Als wir von der Bühne gingen zitterten meine Hände immer noch. Ich konnte kaum verarbeiten, was man gerade eben noch zu unserem Tanz gesagt hatte. Das war zu viel, zu überwältigend für mich, dass ich mich in einer Traumblase befand. Ich sah wahrscheinlich aus, wie ein aufgescheuchtes Reh, denn meine Augen waren immer noch riesig. Wir standen vielleicht insgesamt sieben Minuten auf der Bühne, doch in diesem Moment fühlte es sich wie ein Wimpernschlag an. Man dirigierte uns in den sogenannten Black Room, in dem alle Tänzer und Tänzerinnen nach ihrem Auftritt warteten und sich die Show auf einem riesen Bildschirm anschauen konnten. Ab und zu wurde man von anderen Mitarbeitern zu den verschiedensten Themen interviewt. Als Felix und ich den großen Raum, der mit vielen gemütlich aussehenden Sesseln dekoriert wurde, betraten, fingen unsere Mitstreiter an, laut zu applaudieren. Etwas beschämt gingen wir zu unserem uns zugewiesenen Platz und ließen uns geschafft in die grauen Sessel fallen und am liebsten hätte ich geschlafen.
Tatsächlich ließ ich meinen schweren Kopf bereits an die Schulter meines besten Freundes fallen, sodass auch er seinen Kopf anlehnen konnte.
Auf dem Bildschirm verfolgte ich angestrengt den Tänzen der anderen und mir fiel es zunehmend schwerer meine Augen aufzuhalten. Doch schließlich bat man uns zu einem ersten Interview, indem auch Felix den meisten Redeanteil hatte, denn ich fühlte mich viel zu müde, um überhaupt einen sinnvollen Satz zustande zu bringen.
»Alles klar bei dir?«, fragte mich Fee schließlich nach der Fragerunde als ich mich abermals an seine Seite kuschelte.
»Ich bin wahnsinnig müde«, murmelte ich und schloss die Augen.
»Vielleicht hast du dich noch nicht ganz auskuriert. Lass doch für zehn Minuten die Augen geschlossen. Ich weck dich, wenn etwas Wichtiges passiert«, erwiderte er mit ruhiger und gesenkter Stimme.
»Bist du verrückt?! Ich muss wachbleiben«, murmelte ich und öffnete wieder meine Augen. Ich muss doch die Tänze der anderen sehen, damit ich unsere Chancen einschätzen konnte. Außerdem wäre es sehr unhöflich, die Tänze meiner Mitstreiter zu verschlafen.
Doch er hatte Recht, denn ich war wirklich fertig und ich konnte nicht abstreiten, dass es daran lag, dass ich so viele Tabletten genommen und eine halbwegs offene Wunde hatte.
Es waren harte Stunden, in denen ich immer wieder aus dem Land der Einhörner zurück kehren musste. Talia konnte ich auch nicht erreichen, denn die Handys blieben im Publikum ausgeschaltet, obwohl ich doch dringend mit ihr sprechen wollte. Tatsächlich konnte ich mich irgendwann aufraffen und zum Essenstisch laufen.
Mein erster Versuch aufzustehen, scheiterte kläglich, denn mir fiel es schwer mein ganzes Gewicht nun plötzlich auf beide Beine zu balancieren. Gerade auf mein rechtes Bein, welches schon fast taub war, konnte ich kein Gewicht lagern.
Felix stellte keine Fragen, sondern half mir nur, da er es auf einen kleinen Schwächeanfall schob. Tatsächlich stellten sie Teller und Schüsseln bereit, um jede Menge verschiedenster Essensvariationen stapeln zu können. Somit konnte ich auch Fee einen Teller vor die Nase halten, damit auch er etwas von alldem hatte. Dankend nahm er den Teller an, auf welchem nur Dinge lagen, die er gerne naschte. Zum Beispiel diese kleinen Zuckerkügelchen, die meiner Meinung nach einfach nur nach Zucker schmecken. Ich weiß nicht, wie und ich weiß nicht warum, aber die nächsten Stunden vergingen schneller und ich hatte das Gefühl, als hätte ich die Hälfte davon nicht wirklich wahrgenommen.
Mein Kopf hatte die ganze Zeit behutsam auf Felix Schulter gelegen und als ich mich schließlich aufsetzte, merkte ich die Schmerzen in meinem Nackenbereich. Ich ließ meinen Kopf und meine Schultern etwas kreisen, bis sie schlussendlich knackten. Mein Nebenmann tat es mir gleich, bei ihm war der Ton, der von seinen Knochen erzeugt wurde, nur wesentlich lauter, weshalb ich ihn angewidert anschaute.
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guardian angel I
RomanceReece Brown, Sohn des milliardenschweren Hotelkettenbesitzers Daniel Brown, hatte es in seinem Leben wohl oft nicht leicht. Es ist nicht immer ein Segen mit Popularität und Geld konfrontiert zu werden. Das muss auch Reece am eigenen Leib erleben. Es...