48. Kapitel

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Den ganzen Abend befand ich mich in einer Blase, in der ich mich immer befinden wollte. Das warme Kribbeln ging durch jede Faser meines Körpers und ließ mich leicht benommen fühlen. Reece ließ meine Wanden immer wieder erröten, ohne dass er es wahrscheinlich bemerkte. Wenn er zu mir herüber sah und mein Gesicht aus seinen tiefgrünen Augen musterte, fühlte ich mich schön. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass ich ihn von etwas abhielt.
»Du brauchst nicht die ganze Zeit bei mir bleiben. Dein Abschlussabend sollte nicht so trostlos sein, wie meiner«, versuchte ich ihn ein weiteres Mal zu überzeugen, dass er nicht ständig für meine Gesellschaft zuständig war, auch wenn ich mir das insgeheim sehr wünschte.

»Soll das etwa heißen, dass ich dich langweile?«, fragte Reece erstaunt und zog belustigt seine Augenbrauen hoch. »Nein«, lache ich leicht und schnell, sodass ich mich im Anschluss leicht räuspern muss.

»Im Gegenteil. Ich will dich nur nicht von einem besseren Abend abhalten«, gestehe ich schließlich und schaue verlegen zur Seite. Mein Blick fängt die Gestalt meiner besten Freundin ein, die amüsiert mit einigen Kommilitonen auf der Tanzfläche feiert.

»Ich will genau hier sein. Also mach dir keine Sorgen. Wir könnten auch noch einmal das Dessert plündern«. Seine Worte trieben mir die Hitze noch mehr in die Wangen. Ich konnte froh sein, dass es in der Halle dunkel war und er somit den roten Ton nicht sofort sehen konnte.

„Soll ich dir etwas mitbringen?", fragte er mich, als ich nichts erwiderte und zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Er beobachtete mich aus seinen aufmerksamen Augen und ich wusste, dass ich mich an ihnen nie sattsehen würde. Der Abend war besonders, weil er ihn besonders machte. Und genau aus diesem Grund wollte ich ihn nicht einfach gehen lassen. Als ich mit dem Kopf schüttelte und Anstalten machte, aufzustehen, sah er mir amüsiert dabei zu.

»Vertraust du mir etwa nicht?«, wollte er gleichzeitig wissen und reichte mir im Anschluss seine Hand, um mir zu helfen. Er war heute gut drauf und dass, obwohl er heute Morgen die ganze Zeit mit seinem Vater und seiner Mutter konfrontiert wurde.

»Nicht wenn es um meinen Nachtisch geht«, erwiderte ich lachend und ließ seine Hand wieder los, auch wenn sich seine Finger an meinen so gut anfühlten.

Wir verschlangen jeweils noch eine weitere Schüssel voll Herrencreme, ehe wir wirklich satt an unserem Tisch saßen und uns über unsere Kommilitonen, die aufgrund des Alkohols wirklich komische Tanzstile hatten, amüsierten. Es war gemein, was wir da taten, aber solange es unter uns blieb, schien es kein Problem zu geben. Wir verbrachten unsere Zeit genauso wie sonst auch, nur das wir jetzt in festlicher Kleidung und Umgebung saßen.

„Ich trinke einfach nicht viel davon und wechsle nach dem zweiten oder dritten Glas zu Wasser.", dachte ich und nahm bereits den ersten Schluck von meinem alkoholhaltigen Punsch. Ich weiß, dass ich das nicht sollte, doch ich wusste auch, dass ich dadurch lockerer im Umgang mit Reece wurde. Und wenn ich mich nicht in der Lage fühlte, zu fahren, dann nahmen wir einfach einen Uber. Mittlerweile gab es jede Menge Möglichkeiten nach Hause zu kommen, zumal ich nicht alleine war und unsere Häuser keine 10 Kilometer von hier entfernt waren.

Als ich das nächste Mal auf mein Handy schaute, war es bereits kurz vor Mitternacht. Ich las die Nachricht von Mutter, in der sie mir noch viel Spaß wünschte und steckte mein Smartphone schnell wieder weg. Ich wollte mich nicht ablenken lassen.

»Gibt's etwas neues?«, fragte mich Reece, der gerade von der Toilette kam und sah, wie ich mein Handy wieder verstaute. Ich schüttelte meinen Kopf und sah zu ihm hoch, nachdem ich meine Tasche geschlossen hatte. Seine Augen trafen meine und mein Lächeln auf den Lippen wurde automatisch größer. Ich konnte das zwischen uns einfach kaum in Worte fassen.

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