2 - ramyun?

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Yoongi

„Gott Taehyung was ist los mit dir?", fragte der Braunhaarige, nachdem wir in unsere Wohnung betreten hatten.

Ja, wir. Am Anfang waren da nur Hoseok und ich, die diese Wohnung besaßen, ehe er Taehyung kennengelernt hatte und dieser einfach mit einzog. Mir war es egal; ich mochte ihn und war froh, dass wir uns dann die Miete teilen konnten und es somit für den jeweiligen weniger wurde.

Mit einem Ächzen ließ ich mich auf die Couch fallen, ignorierte dabei die Tatsache, dass meine Klamotten vom Regen noch nass waren und beinahe tropften.

Mein Kopf pochte und ich wusste, dass es nicht meine Kopfschmerzen waren, welche mich nun plagten. Bitte Seelenverwandter, bitte nehme eine verdammte Schmerztablette.

Während ich vor mich hin litt, hörte ich das Paar über irgendetwas diskutieren. Es war kein sonderlich schlimmer Streit, das wusste ich. Sie hatten sich noch nie so sehr gestritten, sodass einer wütend aus der Wohnung flüchtete. Ich war mir auch ziemlich sicher, dass sie das nicht könnten, dass sie einander dafür viel zu sehr liebten.

Und so war es auch dieses Mal, denn schon nach wenigen Minuten war die Diskussion zu Ende und Taehyung kam teils wütend, teils besorgt ins Wohnzimmer, um sich dort neben mich zu setzten.

„Soulmate Problems", versuchte er sich an schlechtem Englisch, nachdem er meine Situation analysiert hatte. „Gott ich verfluche ihn dafür", sagte ich, als ich meine Hand auf meine Stirn legte, tatsächlich die Befürchtung hatte, Fieber zu bekommen.

„Es wird besser, wenn du ihn triffst", sagte er nur achselzuckend. Tatsächlich war es nichts Neues für uns, dass ich mich so fühlte. Es verging kein Tag, an welchem ich nicht unter den vermeidlich schlechten Umständen meines Seelenverwandten litt.

Für ein paar Minuten sah ich Taehyung aus dem Augenwinkel dabei zu, wie er irgendwelche Sachen an seinem Handy machte, eher er mich alleine ließ.

Und da ich sowieso schon den ganzen Tag unter den Auswirkungen des Schlafmangels litt, schloss ich endlich meine Augen, mit dem Wissen, nicht nach maximal fünf Minuten geweckt zu werden.

[•••]

„Zieh' deine verdammten, nassen Klamotten aus, oder willst du krank werden?!", begrüßten mich Hoseoks Worte, nachdem ich aus einem kaum erholsamen Schlaf erwacht war. Oder viel eher geweckt wurde, woraufhin ich ihn sofort mit einem fiesen Blick bedachte.

Doch er winkte nur ab. „Ach übrigens", er machte eine Pause, atmete tief durch, „Ramyun?" Er hielt mir die dampfende Schale Nudeln unter die Nase. Augenblicklich war ich hellwach. „Aber bevor du sie isst", er entzog sie mir, stellte sie auf dem kleinen Couchtisch ab, „verlange ich von dir, dass du dich umziehst, bevor du wirklich noch krank wirst."

Erst jetzt wurde mir die Humidität meiner Klamotten und das Zittern meines Leibes bewusst. „Siehst du, du fängst jetzt schon an zu frieren", sagte er mahnend. Manchmal kam es mir so vor, als würde er mich bemuttern. Dabei war ich älter als er und sollte sozusagen auf ihm Acht geben. Doch diese Rolle hatte sich geändert, nachdem er Taehyung kennengelernt hatte. Oder er empfand Mitleid mit mir, weil ich noch immer nicht meinen Partner gefunden hatte. Beide Aspekte schienen für mich einleuchtend.

„Erde an Yoongi, worüber denkst du jetzt schon wieder nach?" Ich schüttelte nur vehement meinen Kopf, bemerkte, dass die Kopfschmerzen zwar ein wenig nachgelassen, dennoch noch vorhanden waren.

„Schau, dass du andere Klamotten anziehst", rief er mir noch nach, als ich das Zimmer verlassen hatte. „Was denkst du, hatte ich gerade vor?!", antwortete ich in einem ähnlichen Ton.

Kurz darauf kam ich mit einer Jogginghose und einem großen Hoodie bekleidet wieder ins Wohnzimmer, wo sich nun auch Taehyung auf der Couch niedergelassen hatte, und wohlig seine Nudeln verschlang.

Ich setzte mich mit zu ihnen, aß ebenfalls besagte Nudeln. Hoseok hatte währenddessen den Fernseher zum Laufen gebracht, sodass dieser nun leise im Hintergrund lief.

„Ach Namjoon und Seokjin haben morgen Abend eine Party geplant", sagte er beiläufig, fast so, als würde er diese Nachricht jeden Tag verbreiten.

Namjoon und Seokjin hatten ebenfalls das Glück, sich gefunden, ohne einander wirklich gesucht zu haben. Obwohl ich von ihren Erzählungen erfahren hatte, dass sie sich eigentlich schon vorher für Jahren gekannt haben, es aber nie in Erwägung gezogen hatten, Seelenverwandte zu sein. Ich wünschte mir, ich hätte ein ähnliches Glück.

Ich wollte etwas erwidern, doch Taehyung kam mir zuvor: „Warte, meinst du so 'ne richtige Hausparty, wie in diesen amerikanischen Filmen?!" Seine Stimme hätte sich beinahe bei seiner Frage überschlagen, so aufgeregt schien er.

„Ich weiß nicht, aber ich nehme es an. Zumindest solle es so eine richtige Studentenparty werden. Die Beliebtheit dazu haben sie allemal." Ich stimmte ihm mit einem Nicken zu. Ja, die beiden waren beinahe noch beliebter, als Jimin und Jungkook. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob das überhaupt ginge, da diese wirklich unglaublich viel Aufmerksamkeit bekamen.

Dennoch hatten wir es geschafft mit Namjoon und Seokjin befreundet zu sein und sogar eine relativ gute Bindung zu ihnen zu haben. Wobei Namjoon und ich uns sehr gut verstanden, da wir zufälligerweise denselben Musikgeschmack besaßen und uns stundenlang darüber unterhalten könnten. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass wir zusammen in einem Nebenfach waren.

„Ja, ja jedenfalls haben sie uns eingeladen", beendete er seine Neuigkeiten. Es war eigentlich logisch, dass er das verkündete, doch Taehyung schien es dennoch zu überraschen, weshalb er erstaunt seine Augen aufriss und irgendetwas unter Euphorie murmelte.

„Geht da nicht sowieso jeder hin, der davon Wind bekommen hatte?", fragte ich lethargisch nach. Sofort bekam ich ein verachtendes Schnauben als Reaktion. „Trotzdem gilt in einer Gesellschaft noch sowas wie Einladungen oder ähnliches... aber im Prinzip hast du recht."

Ich fühlte ein zufriedenes Grinsen auf meinem Gesicht Platz finden. Ich wollte nicht falsch liegen und war unglaublich froh, zu wissen, dass ich letztendlich doch richtig lag. Mein Alter Ego hatte da sicherlich seine Finger mit im Spiel. Hoffte ich.

„Naja zumindest soll sie dann eben am Abend stattfinden—zum Ärger mit den Nachbarn." Er verschlang den Rest seiner Nudeln, leckte sich einmal mit der Zunge über seine Lippen, um dort den Rest der vermeidlichen Soße zu entfernen. Taehyung sah in dabei so an, als würde er sich beherrschen müssen, um nicht gleich über ihn herzufallen.

Doch noch hatten wir einen Tag vor uns, bevor diese Party stattfand. Und darauf hatte ich mehr als nur keine Lust.

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[20190824]

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