32. Kapitel

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Ich war froh, dass Reece bei mir war, auch wenn ich es ihm in dem Moment nie gesagt hätte.

Er ging sehr vorsichtig, während er mich in seinen Armen trug, weshalb ich immer ruhiger und schläfriger wurde.

Ich hatte gefühlt eine Ewigkeit geweint und jegliche Kraft aus meinem Körper gelassen, dass es überhaupt kein Wunder war, dass ich langsam aber sicher in seinen Armen einschlief. Ich konnte mich noch nicht einmal daran erinnern, dass wir sein Auto erreicht hatten und wir nach Hause fuhren, so müde war ich gewesen. Und ich war Reece so unglaublich dankbar, dass er in dieser Situation auf mich Acht gab, so wie er es in letzter Zeit sowieso schon immer getan hatte.

Das nächste Mal als ich meine Augen öffnete, lag ich bereits im Bett. Meine Tränenflüssigkeit, die sich um meine Augen gesammelt hatte, verhinderte mir die Sicht, denn sie verklebte anfangs meine Augenlider.

Als sie jedoch klarer wurde, bemerkte ich, dass ich mich nicht in meinem Zimmer befand und auch sicher nicht in meinem Bett. Verwirrt stand ich auf und konnte mein Gleichgewicht so schnell nicht kontrollieren, weshalb ich stolperte und mein Ellbogen gegen den weißen deckenhohen Kleiderschrank prallte.

»Autsch«, krächzte ich und fuhr mir vorsichtig über das schmerzende Gelenk. »Du bist wach«, vernahm ich eine leise Stimme, die mich schreckend aufschauen ließ.

Ich schaute direkt in die wunderschönen grünen Augen, die mich traurig in Augenschein nahmen.

Die Erinnerungen der letzten Stunden brachen urplötzlich über mich ein und noch während ich seinen Namen aussprach, brach meine Stimme und ich fing erneut an zu schluchzen. »Hey...hey«, murmelte mein Gegenüber und nahm mich direkt in den Arm. Es dauerte einige Momente, in denen ich gegen seine warme Brust schluchzte, bis er wieder was sagte: »Ich wollte dich eigentlich nicht wecken, deswegen dachte ich, wäre es schlauer, wenn du diese Nacht hier schläfst. Aber wenn du lieber in deinem Bett...«

Ich unterbrach ihn, indem ich meinen Kopf schüttelte. Ich wollte gar nicht rüber, denn ich wusste, dass ich Mama wach gemacht hätte und ich hatte keine Lust und vor allem keine Kraft, um mit ihr jetzt noch zu reden.

Das wollte ich dann doch lieber aufschieben.

»Soll ich dir Klamotten zum Schlafen geben?«, fragte er mich leise und ich glaubte, dass er in dieser Situation irgendwie vorsichtig sein wollte.

Wie oft hatte ich jetzt auch schon in seiner Gegenwart geweint? Ich nickte abermals, denn meiner Stimme vertraute ich kaum noch. Seine Hände, die ich glühend heiß in meinem Rücken gespürt hatte, verschwanden und er entfernte sich einige Millimeter von mir, um seinen Kleiderschrank öffnen zu können.

»Hier!«, murmelte er und lächelte etwas, als er mir seine Sachen hinhielt.

Mir war klar, dass er mir etwas aus seinem Kleiderschrank gab, doch die Sachen waren doch etwas zu groß für mich, dass schien er auch zu bemerken.

»Ich habe leider nichts anderes, sonst müsste ich in dem Kleiderschrank von meinem Vater schauen - da lassen sich bestimmt noch einige Frauensachen finden«, fuhr er fort, als ich die Sachen nicht entgegen nahm.

»Nein!«, rief ich krächzend aus und setzte hinterher, dass das kein Problem war.

»Ich habe schon oft bei meinem älteren Cousin übernachtet und das ein oder andere Mal mein Schlafzeug vergessen, weshalb er mir seine gab!«, log ich, denn ich wollte nicht, dass er glaubte, dass es eine schlechte Idee war, dass ich hier schlief. Und nebenbei bemerkt, wusste ich, dass ich von dem Geruch seines Shirts und seiner Jogger umgeben war, wenn ich einschlafen und mich den schrecklichen Gedanken hingeben musste. Er hob seine Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln und erklärte mir, wo sich das Badezimmer befand.

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