Yoongi
Ich weinte, krächzte, windete mich unter meiner schweren Decke, hatte das Gefühl zu ersticken, ehe ich meine Augen rasant aufschlug und die Angst hatte, dass mein Herz jeden Moment stehen bleiben würde.
Ich hatte einen Albtraum. Nach gefühlten Jahren hatte ich wieder einen verdammten Albtraum! Früher hatte ich tagtäglich Albträume, doch keiner schien mich so sehr in Angst versetzt zu haben, wie dieser hier. Ich fühlte mich ihm ausgesetzt; die Erinnerungen trieben mich in die Enge meines Verstandes.
Ich atmete schwer, versuchte alles in der Welt, mich zu beruhigen. Allerdings schaffte ich es nicht. Nicht einmal den Schlaf konnte ich mehr verfallen.
Es war stockdunkel in meinem Zimmer, als ich mich dann doch etwas aufrichtete. Auch ohne einen Blick auf die digitale Uhrzeit meines Handys werfen zu müssen, wusste ich, dass es noch mitten in der Nacht sein musste. Wie ironisch, dass ich vor genau vierundzwanzig Stunden ebenfalls um diese Uhrzeit wach gewesen sein musste.
Ich bettete meinen Kopf wieder auf mein Kopfkissen, versuche verzweifelt einzuschlafen, doch ich fürchtete mich davor. Ich wusste, dass ein Albtraum nur eine elendiger Traum und somit keinen wirklichen Bezug zur Gegenwart darstellte. Dennoch aber hatte ich Angst, dass mir ähnliches widerfahren würde. Dass ich erneut einen Albtraum haben würde, dass ich erneut Angst hatte, durch Atemnot und an einen Herzinfarkt sterben zu müssen.
Doch wie naiv war es? Ich war kein kleines Kind mehr, welches sich vor den Schrecken der Nacht fürchtete.
Letztendlich trieb mich dann doch der Schlafmangel der vergangenen Wochen dazu, meine Augen zu schließen. Wie hoch könnte bitte dich Chance sein, dass ich erneut einen schlechten Traum haben würde?
[•••]
„Wir haben dich nie geliebt, Yoongi. Nie. Wir können und werden es auch niemals..."
Hoch! Die Chance konnte sehr hoch sein!
Ich wimmerte auf, krallte meine Hände in den Bezug meiner Decke. Nur ein Albraum, richtig? Mehr nicht. Erneut wimmerte ich auf.
Erschrocken schlug ich mir meine Hand auf den Mund. Wenn Hoseok oder Taehyung erneut mitbekommen sollten, dass sowas hier wieder passiert war, würden sie sich womöglich erneut unnötig Sorgen machen. Ich war sowieso eine Last für sie.
Nun war ich mir tatsächlich sicher, dass ich in dieser Nacht nicht mehr einschlafen werde. Sonderlich gut ging es mir in diesem Moment auch nicht wirklich. Ich verfluchte ihn dafür! Ich war es satt, dass es mir durch ihn immer so schrecklich ging! Ich hatte keine-
„Yoongi?"
Ich war mir nicht sicher, wer dieser Besitzer der Stimme war, doch an der fahlen Gestalt, welche ich aus dem Schatten heraus erkannte, wurde mir sofort klar, wer diese Person war. Allerdings erwiderte ich nichts darauf. Ich wusste, würde ich jetzt zu sprechen beginnen, würde meine Stimme abrechen und zeigen, wie unglaublich schwach ich doch war.
Erneut glitt mir ein Wimmern über die Lippen, welches ich kaum zu kaschieren vermochte. Es war sowieso zu spät; Park Jimin hatte mich in einem meiner schwächsten Momente ertappt. Ich kam mir ja so lächerlich vor.
„Was ist los?", fragte die Person mit der engelsgleichen Stimme. Ich konnte nicht viel erkennen, doch ich war mir ziemlich sicher, dass er ein paar Schritte auf mich zugegangen war. Was hatte er vor?
„Bitte sag- sag mir, d-dass du mich nicht wein- weinen gehört has-hast...", brachte ich gerade so mal stotternd mit meiner geschwächten Stimme heraus. „Nein ich hatte nur so ein... Gefühl, dass etwas nicht stimmt." Anhand seiner Stimme konnte ich vernehmen, dass er lächelte—oder zumindest versuchte er es, seine Stimme nicht allzu neutral klingen zu lassen.
Ich nickte nur, fügte noch ein „Okay" hinzu, was bedeuten sollte, dass ich alleine klarkomme, doch er rührte sich nicht von der Stelle; noch immer stand er einige Meter von mir entfernt und sah zu mir herunter. Ich richtete mich nun selbst ein wenig auf, um nicht noch kleiner zu wirken, als ich mir in diesem Moment ohnehin schon vorkam.
„Was ist los?", wiederholte er. Seine Stimme hatte noch immer nicht den Klang von Freundlichkeit verloren. Obwohl, wenn man genau hinhörte, könnte man noch etwas anderes heraushören. War es Besorgnis?
„Ich hatte 'nen Albtraum... mehr nicht", antwortete ich halbherzig. Er hatte es nicht verdient, dass ich ihn so patzig Antwort gab, aber ich wollte alleine sein, mich abschotten, die restlichen Stunden, bis es hell werden würde, mir selbst überlassen sein.
„Was hast du geträumt?", fragte er weiter. Nebenbei ging er ein paar Schritte mehr auf mich zu, sodass er sich wenig später auf meine Höhe hinunterkniete. Selbst in diesem fahlen Licht könnte ich seine wunderschönen Gesichtszüge erkennen, sein volles Haar, welches im richtigen Winkel leicht zu schimmern begann, seine Augen, welche mich so ernst ansahen, seine Lippen, welche er zu einer schmalen Linie zusammengepresst hatte. War es nicht dunkl? Hätte ich das alles nicht erkennen sollen? Lag es am Fiber, bildete ich mir sein wunderschönes Gesicht nur ein.
„Yoongi?", fragte er, diesmal etwas determinierter, sodass ich mich beeilte ihm zu antworten: „Von meinen Eltern." Unweigerlich wimmerte ich erneut auf. Gott die Erinnerungen taten so weh!
„Oh", machte Jimin nur. Seine Gesichtszüge schienen einen weicheren Eindruck bekommen zu haben—was ich mir in meinen Zustand natürlich auch nur einbilden könnte. „Willst du vielleicht darüber reden?", bot er mir an, doch ich schüttelte nur vehement mit meinen Kopf. „Nein", fügte ich noch zur Beteuerung hinzu.
Es blieb ein paar Minuten still, in welchen ich sein Gesicht bewunderte und er nachdenklich—wie hätte es anders sein sollen?—auf seiner Unterlippe beißend, meine Bettdecke anstarrte. Über was er auch immer nachdachte, es musste seinen Verstand wohl mehr oder weniger unglaublich sehr in Anspruch nehmen.
Hastig stand er auf. „Ich bin gleich wieder da", sagte er noch, ehe er aus meinem Zimmer verschwand. Verwundert sah ich zur offenen Tür, aus welcher er gerade eben verschwunden war. Ich bettete meinen Kopf wieder auf mein Kissen, sah für ein paar Sekunden gedankenverloren an die dunkle Decke, bevor ich ihn zurückkommen hörte.
„Rutsch mal", verlangte er von mir, noch ehe er seine Sachen, mit welchen er auf der Couch geschlafen hatte, auf mein Bett ablud. Während er meine Zimmertür schloss, beeilte ich mich, seiner Anweisung nachzugehen, sodass ich von der Mitte, in welcher ich üblicherweise schlief, etwas nach links rutschte, sodass er demnach genug Platz haben sollte.
„Wieso?", fragte ich leise, als er sich seine Utensilien zurecht rückte. „Irgendetwas sagt mir, dass du das jetzt gebrauchen könntest... also Gesellschaft meine ich", erwiderte er ähnlich leise. „Außerdem, wer ist den schon gerne alleine?", fragte er spaßig.
Ich, dachte ich mir sofort. Ich war die meiste Zeit alleine und hatte auch nichts dagegen, doch jetzt im Moment hatte er recht; ich wollte nicht alleine sein. Ich schätzte es unglaublich sehr, dass er mir Gesellschaft leisten wollte.
„Ist es nicht ironisch, dass es sich vor vierundzwanzig Stunden genau anders herum zugetragen hatte?" Meine Stimme war unglaublich leise. Ich war mir nicht einmal im Klaren, ob der Jüngere überhaupt noch wach war. Es dauerte ein paar Sekunden, bevor er mir antwortete: „Irgendwie schon", lachte er leise auf. „Anscheinend können wir nicht mehr ohne den anderen." Ich wusste nicht, ob er das spaßig gemeint hatte, oder ob da ein Hauch Ehrlichkeit seinerseits dabei war. So oder so setzte mein Herz bei seinen Worten ein paar Schläge aus.
„Womöglich."Nun ergriff die Lethargie wieder die Überhand über meinen Körper und meinen Verstand. Ich fühlte mich urplötzlich sicherer und fürchtete mich kaum mehr vor dem Schlaf, welcher sich auch langsam über mich hermachte.
Letztlich wusste ich nicht einmal mehr, ob das leise Schluchzen von Jimin nur eine Nebenerscheinung der Müdigkeit war, oder der Realität. Genauso ging er mir auch mit der Träne, welche genau in diesem Moment über meine Wange rann. Dabei war es doch bereits so offensichtlich.
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[20191120]
A/N;
ONLY TWO CHAPTERS GUYS — also bis sie es raffen (im sorry)und ich weiß auch nicht, aber ich mag dieses Kapitel so so sehr haha
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significant
Fanfiction- abgeschlossen - Eine Welt, in welcher es eine Selbstverständlichkeit ist, einen Seelenverwandten zu haben. Nur Yoongi hatte bis jetzt nicht das Glück, ihm begegnet zu sein. Doch dabei war ihm nicht bewusst, dass dieser näher war, als es die ganze...