64 (Sonntag Fortsetzung)

6K 173 20
                                    

JONAS SICHT:
Plötzlich füllen sich ihre Augen mit Tränen, und ich merke ein Zittern an der Hand, kann jedoch nicht identifizieren ob es von ihr oder von mir kommt.

Jetzt reicht es mir, ich kann sie nicht so leiden sehen, sie muss mir doch erzählen was los ist.

Nocheinmal versuche ich ihre Hand richtig zu halten, aber schon wieder zieht sie ihre zurück.

Was soll das? Habe ich was falsch gemacht? Gott hat ihr jemand weh getan??

Augenblicklich schiebe ich die weißen Streifen an ihrem schwarzen Pullover nach oben und spüre nur wie Anna zusammenzuckt und gleichzeitig völlig in Tränen ausbricht.

Ich sehe ihr zierliches kleines Handgelenk an und spüre Schmerz.
Es brennt ganz tief in meiner Brust.
Sofort setze ich mich neben sie und nehme meinen Engel einfach in den Arm.

Wer hat ihr das angetan?

Ich spüre nun deutlich, dass das Zittern von mir kommt.
Wer tut sowas? Was für ein Monster muss man sein?

"Anna willst du drüber reden?"

Ihr kleiner Körper hebt sich deutlich und ich habe das Bedürfnis sie einfach in eine kleine pinke Schachtel zu stecken und sie immer mit mir rum zu tragen...
Sie richtet sich vorsichtig auf und ich wische ihr die Tränen weg.

" Ann was ist da passiert? "
Sie sieht mich traurig an, doch ich sehe wie sie etwas in sich umstellt, wie ein Schalter oder so.
"Nichts, mach dir keine Sorgen, ich bin nur gestern beim Wäschewaschen böse gefallen."
Ich atme tief ein um nicht die Fassung zu verlieren.
"Davon wird man aber nicht SO zugerichtet"
Antworte ich mahnent.
"Ich habe doch gesagt, ich bin böse gefallen" motzt sie und sieht mich an, als wäre ich ihr Feind.
"Und warum bist du so zusammengebrochen?"
"ich... Ich... Ich habe meine Tage okey?"
Ihr Blick wird kalt, was mir einen verdammten Schauer durch den Körper jagt.
"Anna... Die... Die hättest du letzte Woche..."

Sie lügt. Wiso lügt Sie? Was soll das? Mein Gott wie stark muss sie sein, wenn sie jetzt noch lügt? Was zum Fick ist passiert???

Schnell steht Anna auf, schließt die Tür auf, und verschwindet schneller als ich reagieren kann.

Ich laufe ihr noch hinterher, doch als ich unten bin, sitzt sie schon im Auto und fährt los. Nichtmal einen letzten Blick hat sie mir zugeworfen...
Verwundert blickt meine Mutter aus der Küche, mit dem Telefonhörer in der Hand.
Fragend sieht sie mich an.

"Sie... Sie hatte noch einen Termin" Lüge ich sie an.

Ich schließe die Tür, und gehe wieder in mein Zimmer.
Ich merke wie Panik in Mir aufkommt.
Wird sie sicher zuhause ankommen? Fährt sie überhaupt nach Hause??
Ich gehe zu meinem Boxsack und und schlage 3 mal feste darauf ein.
Dann ziehe ich meine Schuhe an und nehme meine Schlüssel.
Auf dem Weg zum Auto versuche ich nochmal Anna anzurufen, doch wie zu erwarten war, geht sie natürlich nicht dran.
Als ich ihm Wagen sitze, gilt es, keine Zeit zu verlieren. Ich starte den Motor und fahre sofort los.

Ihr kann sonst was passieren wenn sie in dem Zustand fährt. Wer weiß wo sie hin fährt?
Ich fahre aufhedenfall zu ihr nach Hause und kann dann weiter sehen.

Ständig trommle ich nervös auf dem Lenkrad herum, und überziehe das Tempolimit durchgehend, bis ich meinen Klingelton höre.

Sofort bremse ich ab und fahre nur noch 30.

Ich mache mein Handy an.

1 Neue Nachricht von Babyy:
Bin zuhause, mach dir keine Sorgen.

Augenicklich atme ich tief auf, und gebe im selben Moment wieder Gas. Ich muss zu ihr.
Sofort!

--

Seit ich ihre Nachricht bekommen habe, sind nun schon 6 Minuten vergangen, und ich stehe endlich vor ihrem Haus.
Sofort klingle ich, doch als ich Schreie von drinnen höre, brennen meine Sicherungen durch.

Ich laufe ums Haus und greife mir einen Stein. Ich schlage auf die Terrassen Türe ein, bis ich endlich an den Griff komme um sie zu öffnen.
Ich trete ins Haus und höre Schreie.

Und weinen. Das ist Anna.
Sofort laufe Ich ins Wohnzimmer, wo ich sie auch schon sehe.

Sie sitzt zusammengekauert auf dem Boden.
Über ihr steht ihr Vater, tritt immer wieder in ihren Bauch, und spuckt sie an.

Ich laufe hin, hole aus, und schon ist es passiert.
Ich schlage zu, nochmal und nochmal, bis ich fest ins Gesicht geschlagen werde.

Ich schubsen ihn zurück und merke wie er schwankt.
Ich stürze mich noch einmal auf ihn, bis er endlich am Boden liegt und sein verschissenes Bewusstsein verliert.

Sofort laufe ich zurück zu Anna und nehme sie in den Arm.

Sie will etwas sagen aber kann einfach nicht.

Ich ziehe mein Handy aus meiner Hosentasche, ohne Anna auch nur eine Sekunde loszulassen und bestelle einen Rettungswagen und die Polizei hier her.
Als wir auf besagte warten, habe ich Zeit mich mal umzusehen.

Es macht alles Sinn. Wenn sie zusammen gezuckt ist als ich sie zu fest berührt habe. Wenn sie mich nicht mit zu sich nehmen wollte.
Und auch, warum sie niemand bei der Klassenfahrt hinbringen oder abholen konnte.

Wie konnte ich nur so unaufmerksam sein? WIE konnte mir das nicht auffallen?? Das war doch offensichtlich!!

Ich höre ein lautes Schluchzen und sehe Anna an, doch sie ist sich wieder am sammeln und macht keine Anstalten, nochmal zu weinen.

Ich sehe zum Sofa, und sehe eine verängstigte rothaarige Frau, wie sie ihre Arme um die Beine schlingt.
Geschockt sehe ich Anna an.
"kann ich kurz?"
Anna nickt und lächelt leicht. Dieses Mädchen ist ein Wunder. Wie kann man so unfassbar stark sein?

Ich stehe auf und gehe zu der Frau.

"Sind Sie verletzt? " frage ich mit ruhiger Stimme.
Doch sie sitzt nur da und starrt ins Nichts.
"Hallo" ich rüttle sie nur, was sie noch mehr weinen lässt.
Überfordert sehe ich Anna an, welche bei ihrem Vater sitzt.
Sie schüttelt sanft ihren Kopf.
"Ihr ist nicht passiert, er ist nur auf mich los gegangen "

Sanft wirft sie ihre wunderschönen Naturlocken nach hinten und legt ihren Vater in die stabile Seitenlage, da er immernoch weggetreten ist.

" Mir geht es gut" sagt die Frau, welcher ich nun wieder meine Aufmerksamkeit schenke.
"Er wollte mich schlagen" sie fängt wieder an zu weinen.
Ich nehme sie in den Arm und setze mich so, dass ich Anna perfekt beobachten kann.
"Er wollte mich verletzen" schluchtzt die Frau schon wieder.
Ich Blicke Anna an welche nur die Augen verdreht und den Kopf schüttelt.

"Danke"
Sagt Anna leise aber klar.
Verwundert sehe ich sie an.
"Ich weiß nicht, was er heute gemacht hätte, weiß nicht, ob ich es hier heraus geschafft hätte ohne ernsthafte Schäden."
"Anna stop, sagt nicht Danke. Nicht dafür. Ich bin dein Freund, ich muss dich beschützen."

Sie wirft mir einen Blick zu und zeigt mir ihr Engelslächeln, während sie sich etwas Blut von ihrem Arm wischt.
"Danke"
Wiederholt sie, und lässt auch mich kurz lächeln.

HerzsticheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt