25. Kapitel

858 55 4
                                    

Bevor ich überhaupt denken konnte, sprach ich das aus, was ich eigentlich noch denken wollte: »Scheiße!« Meine Stimme war rau, ekelhaft kratzig und ich hatte unglaubliche Kopfschmerzen. Meine Hand fuhr zu meiner Schläfe, hinter der sich jegliche Schmerzen befanden.

»Du bist wach«, murmelte mein bester Freund neben mir und ich erschrak mich furchtbar, da ich ihn in diesem grellen Zimmer noch nicht gesehen hatte. Seine Stimme hingegen erkannte ich überall wieder.

»Was mache ich hier?«, krächzte ich, weshalb mir Felix seine Wasserflasche hinhielt.

»Du hättest uns sagen müssen, dass du verletzt warst. Du hättest so gar nicht tanzen dürfen«, überging er meine Frage, denn er wusste, dass ich daraus meine Schlüsse ziehen würde.

»Scheiße«, murmelte ich abermals und erinnerte mich wage an die Schmerzen, die ich kurz vor meinem Blackout hatte. Meine Augen wurden groß und ich packte die Decke zur Seite, damit ich mein Bein sehen konnte. Eingepackt in viel Verbandsmaterial konnte ich es nicht einmal mehr sehen, weshalb ich schockiert Fee ansah.

»Nichts Dramatisches, denke ich. Aber du hast wahnsinnig viel Blut verloren und eigentlich hätte die Wunde sofort genäht werden müssen. Wir müssen dem Arzt noch Bescheid geben, dass du wach bist«, erklärte er mir und ich fuhr mir noch einmal durch mein Gesicht.

»Du hast ganz schön Mist gebaut und uns alle Angst«, schob er hinterher, woraufhin ich mich zurück in die Kissen sinken ließ.

»Wo sind Mama, Papa und Talia denn?«, fragte ich ihn verwirrt und versuchte immer noch die letzten Puzzleteile zusammenzufügen.

»Sie frühstücken gerade. Ich wollte bei dir bleiben«, antwortete er mir und er sah mir, dass mich seine Aussage verwirrt hatte.

»Man hatte dir gestern noch wirklich heftige Schmerzmittel gegeben, damit du bei der Bluttransfusion und dem Nähen schläfst. Irgendwie hatten wir alle nicht damit gerechnet, dass du bis jetzt schläfst«, erwiderte er und lachte am Ende. Ich wurde also direkt nach meinem Zusammenbruch hierher geliefert und hatte bis vor wenigen Sekunden geschlafen? In meinem Kopf waren Puzzleteile, die noch zusammengesetzt werden mussten, damit ich das Ganze verstand. Da war Konfetti. Da war das Licht. Es ging aus und wieder an. Es blieb über uns aus.

»Wir haben nicht gewonnen, oder?» Mein Blick glitt zu meinem besten Freund, der müde in dem Stuhl neben mir saß. Er hatte tiefe Augenringe und ich erkannte, dass seine Schultern eingefallen waren. Bevor er mir antworten konnte, rannte mir bereits die erste Träne über meine Wange. Ich beobachtete Felix dabei, wie er langsam und zögerlich mit seinem Kopf schüttelte. »Ich habe wirklich gedacht, dass wir mit unserer Choreografie gewinnen werden, aber es gab noch ein Paar, welches besser war und welches wir nicht schlagen konnten«, ergänzte er und ich hielt mir meine Hand vor den Mund, damit kein lauter Schluchzer durch das Zimmer hallte.

»Es tut mir leid, Fee. Ich hätte-«, begann ich, doch wurde von ihm unterbrochen, als er seine Hand auf mein Bein legte. »Das ist nicht deine Schuld. Wir haben fehlerfrei und besser, denn je getanzt. Es sollte einfach nicht sein, dass wir den Pokal in den Händen halten. Stattdessen haben wir tolle Silber Medaillen«, sagte er leise und versuchte mir mit seinen wachsamen Augen zu sagen, dass ich nichts anderes denken durfte. Wir hatten so gut getanzt und doch hat alles nichts geholfen. Wir haben den ersten Platz knapp verfehlt. Aber knapp verfehlt, ist eben auch verfehlt. Wir hatten es nicht geschafft. Die Mühen der letzten Tage waren umsonst. »Dafür haben wir ganz schön viel Publicity bekommen, weil du verletzt eine solche Tanzeinlage hinlegen konntest«, versuchte er sich an einem Lächeln, doch es sprang nicht zu mir über.

»Was sagt dein Vater? Wir wollten ihn doch überzeugen...«, überging ich seine Aussage, denn ich wollte mich nicht damit beschäftigen, dass mein Zusammenbruch auf großen Leinwänden gezeigt wurde.

guardian angel IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt