War es das jetzt?

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Eine Woche war seit der Nacht am See vergangen.
Mario war seiner Familie in den Urlaub gefolgt, meldete sich aber mindestens einmal am Tag per Nachricht bei Lea.
Das freute sie sehr. Er schrieb ihr, daß er sie vermisste. Er schrieb ihr, was er mit ihr machen wollte, was sie immer mehr Vorfreude fühlen ließ.
Diese Aufmerksamkeit bestärkte sie allerdings auch in dem Entschluss den sie gefasst hatte.

Und diese Entscheidung, dieser Entschluss wartete auf eine Lösung!

Diese wartete an diesem Samstag nun im Wohnzimmer. Es regnete und sie glaubte, das dieses Wetter zu ihrem Vorhaben gehörte.
Sie tigerte nervös im Wohnzimmer hin und her. Ihre Hände knetete sie immer wieder durch.

Ihr langjähriger Partner, den sie um ein Gespräch gebeten hatte, hantierte noch an einem neuen Video.
Es schien beinahe so, als wollte er Zeit schinden. Ganz so als wüsste er was Lea vor hatte.

Gerade hatte die langbeinige Frau sich auf die Couch gesetzt als er zu ihr kam.
Kai stand im Türrahmen und hatte die Hände in seiner Hosentasche versteckt.
Er sah sie an.
Sie sah zu ihm.

„Kai...!“, setzte die junge Frau mit erklärendem Ton an, aber er hob eine Hand und sie verstummte.
„Wir wissen beide, das es kurz wahrscheinlich besser ist. Sprich es schnell aus, denn ich befürchte ich kenne den Grund des Gespräches!“ Er sprach leise, aber er hatte recht.

Lea erhob sich.
„Ich will die Trennung! Ich will sie sofort. Ich will das Du so schnell wie möglich ausziehst.“, sprach sie deutlich aus und kaum das sie es gesagt hatte, fühlte sie sich befreit. Es war als würde eine ganze Bergwelt von ihrem Brustkorb abfallen.
Sie blickte in ein geschocktes Gesicht, welches ihr zeigte, das er damit nicht wirklich gerechnet hatte. Er war sich seiner Sache zu sicher gewesen und registrierte geschockt die Quittung.
Langsam trat er zur Couch und sank auf diese. Sein Gesicht vergrub er in seinen Händen.
„Warum?“, ertönte seine Stimme ungewöhnlich brüchig.

„Das fragst du mich nicht ernsthaft!“, ertönte ihre Stimme etwas zynischer als gewollt. Der Tonfall aber bewirkte, das er sie ansah.
„Seit Monaten, fast schon Jahren, zählt für Dich nur noch YouTube oder Twitch. Termine nehme ich allein wahr, du gehst nirgendwo mit hin und die Male wo ich versucht habe mit Dir zu sprechen, hast du mich auch noch mit Vorwürfen bedacht! Ich hätte kein Verständnis für Dein Hobby!“, erklärte sie.
„Wenn Du ehrlich zu dir selbst bist, musst du doch auch erkannt haben, das wir nur noch nebeneinander her gelebt haben. Selbst Karneval, was uns noch etwas verbunden hat ist für dich nur noch Nebensache. Und von Sex will ich gar nicht erst anfangen!“, erklärte sie ihm.

Kai blickte starr zur Wand, hatte feuchte und gerötete Augen, aber sie sah das er sich bemühte, nicht zu weinen.
Er widersprach ihr nicht, sagte aber: „Eine Chance gibst Du uns nicht mehr?“ Lea schüttelte den Kopf.
„Das ist auch für mich nicht leicht, aber ich liebe dich nicht mehr! Da ist nichts mehr. Deine Gleichgültigkeit hat jedes Gefühl erkalten lassen. Es wäre Dir gegenüber unfair, wenn ich Dir mit einer Chance Hoffnungen machen würde!“, nach diesem Geständnis schnellte sein Gesicht zu ihrem herum.

„War es das jetzt?“, wollte er wissen und sie nickte.
„Ich weiß, das ist hart, aber wie lange soll ich das noch so akzeptieren. Ich werde nächstes Jahr 30 und meine Zeit ist mir wahrlich zu schade, als das ein Videokanal wichtiger ist als ich!“, führte sie weiter aus.
Entsetzt sah er sie an.

Sie ließ ihm dann Zeit, um das sacken zu lassen.
Ihre Freundin Chrissi war nun erst einmal ihre Anlaufstelle.
Und auch wenn sie keine Liebe mehr für Kai empfand, sie weinte um die lange Zeit die sie gemeinsam hatten.
Sie trauerte um die Liebe, die einst zwischen Ihnen gewesen war.

Die folgenden Tage waren nicht leicht, auch wenn sie sich befreiter fühlte.
Kai hatte bereits zwei Tage nach der Trennung eine neue Wohnung gefunden. Dort konnte er auch direkt einziehen.

Sie bemühten sich freundschaftlich um eine schnelle Klärung der Verhältnisse, wickelten alles ab.
Sie trennten den Haushalt.
Sie trennten zwei Leben.

Scheinbar ohne böses Blut und klischeehaft im besten Sinne.
Auch hatten sie gesagt, das sie Freunde bleiben wollten, aber ehrlich gesagt glaubte Lea nicht daran.

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Lea hat sich getrennt.
Die richtige Entscheidung?

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