Jimin
Stunden verstreichen, Tage ziehen an mir vorbei, an denen ich bloss funktioniere. Ich vermisse ihn, vermisse ihn mehr als ich mir doch eigentlich eingestehen will. Seit dieser einen Nacht in der er mich wie ein Stück Dreck zurückgelassen hat, habe ich ihn nicht mehr gesehen, geschweige denn von ihm gehört. Es tut weh und auch wenn es mir schwer fällt so melde ich mich auch nicht. Ich will ihm nicht hinterherrennen, will nicht verzweifelt wirken obwohl ich es doch genau bin. Ich bin verzweifelt, weil ich ihn liebe, verzweifelt weil er dies wahrscheinlich nicht tut, warum sonst hätte er so einen Abgang geboten. Es dauerte lange bis ich es mir selbst eingestand, dass ich mehr für ihn empfinde als bloss Freundschaft.
Ich sitze gerade in einer Vorlesung und meine Gedanken sind alles andere als auf den Unterricht fokussiert. Was er wohl gerade macht, ob er an mich denkt? Müde fahre ich mit meinen Händen über mein Gesicht und seufze auf. Er verschwendet bestimmt keinen einzigen Gedanken an mich, macht sein Ding. Er lebt sein Leben bestimmt wie zuvor und ich sitze hier und gehe fast zugrunde, weil er meine Gefühle durcheinanderwirbelt. Jin und Tae kriegen nichts mit, sind mit ihrem eigenen Leben beschäftigt, was auch total okay ist. Doch sind wir ehrlich, wir Menschen neigen dazu unsere Gefühle zu vergraben, in die hinterste Schublade zu stecken und zu hoffen das man sie vergisst. Doch so einfach ist das nicht, bloss weil man sie verdrängt sind sie noch längst nicht vergessen. Wir Menschen neigen dazu niemandem zu zeigen wie wir uns fühlen und dann traurig zu werden warum sich niemand für unsere Probleme interessiert. Doch wie sollen andere deine Gefühle erraten, wenn man sie nicht laut ausspricht? Doch oft fühlt es sich noch realer an, wenn man seine eigene Gefühlswelt offenbart und das erdrückt einem fast noch mehr.
Das Klingeln signalisiert das Ende der Stunde und läutet das Wochenende ein. Gott, endlich kann ich mich wieder zuhause verschanzen und alleine in mein Kopfkissen weinen. Doch leider macht mir Jin einen Strich durch die Rechnung, in dem er mich am Arm packt und mir ernst in die Augen blickt. ''Wohin des Weges? '' Ich rolle meine Augen und reisse mich aus seinem Griff. ''Nachhause, wohin sonst. Wie du vielleicht weisst ist es Wochenende. '' Ich laufe den Gang runter und Seokjin kommt mir schnellen Schrittes nach. ''Du versteckst dich schon lange genug in deiner Wohnung. Was ist los mit dir? '' Ich schenke ihm einen kurzen Blick ehe ich wieder gerade ausschaue. '' Ich verstecke mich nicht, ich lerne was du und Tae vielleicht auch mal solltet als bloss im Tattoostudio rum zu lungern. '' Nun ist es Jin der seine Augen rollt. ''Was auch immer kleiner. Heute Abend gehen wir in einen Club, du, Tae und ich. Diskutieren bringt nichts. Um 22 Uhr hole ich dich ab. '' Ehe ich wiedersprechen kann ist er auch schon Richtung Parkplätze gerannt, wo Namjoon auf ihn wartet.
Das wars wohl mit meinem ruhigen Abend. Aber er hat recht, ich habe mich in den letzten Tagen zurückgezogen, habe mich in meinem Selbstmitleid gebadet und bin nicht mehr aus diesem kleinen Graben, welchen ich mir selbst geschaufelt habe, rausgekommen.Zuhause angekommen dusche ich erstmal und machemir was zu essen. Meine Eltern sind noch immer hier, was mich wirklichüberrascht. Sie halten es normalerweise nicht länger als ein paar Tage hier aus,ehe sie wieder abhauen. Ich zucke bei meinen Gedanken die Schultern und erhitzedie Pfanne. Wir beachten uns sowieso nicht, gehen aneinander vorbei als wären wirLuft. Nach dieser Auseinandersetzung von Letztens ist es noch extremer alsvorher. Natürlich verletzt es mich noch immer sehr, aber dennoch gewöhnt mansich an diese Ignoranz und Kälte. Das Öl brutzelt und ich kippe die geschlagenenEier hinein. Ich frage mich um was für einen Club es sich handelt, hier inSeoul hat es hunderte, einer heruntergekommener als der andere und alles andereals anmächelig. Doch habe ich keine andere Wahl, Jin würde mich so oder so dahin schleifen. Das was er sich in den Kopf setzt wird auch gemacht.
Mit dem fertigen essen setze ich mich an den Küchentisch und stochere mehrdarin herum als davon zu essen. Appetitlosigkeit war früher Standard und nunkommt dieses Gefühl wieder in mir auf. Am Liebsten würde ich es in den Müllwerfen und doch würge ich es runter um wenigstens etwas im Magen zu haben. Ichschleppe mich hoch ins Zimmer und suche mir irgendein Outfit aus das nicht ausTrainerhosen und Hoodie besteht. Schlussendlich entscheide ich mich für eineschwarze Jeans, mein Gucci Shirt und eine Lederjacke.Meine Haare lasse ich einfachso, etwas verstrubbelt wird wohl nichts machen, sieht sogar nicht mal so schlechtaus. Fertig hergerichtet werfe ich mich auf mein Bett und starre an die Decke,so als ob diese mir Antworten liefert auf meine Fragen die in meinem Kopf umherkreisen. Das einfachste heute Abend zu tun wäre einfach im Bett zu liegen und nichtstun, doch dies würde mich ganz automatisch wieder in den Strudel der negativenund schmerzhaften Gedanken reissen und meine Tränen würden ganz automatischwieder anfangen zu laufen. In der Phase des Nichtstuns hast du Zeit, zu vielZeit und in genau dieser Zeit fängst du an dir über alles Gedanken zu machen.Gedanken über Dinge die dich eigentlich nicht mal interessieren oder du dirvorhin nie einen Kopf gemacht hast. Doch nun sind sie Präsent und du kommstnicht drumherum darüber nachzudenken. In dieser Zeit in der du einfach nur daliegst fallen dir all die Fehler wieder ein die du jemals getan hast, oder alldie Dinge die du hättest anders machen können. Seufzend setze ich mich auf undstarre aus dem Fenster. Es ist bereits dunkel und ein Blick auf die Uhr zeigtmir das es bereits nach neun Uhr ist und Seokjin bald da sein wird. Also stehe ichmühselig auf und werfe noch einen letzten Blick in den Spiegel bloss um mein müdesSpiegelbild noch einmal gegenüberzutreten. Unten angekommen ziehe ich meineSchuhe an und keine fünf Minuten später klingelt es an der Tür. Also dann,wollen wir mal. Augen zu und durch, wie man immer so schön sagt.
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Under my skin
FanfictionYoongi ist Tätowierer mit Leidenschaft und ein Adrenalin- Junkie. Er ist ganz bestimmt kein Vorbild, denn Drogen bestimmen sein Alltag. Jimin hingegen ist der Vorzeige- Student schlechthin. Er liebt ein geregeltes Leben. Was ist, wenn zwei Welten k...