22. Kapitel

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Felix fragte tatsächlich nur kurz nach, warum ich meine Bandage trug. Doch es war nicht unüblich, dass ich mal eine trug, weshalb er mir meine Ausrede, dass ich etwas Schmerzen in der Wade hatte, abnahm. Eine richtige Ausrede war es ja im Grunde nicht. Ich erwähnte nur nicht, dass sich eine offene Wunde drunter versteckte.

Das Training war hart, denn Fee und ich hatten eine ruhige Ecke entdeckt, wo wir alles so machten, wie bei uns zuhause. Doch ich war aufgrund der vielen Schmerztabletten noch etwas ausgelaugt und je länger ich stand, desto mehr Schmerzen machten sich in meinem Unterschenkel breit. Es war ein Teufelskreislauf, denn ohne eine weitere Tablette, hätte ich es nicht ausgehalten.

»Lass uns essen gehen«, murmelte Felix außer Atem, als wir auf dem Boden lagen und uns eine Weile nicht aufraffen konnten.

»Ich muss vorher noch kurz aufs Zimmer. Aber du kannst uns ja schon einmal einen Platz suchen«, antwortete ich und wischte mir mit meinem Schweißband den Schweiß von der Stirn. Ich bekam nur ein zustimmendes Grummeln, als ich mich aufsetzte und meinen Partner belustigt die Hand hinhielt, damit er sich dran hochziehen konnte.

Mein Weg ging direkt zu meiner Kulturtasche, in welcher ich nur eine leere Packung vorfand. Ich hatte nicht alle von Zuhause mitgenommen, denn dann wäre Mama aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. Meine letzte Hoffnung, ohne aufzufliegen, war meine Jackentasche. Doch auch dort griff ich ins Leere. Ich begann unruhig im Hotelzimmer auf und ab zulaufen und suchte nach einer Möglichkeit, ohne Schmerzen zu tanzen.

Ich schaute lange auf das Display meines Smartphones, ehe ich schließlich doch Talias Nummer wählte. Das Freizeichen in meinem Ohr machte mich noch nervöser, als ich sowieso schon war.

»Na? Ich hoffe ja, dass du schön verschwitzt bist«, lachte meine beste Freundin, jedoch war mir gerade gar nicht so nach Lachen zu mute.

»Äh ja. Wo bist du?«, fragte ich sie direkt und hörte, wie direkt Stille auf der anderen Hörerseite einkehrte.

Sie atmete scharf aus, denn sie wusste, dass ich irgendetwas vor ihr verbarg. Sie antwortete mir, dass sie auf dem Weg war, sich etwas zu Essen zu holen.

»Du hast sicherlich eine Schmerztablette bei dir, oder?«, entgegnete ich hektisch und ich konnte meine Atmung kaum unter Kontrolle bekommen, da die Schmerzen begannen mein ganzes Bein einzunehmen.

»Ja natürlich. Das weißt du doch. Aber-«, erwiderte sie mir und zog jedes Wort in die Länge. Ich unterbrach sie bereits mitten im Satz, indem ich ihr mitteilte, dass sie in mein Zimmer kommen sollte, da ich keine Tablette mehr hätte. Ich beschrieb ihr schnell, welches Hotelzimmer Felix und mir zugewiesen wurde und legte auf, bevor sie nachfragen konnte, was los sei. Es dauerte nicht lange, bis es stürmisch an der Tür klopfte. Da ich bereits gewartet und mich neben ihr positioniert hatte, konnte ich sie schnell öffnen und Talia hereinziehen. Sie war so verwirrt, dass sie sich erst im Zimmer umsah, bevor sie mir in die Augen blickte. Ich sah sie bereits erwartungsvoll an, doch sie schüttelte nur stumm den Kopf, als sie ihr kleines Mäppchen herausholte, in welchem sich ihre kleine Apotheke befand.

Meine rothaarige quirlige beste Freundin kniff ihre Augen zusammen, hielt die weiße Pille in die Höhe und schüttelte nur den Kopf.

»Du wirst diese hier«, dabei deutete sie stark auf die Schmerztablette, »nicht eher bekommen, bis du mir die Wahrheit gesagt hast. Irgendetwas stimmt hier gewaltig nicht, denn du nimmst normalerweise keine Mittel gegen Schmerzen. Besonders nicht, wenn du so kurz vor einem Wettkampf stehst«. Dafür, dass sie normalerweise den Blickkontakt mied, war dieser nun wirklich intensiv, sodass ich mich unter ihm winden musste, um mich ein Stück weit wohler zu fühlen.

»Ich habe Schmerzen in meiner Wade und ich habe keine Tabletten mehr«, wich ich ihr aus und fuhr mir verzweifelt durch meine Haare, die immer noch leicht feucht waren. Das musste reichen, denn sie würde mich abhalten, in weniger als 4 Stunden anzutreten.

guardian angel IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt