-83-

1K 80 13
                                    


''Jimin. Diese Nachricht zu verfassen ist nicht einfach und ich weiss, dass du uns nicht glauben weder verzeihen wirst. Doch dein Vater und ich haben in letzter Zeit viel geredet, viel nachgedacht. Seit du überstürzt, aber dennoch völlig nachvollziehbar, deine Sachen gepackt und das Haus verlassen hast, kann ich nicht aufhören daran zu denken, was ich falsch gemacht habe. In mehreren, wenn nicht gar in allen Punkten habe ich total versagt eine gute Mutter zu sein. Deine Worte, welche du damals zu deinem Vater sagtest, haben mich nachdenken lassen. Waren wir wirklich der Auslöser für Taemins Entscheidung? Vielleicht waren wir das, vielleicht waren wir schuld am Tod unseres eigenen Sohnes. Was ist mit uns geschehen, an welchem Punkt in unserem Leben haben wir aufgehört gute Eltern zu sein. Die Realisation, dass wir seinen Tod hätten verhindern können, indem wir einfach für unseren Sohn da gewesen wären treffen uns hart. Ich erhoffe mir nicht, dass du mir oder deinem Vater verzeihst, wir wollen bloss, dass du weisst, das wir dich lieb haben Jimin. Ich würde mir niemals verzeihen, wenn wir unseren letzten Sohn auch noch verlieren würden.
Wir werden uns anstrengen, uns bemühen richtige Eltern zu werden, Eltern welche du verdienst. ''

Seit Minuten starre ich die eben eingegangene Nachricht an, lese und lese sie immer wieder, versuche dabei immer wieder rauszufinden, wie ich mich gerade fühle. Wie muss ich mich denn fühlen? Glücklich, traurig, erleichtert, wütend? Ich weiss es nicht und die Tränen welche meine Wangen runterlaufen brennen sich in meine Haut. Immer wieder wische ich sie mir aus dem Gesicht, meine Gedanken scheinen sich zu überschlagen. Wollte ich nicht immer genau solch eine Nachricht meiner Eltern, wollte ich nicht immer schon, dass sie zur Einsicht kommen, sie mich lieben und wahrnehmen. Jetzt könnte dieser Augenblick wirklich gekommen sein und dennoch weiss ich nicht ob ich vor Freude oder vor Trauer weine.
Eine Hand berührt meine Schulter und als ich meinen Blick hebe, schaue ich Sunmi direkt in ihre Augen welche mir gleich signalisieren, dass sie sich sorgen macht. Die vor kurzem frischgebackene Mutter wischt mir eine Träne aus dem Augenwinkel. Ohne gross darüber nachzudenken, weiss ich einfach, dass sie eine wundervolle Mutter sein wird, genau so wie Hoseok ein wundervoller Vater ist.
Einige Wochen sind vergangen, seit Yoongi und ich dieses Gespräch hatten inmitten des Regens, nicht unweit einer Party. In der zwischen Zeit ist dann auch Sunmis und Hoseoks kleiner Sohn auf die Welt gekommen. Ein kleines, unschuldiges Wesen kam zur Welt, mit einer Weste so weiss wie Schnee und ich wünsche mir nichts mehr, als das seine Weste für immer genau so weiss bleiben wird.

Nun fallen mir auch die Blicken meiner anderen Freunde auf. Hobi, Namjoon, Jin und Taehyung hocken auf der kleinen Couch und dem Sessel, welche sich im Tattoo Studio von Yoongi befindet.
Dieser hat gerade einen Kunden, genau so wie Jungkook, was mir gerade recht ist. Ich will nicht, dass mich Yoongi so sieht, mit meinen verstreuten Gefühlen und nicht sortierten Gedanken. Ich weiss wirklich nicht wo mir der Kopf steht, weiss nicht genau was ich meinen Freunden sagen soll, wenn doch eigentlich nur Taehyung wirklich von allem weiss, was mit meinen Eltern und mir passiert ist. Jin weiss, dass ich es zuhause nicht einfach habe, weiss das ich kein allzu gutes Verhältnis zu ihnen pflege. Mit einem verzweifelten Blick wende ich mich an Tae, welcher mich sogleich an meiner Hand nimmt und mich nachdraussen vor das Studio zieht, weg von den Fragen und Blicken der anderen.

''Was ist los Chim. '' Beruhigend streicht mir mein bester Freund über die Arme und sieht mich fragend an. Wortlos reiche ich ihm mein Handy, welches er in seine Hand nimmt und gleich sofort fliegen seine Augen über die geschriebenen Zeilen meiner Mutter. Sekunden verstreichen, in denen man bloss das Hupen der vorbeiziehenden Autos hört und mein unregelmässiger Atem, welcher ich mühsam ausstosse. Noch weitere Sekunden verstreichen, ehe mich Tae in seine Arme zieht und tröstend über den Rücken streicht. ''Du solltest ihr antworten, nicht gleich, lass dir Zeit. Denke darüber nach ob du es willst. '', spricht er leise in mein Ohr, seine Arme noch immer um mich gelegt.
Ob ich es will? Ob ich meine Eltern zurück in meinem Leben will, nach all dieser Zeit in der sie mich wie Luft behandelt haben. Meine Gedanken werden unterbrochen, durch das Läuten der Glocke, welche über der Tür zum Studio hängt und im nächsten Moment wird Tae von mir gezogen und Yoongi sieht mich mit einem durchdringenden Blick an. Als meine Augen auf die Seine treffen steigen erneut Tränen auf und einen klitzekleinen Augenblick später liege ich nun in den Armen des schwarzhaarigen. ''Deine Sorgen sind auch meine, deine Dämonen sind auch meine. Also erzähle mir von ihnen, erzähle mir davon was dich gerade so trifft. '', haucht er leise und mit einer ruhigen und angenehmen Stimme in mein Ohr. Er hält meine Hand, er ist hier bei mir, noch immer auch noch nach diesen Wochen und ich weiss, dass er dieses Mal mit mir zusammen meinen Dämonen stellt.

Under my skinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt