»Ich hasse deinen Wecker«, murrte Reece neben mir und bewegte sich leicht.
»Ich auch, aber ich würde sonst einfach weiter schlafen, wenn ich irgendeine sinnliche, leise Melodie hätte«, erklärte ich ihm, während ich laut gähnte und mich von ihm weg drehte. Langsam, aber sicher, kam ich schließlich wieder zu mir und erinnerte mich als erstes daran, dass Reece mich gestern gefragt hatte, ob wir zusammen zum Ball gingen.
Natürlich hatte ich die ganze Zeit schon gehofft, dass er mich fragte und doch hat er mich in einem Moment erwischt, in welchem ich nie damit gerechnet hatte. Andere wollten daraus immer ein großes Thema machen, aber ich fand, die Art wie er mich gefragt hatte, wie indirekt er es getan hatte, süß und auf seine Art romantisch.
Ich wollte gar nicht, dass das ganze College wusste mit wem ich hinging, denn schließlich ging das nur ganz wenige Personen etwas an.
»Lass ihn doch einfach aus«, entgegnete er, doch ich konnte ihn kaum verstehen, da er sein Gesicht wieder unter seiner Armbeuge versteckt hatte.
Ich warf ihm einen gespielt genervten Blick zu, den er jedoch auch nicht sah, weshalb ich zusätzlich genervt seufzte. Ich hatte keine Lust, mit ihm noch einmal zu diskutieren, warum oder wieso wir überhaupt zu unseren Kursen gehen sollten.
»Wir gehen nicht mehr lange zum College, da sollten wir das doch genießen«, schob ich hinterher, als er meinen Blick schließlich auffing. Die letzten Wochen waren doch die schönsten und mit die ereignisreichsten. Es dauerte nicht mehr lange, da hatten wir die letzte Woche schon vor der Brust und wir begnügten uns mit all unseren Streichen für die anderen. Dann kam schon der Tag, an dem wir unsere Absolventenkappen in die Lüfte warfen und wir schließlich abends auf unserem Ball befanden.
Ich begann mich zu bewegen und versuchte mich aufzusetzen, was mir mit einem Klotz als Fuß echt schwer fiel. Ich konnte das Gefühl an meinem Unterschenkel kaum beschreiben, denn ich hatte keine Schmerzen, aber trotzdem tat es in irgendeiner Weise weh.
Ich bemerkte, wie Reece sich auf seine Ellbogen stütze und mich ansah, weshalb ich über meiner Schulter zu ihm sah.
»Geht es?«, will er vorsichtig von mir wissen und zog seine Augenbrauen dabei leicht zusammen, sodass sich seine Stirn kraus zusammenzog. Ich beneidete ihn darum, dass er in der Früh so gut aussah, denn er konnte bereits so zum Unterricht gehen und keinem würde auffallen, dass er gerade erst aus dem Bett kam. Seine Gesichtszüge veränderten sich leicht, weshalb er mich nun fragend ansah. Ich beantwortete schnell seine Frage, indem ich schulterzuckend nickte.
»Erzählst du mir jetzt, warum du das tragen musst?«, fragte er mich leise, so als hätte er Angst, dass ich wütend wurde.
Ich seufzte resigniert, denn ich wollte immer noch nicht glauben, dass ich nicht mehr so tanzen konnte, wie ich es gewollt hatte.
»Ich musste gestern an meiner Achillessehne operiert werden. Sie war wohl während des Finales gerissen und man hatte das im Krankenhaus danach nicht gesehen«, erklärte ich ihm so kurz wie möglich, denn verdaut hatte ich das sicher noch nicht und ich wollte nicht schon wieder weinen.
Ich weinte zu oft in letzter Zeit und ich hatte das Gefühl, dass man es gerade nur wenig gut mit mir meinte.
Es wurde ruhig und da ich die Stille nicht aushielt, fuhr ich mir mit meinen Händen durchs Gesicht und versuchte die Traurigkeit abzuschütteln.
»Scheiße!«, sagte er daraufhin laut, weshalb ich leicht lächelte und ihn ansah. Talia hatte genau die gleiche Reaktion gezeigt.
»Du sagst es«, entgegnete ich, »Das Ding werde ich auch noch ein wenig tragen müssen«. Ich begann mich schließlich weiter nach vorne zu bewegen, denn ich wollte das Thema nicht weiter vertiefen. Ich musste mich noch länger als ein Jahr damit beschäftigen.
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guardian angel I
RomanceReece Brown, Sohn des milliardenschweren Hotelkettenbesitzers Daniel Brown, hatte es in seinem Leben wohl oft nicht leicht. Es ist nicht immer ein Segen mit Popularität und Geld konfrontiert zu werden. Das muss auch Reece am eigenen Leib erleben. Es...