23. Kapitel

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Wenn mein bester Freund nervös und vor allem angespannt war, dann war es nicht schwer, ihm etwas vorzuenthalten. Er befand sich dann in irgendeiner Blase, in der er zwar mitbekam, dass irgendetwas nicht stimmte, es jedoch schlichtweg ignorierte. Ich befürwortete das zwar sonst nicht, doch heute kam es mir ganz gelegen.

Ich wurde allmählich aber auch nervös, denn ich wusste nicht, wie weit ich mit meinem Bein gehen konnte. Ich hatte meiner besten Freundin versprochen, nicht zu weit zu gehen. Doch ich glaubte, dass ich die Grenze heute bestimmt übertreten werde.

»Du siehst gestresst aus, hast du nicht genug geschlafen? Das darf ich alles überschminken«, beschwerte sich meine mir zugewiesene Stylistin, nachdem sie mit meinen Haaren fertig war, woraufhin ich genervt meine Augen rollte. Ich hatte andere Sorgen, da brauchte ich mir nicht anhören, wie schlimm ich aussah und was für eine Arbeit ich ihr damit bereitete. Jedoch schien es nicht allzu viel Arbeit gewesen zu sein, denn sie brauchte nicht lange und ich war froh, dass ich nicht mehr in ihrer Nähe sein musste.

»Emma, bist du fertig? Können wir das Video drehen?«, vernahm ich hinter mir eine Stimme und als ich mich umsah, erkannte ich eine der vielen Personen, die hier mit einem Klemmbrett durch die Gegend liefen und ständig in ihr Headset sprachen.

»Soll ich mich vorher noch umziehen oder den Bademantel anlassen?«, fragte ich sie verwirrt und betrachtete meinen quietsch-gelben Bademantel.

»Natürlich in das Bühnenoutfit. Was war das denn für eine Frage?«, entgegnete sie schnippisch und ich glaubte, dass hier irgendwie alle Angestellten mal eine kalte Dusche nötig hatten.

»Dein Tanzpartner wartet in der Lobby - beeile dich, bitte«, schob sie hinterher und verschwand wieder hinter einer der Kleiderstangen. Genervt und mittlerweile wirklich gereizt nahm ich mir mein Outfit und ging in eine die vorhergesehenen Umkleiden.

Ich wusste, dass ich mich beruhigen musste, denn wenn wir jetzt gleich das Video drehten, war es das Beste, wenn ich mich von meiner besten Seite zeigte.

Das Video wurde ausgestrahlt und erschien vor unserem Tanz auf der großen Leinwand. Mein schwarzer Einteiler war wunderschön und ich war froh, dass Fee und ich uns für den dominanteren Look entschieden hatten. Die Lederoptik, die mein Outfit an einigen Stellen besonders machte, wurde in seiner Hose wieder aufgegriffen, denn er tanzte oberkörperfrei.

»Scheiße verdammt, wir sind gleich an der Reihe!«, murmelte Felix neben mir und ich schluckte schwer als ich das Letzte mal auf mein Handy schaute.

»Talia und meine Familie drücken uns die Daumen!«, entgegnete ich und schaltete im nächsten Moment den Bildschirm wieder aus.

»Hoffentlich bringt uns das Glück«, erwiderte er und trommelte weiter mit seinen Fingern auf seinem Oberschenkel. Ich konnte mir das nicht mehr länger mit ansehen, weshalb ich aufstand und leise zum Vorhang schlich. Die Musik war zwar so laut, dass man mich nicht hören konnte, doch ich wollte im letzten Moment nicht wegen Sabotage disqualifiziert werden. Hier tanzten alle auf dem höchsten Niveau und ich - wir mussten besser sein als das Beste. Ich versuchte, zu ignorieren, dass mein Herz wie wild klopfte, doch als man uns anwies auf unsere Plätze zu gehen, rutschte es mir fast in die Hose.

»Wir schaffen das«, murmelte ich eher zu mir selbst und kniff Fee in den Oberarm als er neben mir auftauchte. »Scheiße, ich war noch nie so nervös!«, antwortete er.

»Für Emma und mich ist es eine Ehre hier auf dieser Bühne zu tanzen! Hier liegt das Fundament der Besten und ich für meinen Teil kann gar nicht beschreiben, wie es sich anfühlt, nun in ihre Fußstapfen treten zu dürfen«, vernahm ich Felix Stimme aus allen Lautsprechern, die hier aufgestellt wurden.

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