65 (Dienstag)

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Ich lege an jeden Platz jeweils einen Teller und das dazugehörige Besteck als Jonas mich von hinten umarmt und mich an sich zieht.
Ich stelle sie Sachen nun achtlos auf den Tisch und drehe mich lächelnd um.
Genießerisch lege ich meine Lippen auf die von Jonas.
Jetzt ist es schon fast 3 Monate her dass er mich gerettet, und meinen Vater in den Knast gebracht hat.
Vorsichtig löst sich Jonas leicht von mir und flüstert mir leise :" Du siehst schön aus" ins Ohr.

Ich grummel nur ein Dankeschön und drehe mich beschämt weg, als Jonas mich wieder zu sich dreht und mir eine bordeaux farbene Schachtel vorhält.
"Happy birthday"
"du solltest mir doch nichts schenken, so haben wir das abgemacht!" protestiere ich schon fast aus refelx.
"sei einfach leise und mach es auf" lacht Jonas.

Vorsichtig öffne ich die Schachtel und sehe eine Gabel. Verkratzt und leicht verformt. Nicht wirklich hochwertig. Und ein kleiner Zettel.
Diesen nehme ich raus und Falte ihn auf.

Das ist die Gabel die du mir in mein Bein gerammt hast, an dem Tag in der Cafeteria.
Jetzt schenke ich sie dir zum Geburtstag, und wenn es dir schlecht geht oder du sauer auf eine Person bist, hau ihm einfach die Gabel ins Bein.
AUßER natürlich du bist auf mich sauer.
Ich liebe dich

Ich muss Schmunzeln und bin gleichzeitig erleichtert, dass er kein Geld für mein Geschenk ausgegeben hat, er hat schon so viel für mich getan und das letzte was ich will ist, dass er sein Geld ausgibt für mich.

Ich drücke meinen Freund einmal feste und bedanke mich bei ihm.

Dann drehe ich mich um um den Tisch weiter zu decken.
Ich wohne im Moment übrigens bei Jonas, aber nur vorübergehend, bis wir eine Wohnung gefunden haben, dann wollen wir zusammen das erwachsen sein antreten.
Heute kommt auch Mary. Nachdem die Sache mit meinem Vater so eskaliert ist, ist sie eine Woche her gekommen, aber nachdem sie sichergestellt hat, dass es mir bei Jonas gut geht, ist sie wieder nach Frankreich.
Ich denke das ist ihr Ort geworden. Und das freut mich für sie. Und zwar wirklich.

Ich höre das Klicken von einem Schlüssel und sehe wie Alli, gefolgt von Jonas Mutter hinengestürmt kommt und mich umarmt.
Doch ganz unüblicherweise verschwindet sie sofort nach oben, was mich leicht verwirrt.

"Wie geht's dir?" Fragt Jonas Mutter mich, nachdem sie Tasche, Jacke und Schuhe ausgezogen hat.
"ganz gut, aber irgendwie bekomme ich euren Ofen nicht an" wir lachen beide und Jonas Mutter hilft mir.

Jetzt wo der Kuchen endlich gebacken wird, habe ich Zeit mich zu entspannen. Ich setze mich mit Jonas Mutter auf das Sofa und rede über Gott und die Welt.
Beim Blick aus dem Fenster sehe ich wie die Gold-braunen Blätter von den Bäumen fallen und verliere mich in diesem Bild.

Jonas Eltern sind nun mitten im Scheidungsprozess, weil Alli ihren Vater mit einer anderen erwischt hat. Deshalb war sie auch so aufgebracht damals auf den Parkplatz. Außerdem hat die Ehe generell nicht mehr so funktioniert.
Meinen Vater besuche ich regelmäßig und er bereut was er getan hat auch. Im Moment ist er auf Entzug und ist jetzt fast 3 Monate nüchtern. Trotzdem möchte er in jedem Fall seine volle Strafe absitzen, weil er findet, dass er mir die gestohlene Zeit zwar nicht wiedergeben, sie sich aber selber nehmen kann.

"Anna!!" ich zucke zusammen weil ich so verloren in meinen Gedanken war. Ich drehe mich zu Alli die auf der Treppe steht und total hektisch strahlt.

Ich sehe sie fragend an und sie winkt mich nur hoch.
Ich stehe langsam auf und stapfte hinter Alli die Treppe hoch.

Diese führt mich zu Jonas Zimmer, wo ich mir erst die Augen verbinden lassen muss.
Als ich eintreten, und mir die Augenbinde abnehmen darf, muss ich mich wirklich zusammen reißen nicht vor Glück umher zu hüpfen.
Überall im Raum hingen leinen mit Bildern von mir, mal alleine, mal mit Jonas, mal mit Alli oder James.
Auch ein Bild von mir und meiner Mutter hängt dort, sie hatte ihr Hochzeitskleid an, und ich trug ein wunderschönes Blumenkleid.
Ich Blicke zu meiner Mutter auf, mit voller Faszination in den Augen. Meine Mutter hält mich in den Armen, lächelt wie ein Engel, und man sieht die pure Liebe in ihrem Blick.

Zwei Tränen verlassen meine Augen und ich Blicke von Jonas zu Alli und wieder zu Jonas.
Alli kommt zu mir und umarmt mich, während Jonas auf eine riesige Box deutet.

Langsam öffne ich diese und sehe eine Masse an weißem Stoff.
Ich ziehe den ganzen Stoff heraus und erkenne Mamas Brautkleid. Sofort muss ich wieder weinen.

"Sieh in den Karton" flüstert Alli.

Ich werfe einen Blick in den Karton in dem ein kleiner Zettel liegt:

Hiermit frage ich dich, Anna Hannson, ob du mich heiraten willst?
Nicht heute, nicht morgen, wir haben noch Zeit, aber ich weiß, dass ich diese Zeit nur mit dir verbringen möchte.
Und jetzt Dreh dich endlich um.

Ich drehe mich auf Zehenspitzen um, mit Tränen die fließen wie ein Bach, und sehe einen knieenden Jonas mit einem Ring Kästchen in der Hand.

Ich nicke nur und falle ihm um den Hals.

Nicht heute, nicht morgen, wir haben noch Zeit.

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