22 - reuniting

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Yoongi

Nervös spielte ich mit meinen Fingern—ich hatte es schon vor Ewigkeiten aufgegeben, diese Angewohnheit unter Kontrolle zu bringen—ehe ich auch schon nach meinem Handy griff, in der Hoffnung, das die Zeit schon vergangen war. Ich wurde enttäuscht; Jimin würde erst in mehr als zwei Stunde auftauchen, da sein Zug tatsächlich eine Verspätung hatte.

Er hatte mir versprochen, gleich als erstes hierher zu kommen, da er nicht umbedingt wollte, dass wir uns zum ersten Mal, seitdem wir von unserer Seelenverwandtschaft wussten, im überfüllten Hauptbahnhof Seouls sehen würden.

Ich konnte ihn verstehen, denn auch mir war nicht sonderlich danach, dass—weiß Gott was als erstes passieren würde!—gleich vor jedermanns Augen passiert.

Gut, selbst mir war noch nicht klar, wie ich denn letztendlich handeln würde; sollte ich ihn in eine innige Umarmung schließen? In normal begrüßen? So, wie Freunde es normalerweise zu tun pflegten? Aber nein, wir waren keine Freunde sondern mehr, so viel mehr. Aber letztendlich wusste ich doch nicht, wie ich mich verhalten sollte, würde ich ihn endlich wieder sehen.

Bei dieser Realisation fuhr ich mir nervös durch die Haare und versuchte inständig meine hektische Atmung unter Kontrolle zu bringen.

Wieder sah ich auf meine Handy, wieder wandte ich meinen Blick enttäuscht ab; jede vergangene Minute kam mir wie ein halbes Leben vor. Es war zum Verrücktwerden, zumal ich wusste, dass es weder meine, noch Jimins Schuld war, sondern unsere Seelen, welche sich so sehr zu vermissen schienen, oder so ähnlich, hatte mir zumindest Hoseok gesagt, bevor er gegangen war.

Aber wo er recht hatte, hatte er recht, denn diese ganze Sache war bei weitem noch nicht so erforscht, wie so manch andere Sachen auf dieser Welt; man behauptet sogar, dass letztendlich nicht einmal klar ist, wann sich die Seelenverwandtschaft entwickelt hatte, oder warum sie sich auf jeden anders auswirkt und man sie anders empfindet.
Vielleicht aber auch war sie ein Mythos, welche wohl alles dafür zu tun schien, so geheimnisvoll und verborgen zu sein, wie gerade.

Zum fünften Mal, seitdem ich mich auf die Couch geschleppt hatte, sah ich auf mein Smartphone, laß die digitale Uhrzeit ab, doch mit Ernüchterung musste ich festellen, dass weder die Zeit so schnell vergangen war, wie ich es mir wünschte, noch dass Jimin mir geschrieben hatte.

Das letzte, was ich von ihm bekommen hatte, war eine Nachricht, in welcher es hieß, dass er eine knappe halbe Stunde später, als geplant wieder hier sein würde, und dass sein Akku zu schwinden begann, weshalb er es früher oder später ausschalten müsse.

Genervt stöhnte ich auf, warf es grob auf das Polster neben mir.

„Hyung beruhig' dich!", ermahnte mich Taehyung, welcher noch zu meinem Leiden als nerviges Bündel dazukam. „Ich weiß, dass du um alles in der Welt willst, dass er hier ist, aber dieses Trübsal blasen bringt dich auch nicht weiter." Genervt rollte ich mit den Augen. Wann war er bitte zu solch einem Moralapostel geworden?

„Tae, warum bist du überhaupt hier?", stellte ich die Frage, welche mir schon seit seinem Auftauchen, vor knapp einer Stunde, auf der Zunge brannte. Denn anstatt wie Hoseok ebenfalls in die Uni zu gehen, hatte er sich—als wäre es das logischste auf der Welt—mit zu mir gesetzt. Ich empfand es als amüsant, dass diese Situation mittlerweile sogar wie alltäglich schien.

„Hoseokie hat gemeint, dass ich auf dich Acht geben und dir Gesellschaft leisten soll", antworte er mir, ohne von seinem Handy wegzusehen, auf welchem er sich wohl gerade irgendwelche lustigen Bilder ansah, denn in den letzten Minuten drang sein tiefes Lachen ab und zu durch den Raum. Doch mir war nicht nach lachen, noch nach vermeidlicher Gesellschaft zumute. Ich wollte in diesem Moment nur eine Person sehen. Und diese würde erst in knapp zweieinhalb Stunden auftauchen.

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