Warum musste es so kommen, wie es kam?! Ich konnte nicht glauben, dass ich mich jetzt hier in unserem städtischen Krankenhaus befand und nicht dorthin durfte, wo ich immer hinging.
»Emma, ich weiß, dass für dich gerade eine Welt zusammenbricht, aber es würde alles noch schlimmer machen, wenn du da jetzt hineingehst. Warte noch einige Minuten bevor du zu ihm und dich verabschieden kannst«, erklärte mir Erica, doch ich wollte ihr gar nicht zuhören.
Das war zu viel für mich und ich wollte endlich in dieses Zimmer, damit ich mich versichern konnte, dass das alles nur ein schlechter Scherz war.
Der Rest meiner Familie stand etwas abseits bei meinem Onkel und meiner Tante.
Ich hatte vorher noch nie gesehen, dass Papa seine Schwester in den Armen hielt. Beide pflegten eigentlich ein recht inniges Verhältnis und nahmen sich auch ab und an in den Arm, aber dass er sie so in seinen Armen wiegte, war mir neu.
Ich war von dem Bild meiner Familie so sehr abgelenkt, dass ich gar nicht bemerkte, dass Erica noch einen Schritt auf mich zugemacht hatte.
Reflexartig ging ich einen Schritt zurück, denn ich wollte kein Mitleid, wollte immer noch nicht wahr haben, dass ich Caden nie wieder in den Armen halten konnte, so wie Papa gerade meine Tante hielt.
»Emma, du musst wissen, dass dich Caden wirklich sehr geliebt hat und dass er dich nicht leiden sehen wollte. Aber er selber hatte keinen Lebensmut und wusste, dass du in guten Händen sein wirst, wenn er nicht mehr da ist. Er wusste, dass du irgendwann mit der Trauer leben kannst und ihn trotzdem nie vergisst!«, begann mir die so vertraute Stimme der Krankenschwester, weshalb ich sie wieder ansah.
Die Worte, die über ihre Lippen gingen, gingen mir so nah, doch ich konnte sie aus persönlichem Eigenschutz nicht an mich heran lassen.
»Er war noch ein Kind. Er konnte nicht wissen, was ihm nach seiner Krankheit erwartete«, hauchte ich.
Dass ich nach seiner Krankheit den Tod meinte, war ihr bewusst, denn sie entgegnete voll Trauer, dass ich es ebenso nicht wisse. Ich vergaß, dass auch sie hier einen Verlust durchlebte, denn Caden befand sich bereits so lange in ihrer Obhut und er war ein Junge, den man sofort in sein Herz schloss.
Ich senkte meinen Kopf, nachdem sie mir geantwortet hatte, denn ich wusste nicht, was ich erwidern sollte.
.
Ich wusste nicht und ich wollte nicht wissen, wie sich Caden gefühlt haben musste.
War er alleine oder hatte er Schmerzen; wollte er überhaupt aufgeben? Diese Fragen wollte ich nicht zulassen, doch ich konnte keine Stille in meinen Gedanken ertragen und es waren diese Fragen, die mich auch noch in den folgenden Nächten wachhielten.
»Er hat nicht gelitten«, flüsterte Erica, sodass nur ich es verstehen konnte, so als ob sie wusste, was in meinen Gedanken los war. Ich schaute ruckartig auf, um ihr in die Augen sehen zu können und um zu prüfen, ob sie die Wahrheit sagte.
Ihre Augen waren genauso glasig wie meine, zumindest vermutete ich dies, und wir beide durften nicht in Tränen ausbrechen.
Sie nicht, weil sie in ihrem Beruf eigentlich einen gewissen Abstand halten musste, was nebenbei unmöglich war, und ich nicht, weil ich nicht schon wieder in Tränen ausbrechen wollte.
Es war schwierig, so verdammt schwierig, doch ich wollte nicht noch einmal weinen und den Schmerz zulassen, denn ich wusste nicht, inwieweit ich mich kontrollieren konnte.
»Setz dich erst einmal hin, ich werde dir nachher Bescheid geben. Ich gehe davon aus, dass du dich in Ruhe von ihm verabschieden willst?!«, setzte sie hinterher und ich nickte erschöpft und wahrscheinlich auch ergeben, denn ich begann langsam zu begreifen, was das hier für meine Zukunft bedeutete.
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guardian angel I
RomanceReece Brown, Sohn des milliardenschweren Hotelkettenbesitzers Daniel Brown, hatte es in seinem Leben wohl oft nicht leicht. Es ist nicht immer ein Segen mit Popularität und Geld konfrontiert zu werden. Das muss auch Reece am eigenen Leib erleben. Es...