... alles anders!

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Das Sommerfest des Karnevalsverein war trotz vorgerückter Stunde noch gut besucht.
Der laue Abend und die ausgelassene Stimmung trugen dazu bei.

Inzwischen hatten alle aufgehört zu tanzen und es lief Lounge- Musik. Das Lagerfeuer war großzügig bestückt und es würde noch Stunden dauern, ehe es vollständig abgebrannt wäre.
Einige standen, einige saßen und einige wenige hatten sich die Liegen gekrallt.
Lea und Chrissi lagen nebeneinander, zwischen ihnen die kleine Tia, die immer wieder einschlummerte.
„Du hast Spaß?", wollte Leas beste Freundin von ihr wissen. Die angesprochene sah auf und nickte. Die Mutter des kleinen Mädchens erhob sich und hielt das schlummernde Bündel im Arm. „Ich bringe Tia ins Bett.", erklärte sie ihr Vorhaben. Sie wandte sich zum gehen, sah aber noch einmal zurück.
„Es ist schön dich lachen zu hören. Das kommt in letzter Zeit viel zu selten vor!" Lea wusste, das die Worte wahr waren. „Ich habe diesen Teil an Dir vermisst!", drängen weitere Worte an ihr Ohr.
Und sie wusste auch, das Chrissi sowas immer aussprach.

Lea holte sich etwas Neues zu trinken, mischte sich einen frischen Hugo. Zurück an ihrer Liege, sah sie, das eine feindliche Übernahme stattgefunden hatte.
Mario lag grinsend auf dieser, seine Augen blitzten. „Komm, leg dich zu mir holde Maid!", forderte er heraus. Lea holte ihre Locken über eine Schulter nach vorne. „Ich stehe ja noch in Deiner Schuld!", grinste sie und ließ sich vor ihm nieder.
Zwischen seinen langen Beinen sitzend lehnte sie sich zurück, in seinen Arm, und trank einen Schluck ihres alkoholischen Getränk.

Es wurde gelacht und gewitzelt, über das Feuer hinweg. Mario und Lea genossen das miteinander, ungezwungen und leicht.
Sie gingen wie immer neckend und frotzelnd miteinander um. Waren sie aber beide ohne Partner und Familie unterwegs, erreichte diese Leichtigkeit eine andere Stufe.
Es war fast liebevoll. Sie strich ihm eine Wimper von der Nase, er wischte eine ihrer Locken hinter ihr Ohr. Doch man kannte die beiden so.
Dieses Bild war ein bekanntes.

Jetzt fragte er sie leise, aber direkt: „Wie ist das eigentlich für Dich, wenn Kai bei sowas nicht dabei ist?" Die Gefragte drehte sich seitlich, zog die Knie an. Kurz glaubte der versierte Arzt etwas wie Frust in ihren Augen zu sehen. „Am Anfang war es ärgerlich und auch frustrierend, aber man gewöhnt sich an alles!", gab sie leise zu, wollte aber dann wissen: „Du bist aber doch auch oft allein unterwegs, ich muss es Dir doch nicht wirklich erklären oder?"
Mario schüttelte den Kopf. „Man nimmt es hin, sie hält mir den Rücken frei und es stört Sabine nicht wenn ich nicht da bin. Sie widmet ihre Zeit den Jungs. Dafür bin ich ihr verdammt dankbar!", erklärte er sich. Er blickte der jungen Frau in die Augen.
„Glücklich und zufrieden sein klingt anders!", haute Lea ohne zu überlegen raus. Kurz schien ihr Gegenüber überrascht zu sein, gab aber an: „Das ich glücklich damit bin, das habe ich nicht gesagt!"
Kurz stutzte Lea. Sie waren offen miteinander, sie sprachen auch anders miteinander, aber solch eine Äußerung war neu.

Nach und nach gingen auch noch einige andere, so dass sie nur noch zu zehnt um das Feuer saßen oder lagen.
Doch auch die Runde wurde kleiner. Irgendwann waren sie nur noch zu viert. Steffen, der dem Kölsch gut zugesprochen hatte, musste dringend ins Bett. Chrissi war etwas verzweifelt deswegen, doch Mario und Lea boten Hilfe an.
Lea richtete sich auf und half Steffen beim Aufstehen. „Bring ihn rein, geht ins Bett, wir passen auf das Feuer auf." Die verzweifelte Frau hakte sich bei ihrem angetrunkenen Lebensgefährten unter und schien erleichtert.
„Wirklich?", vergewisserte sie sich noch einmal.
Die Frau mit der Lockenmähne nickte. „Dann kann ich ganz uneigennützig auch noch mal den Pool nutzen!" Mario stimmte dem zu, wollte in dieser Sommernacht auch noch mal das kühle Nass genießen.
Chrissi gab ihr einen Schlüssel vom Pool- und Gartenhäuschen. Mit den Worte: „Du weißt wo alles ist!", drehte sie sich um und brachte den Mann an ihrer Seite ins Bett.
Die Apothekerin und der Arzt waren nun allein.

Der Sternenhimmel funkelte, während Lea zunächst ein wenig aufräumte. Leere Flaschen klirrten im Kasten, leere Gläser landeten in einem Korb. Mario hatte in der Zwischenzeit die überflüssigen Stühle zusammengestellt und zwei Liegen näher am Feuer platziert.
„Willst Du gleich noch etwas trinken?", wollte er wissen und sie nickte. Mit dem Korb voller schmutziger Gläser wandte sie sich dem Haus zu. Sie stellte diese leise in der Küche ab und zog sich selber um. Statt des Tankinis wählte sie nun den knappen Bikini, von welchem sie bereits das Oberteil unter dem leichten Pullover getragen hatte.
Neben ihren Sachen nahm die auch das Handtuch mit.

Als sie zurück kam hatte Mario die farbenwechselnden Leuchten im Pool angestellt und das Wasser leuchtete in verschiedenen Farben.
Am Rand zum abgetrennten Jacuzzibereich stand eine neue Flasche Kölsch und ein frisches Glas Hugo. Die angebrochene Flasche stand gekühlt auf Eis im Sektkühler.
Der hochgewachsene Mann war in der kurzen Shorts bereits im Wasser, welches ihm bis knapp über den Bauchnabel reichte. Seine Arme hingen seitlich an seinem Körper hinab und er hatte den Kopf in den Nacken gelegt. Er beobachtete die Sterne.
Lea legte alles neben der Liege ab, erlaubte sich dabei verstohlene Blicke zu ihrem Freund. Ihre langen Locken band sie zu einem lässigen Knoten hoch, ehe sie an den Rand ging.

Mario beobachtete nun seinerseits die junge Frau, wie sie einen Fuß ins Wasser tauchte und entspannt lächelte. Langsam ließ sie ihren schlanken Körper in das Becken gleiten.
Das Wasser reichte ihr bis zum Busen.
Sie genoss das erfrischende Nass bei den noch warmen Temperaturen.

Die beiden planschten ein wenig herum, redeten belanglos und genossen ihre kühlen Getränke.
Und sie schwiegen auch gemeinsam. Es war kein unangenehmes Schweigen, hatte eher etwas beruhigendes.
Irgendwann saßen die beiden im Jacuzzibereich, hatten die niedrigste Sprudelstufe eingestellt.
Sie neckten sich, sie spritzten sich mit Wasser voll. Sie kicherten und hatten Spaß.

Übermütig fischte Lea die Flasche und die Eiswürfel aus dem Sektkühler. Das eiskalte Schmelzwasser spritzte sie Mario über die Brust. Unter dem eiskalten Spritzwasser verhärteten sich seine Brustwarzen und er keuchte auf, was Lea auflachen ließ.
„Das wirst du mir büßen!", grinste er und die junge Frau lachte erneut, dieses Mal herzhaft. Auch lachte sie weiter, als er einen Eiswürfel griff und ihn zwischen seine Lippen klemmte. „Das wagst Du Dich nicht!", prustete sie, ahnte sie doch was er vor hatte. Er grinste nur und sie lachte weiter.
Das Lachen erstarb, als er sich zu ihr in die Mitte stellte und den Kopf hinabbeugte wo der Eiswürfel über ihre erhitzte Haut am Schlüsselbein fuhr. Als der Eiswürfel in seinem Mund soweit schmolz, das er ein eisiges Rinnsal hinterließ, war es wie ein Blitzschlag.
Ein nicht zu erklärendes Gefühl, was ihr Innerstes kribbeln ließ.

Dieser Bruchteil an Zeit, dieser spaßig gemeinte Moment ließ Emotionen über die junge Frau einbrechen. Ihr Atem beschleunigte sich, sie verkniff sich ein leises Stöhnen, biss sich auf die Unterlippe.

Da war ein prickelndes Gefühl, der Streifen Eiswasser fühlte sich an wie Feuer und sie registrierte, das er mit dem Mund an das andere Schlüsselbein wanderte. Dort war der Eiswürfel bereits soweit geschmolzen, das auch seine Lippen die Haut berührten. Das verstärkte das Gefühl noch mehr!
Ihre Augen hielt sie geschlossen, ihre Lippen waren leicht geöffnet und ihre Kehle fühlte sich an wie ausgetrocknet. Ihr Herz schlug schneller und sie meinte zu fühlen das es stolperte.
„Mario!", krächzte sie heiser und kurz sah er in ihre Augen.

In seinen Augen erkannte sie den selben Aufruhr.
Auch sein Atem beschleunigte sich.
Plötzlich waren da Gefühle, bekannte Gefühle.
Neue Gefühle, ungeahnt intensiv.
Gefühle, die sie lange unter Verschluss gehalten hatten.

Sie hatte sie unter Verschluss gehalten.
Er hatte sie unter Verschluss gehalten.

Und jetzt brodelte es in Ihnen!

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Da ist das Sommerfest in vollem Gange... man konnte Mario und Lea ein wenig kennenlernen.
Man kann erahnen wie es ihnen geht, bei Lea mehr als bei Mario.
Aber was meint ihr, wie festgefahren sind sie?
Kommentare sind gerne gesehen!

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