehe er mit einer zitternden Stimme spricht. ''B-Bus. '' Ohne ein weiteres Wort ziehe ich ihn mit mir, durch die gefährlichen Strassen dieser Gegend, bis zu meinem Motorrad. Dieser Junge hat hier nichts verloren, hier gehört er nicht hin, dafür scheint er viel zu rein und unschuldig. 

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Ich glaube unser kleiner Jimin hat sich gewaltig verlaufen, doch zum Glück ist Yoongi, der strahlende Ritter in der Rüstung (an dieser Stelle in Lederjacke) zur Stelle und scheint ihn aus der Gefahrenzone zu retten.  *dramaticmusic*

loveloveyou

Under my skinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt