Ich war müde. Sehr müde und ich hatte wahnsinnige Kopfschmerzen. Was eigentlich unmöglich war, denn ich war vollgepumpt mit Schmerzmitteln. Aber ich konnte mich nicht beklagen, denn ich konnte vereinbaren, dass ich noch am selben Tag entlassen wurde. Und darüber war ich wirklich froh, denn mit dem Wissen konnte ich mich sehr auf mein eigenes Bett freuen.
»Wir haben den ganzen Tag nichts gegessen. Sollen wir nicht etwas in der Stadt essen?«, fragte mich Mama und schaute vom Beifahrersitz zu mir nach hinten.
Ich zuckte lediglich mit den Schultern, denn ich hatte kaum Hunger, aber wollte Mama und Papa das Essen nicht verwehren.
»Wir brauchen ja nicht viel essen. Vielleicht eine Kleinigkeit«, erklärte sie mir und schaute zu Papa, um auf seine Zustimmung zu warten. Er schaute ihr kurz in die Augen, bevor er wieder auf die Straße schaute und antwortete: »Essen klingt doch immer gut, oder nicht Emma?«
»Sitzt da wer auf unserer Treppe?«, fragte Mama verwirrt, als wir in unsere Straße bogen. Ich öffnete meine Augen abermals, denn sie fielen mir immer wieder zu, doch jetzt war ich wach.
»Ist das Reece?«, sprach Papa meinen Gedanken laut aus und sah mir ruckartig durch den Rückspiegel in die Augen.
Ich hatte keine Ahnung, was mit ihm los war und warum er so spät noch bei uns vor der Tür wartete.
Mama sah zu mir nach hinten und ich erkannte, dass sie sich sorgte. Ich wusste nur nicht, um wen. Um mich oder um ihn?
Papa fuhr auf die Einfahrt und stieg bereits aus, um mir meine Krücken zu holen.
»Du kannst ihm nicht immer helfen. Du wurdest heute operiert und solltest jetzt gerade an dich denken und vor allem schlafen«, drückte sie nun doch ihre Sorge aus und ich wusste nicht, warum sie das nicht vor Papa sagen wollte.
Doch ich konnte ihr nicht antworten, da sie bereits ausgestiegen war und Papa mir die Autotür öffnete.
Mein Kopf ratterte, denn ich musste wissen, was passiert war; warum Reece hier wieder saß und auf etwas wartete.
»Warte, ich helfe dir«, murmelte Mama, als sie neben Papa auftauchte und half mir aus dem tiefgelegenen Auto heraus. Reece machte Anstalten aufzustehen und ich merkte sofort an seiner Art, dass er getrunken hatte.
Ich atmete scharf aus, denn ich war müde und wusste, dass das jetzt länger dauern konnte. Wir gingen auf ihn zu und ich fühlte mich zunehmend unwohler. Denn ich wollte nicht, dass meine Eltern schlecht über ihn dachten.
Ich hatte noch starke Probleme mit dem Laufen, denn ich durfte mein Bein nicht belasten und war mit dem Spezialstiefel noch wahnsinnig überfordert. Papa ging schon voraus, begrüßte Reece nur knapp, bevor er weiter lief und die Tür öffnete.
Reece beobachtete mich mit seinen Adleraugen, was mir eine gewisse Hitze in die Wange trieb. Mama und ich blieben bei ihm stehen und er begrüßte uns mit einem schüchternem »Hallo«.
»Hi«, erwiderte ich leise, während Mama ihm ein freundliches Lächeln schenkte: »Hallo Reece. Schön dich zu sehen«
Sie versuchte, immer nett zu sein auch ihm gegenüber. Sie musste ebenfalls bemerkt haben, dass er kaum sein Gleichgewicht halten konnte und auch die fast leere Flasche in der Ecke hatte sie gesehen. Ich schaute Mama in die Augen, ehe ich sie bat, uns kurz alleine zu lassen.
»Ich komme gleich nach«, schob ich hinterher, weshalb sie nickte und ebenfalls die Treppen hinaufging.
Ich sah ihr nach und wartete bis sich die Tür in ihrem Schloss befand, bevor ich wieder zu Reece schaute.
DU LIEST GERADE
guardian angel I
RomanceReece Brown, Sohn des milliardenschweren Hotelkettenbesitzers Daniel Brown, hatte es in seinem Leben wohl oft nicht leicht. Es ist nicht immer ein Segen mit Popularität und Geld konfrontiert zu werden. Das muss auch Reece am eigenen Leib erleben. Es...