Was jetzt?

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Die Nacht war lang gewesen, sie war schwül.
In der Apotheke war es nur abends zu zwei Einsätzen gekommen. Die Apothekerin hatte schlafen können, war aber wegen der Temperaturen immer wieder wach geworden.
Morgens, als der Notdienst beendet war, fuhr Lea direkt einkaufen. Sie hatte einige Tage frei, wusste das Mario noch nicht arbeiten musste. So wanderten auch Wein und Bier in den Einkauf.
Auf ihrem Weg zu ihrer Wohnung fasste sie einen Entschluss. Der Himmel war blau und die Sonne schien bereits warm.

Sie ging duschen und packte eine kleine Tasche.
Kurz hatte sie Mario geschrieben, das sie bereits an die Hütte am See fahren würde, um sich in einem richtigen Bett schlafen zu legen. Um dort auf ihn zu warten.
Eine Antwort wartete sie nicht ab, denn er hatte ihr schließlich einen Schlüssel übergeben.

Bewaffnet mit ihren Sachen, Speis und Trank, konnte sie sich bereits am Vormittag in der Hütte ins Bett legen. Sie stellte sich einen Wecker auf den frühen Mittag, da sie nicht lange schlafen wollte.

Als Mario am Morgen im Haus seines Freundes aufwachte griff er nach seinem Handy und las erfreut, das die junge Apothekerin die Hütte als Zuflucht gewählt hatte.
Ihm gefiel das.
Er stand auf und duschte. Der Arzt wusste, das Lea gearbeitet hatte und wollte noch einkaufen, ehe auch er zur Hütte aufbrechen würde. Er wollte ihnen dort eine schöne Zeit bereiten.

Zum Frühstück hatte Hannah ihm alles bereit gestellt. Er lächelte bei der kurzen Notiz, die sie ihm hinterlassen hatte.

Nach einem Kaffee entschloss er sich, seinen besten Freund in der Apotheke aufzusuchen.
Mit seinen Sachen im Auto, sowie noch einigen kleinen Habseligkeiten aus dem Haus erklärte er diesem, das er eine dauerhafte Bleibe hätte.
Wo verriet er ihm nicht.

Auf dem Weg zur Hütte ging auch Mario wie zuvor überlegt noch Kleinigkeiten einkaufen. Er überlegte ernsthaft dauerhaft in der Behausung unterzukommen und benötigte grundsätzliche Dinge.

Als er am Mittag die Hütte betrat, nahm er den Geruch von Lea sofort wahr.
Die Hütte sah aus wie immer, aber ihre Anwesenheit veränderte soviel.
Es traf ihn nicht unangenehm, aber unerwartet.
Das Gefühl welches ihn überspülte war ein Gefühl, nach welchem er sich so lange gesehnt hatte. Ein Gefühl, welches er bei Sabine immer vermisst hatte.
Doch er verdrängte es schnell wieder. Er wollte nicht kopflos in etwas Neues stolpern.

Er stellte alles in der kleinen Küche ab und sah, das auch Lea bereits eingekauft hatte. Das entlockte ihm ein Lächeln.
Als er in den Wohnbereich kam, sah er das die große Tür zur Terrasse aufstand.
Der Geruch von Wald und Wasser kitzelte seine Nase.
Er zog seine Schuhe aus und genoss das kühle Gefühl der Fliesen unter seinen Sohlen.
Das Bett war ordentlich gemacht und das Geräusch spielender und lachender Familien drangen an sein Ohr.
Alle Hütten waren scheinbar bewohnt und auch andere schienen den See an der Badebucht zu besuchen um Abkühlung zu erfahren.

Während er nun  durch die Tür trat, sah er unter dem Sonnensegel beide Liegen stehen. Auf der hinteren Liege sah er zunächst nur schlanke und gebräunte Beine.
Langsam trat er näher und musste Schmunzeln. Lea lag lang gestreckt auf der dunkelroten Auflage. Sie trug ein knappes Bikini Oberteil zu einer sehr knappen Sweatshorts. Ihre langen Locken hatte sie nur nachlässig zu einem Knoten gefasst.
Sie gab nie viel auf Äußerlichkeiten, aber so ungeschützt, wie sie dort lag, war sie mit das reinste und schönste was er jemals gesehen hatte.

Neben der Liege ließ er sich auf ein Knie nieder. Sanft strich er über ihre Wange, was ihre Lider flattern ließ. Ein, zwei Mal blinzelte sie und erkannte, wer da neben der Liege kniete.
Lächelnd schlug sie die Augen auf. Er konnte zusehen, wie sich ihre Gedanken einschalteten.
„Du bist schon da.“, bemerkte sie leise. „Ich wollte gar nicht mehr einschlafen!“, meinte sie entschuldigend.
Er erwiderte ihr Lächeln. Dann beugte er sich über sie und streifte mit seinen Lippen kurz über ihren Mund. Sie erwiderte diese unerwartete Zärtlichkeit.

Die junge Frau richtete sich auf und setzte sich hin. Ungewollt lasziv streckte sie ihre Oberkörper, wenn auch unbewusst.
Er legte seine Hände verschränkt auf ihre nackten Oberschenkel und sie bemerkte sofort das sein Ehering fehlte.

Sie legte ihre Hände darüber, strich mit dem Finger über den Ringfinger.
„Wir lassen uns scheiden!“, erklärte er nur knapp.
„Kai ist ausgezogen!“, erwiderte die schlanke Person.

Mario blickte auf, suchte ihren Blick. Er versuchte in ihren Augen zu lesen, aber es gelang ihm nicht.
Sie hielten dem Blick des jeweils anderen Stand. Keiner sagte etwas, über Minuten.

Lea war es, deren Stimme die Stille leise durchbrach. „Was jetzt?“, hauchte sie leise.

Da waren sie nun, vor drei Wochen noch beide in Partnerschaft und Ehe. Vergeben.
Und jetzt?
Beide waren Single, frei und ungebunden.
Unsicher.
Und doch, ohne es zu wissen oder sich einzugestehen, emotional aneinander gebunden.
Nicht nur als Freunde, noch nicht als Liebende, aber zwischen ihnen schwelte etwas, was sie nicht einfach los ließ und seit einiger Zeit immer wieder zueinander trieb.

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Hey!
Wieder ein neues Kapitel.
Ich würde mich über Kommentare freuen.
Wo seht ihr die beiden?

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