13 - prehistory

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Jimin

Mit geweiteten Augen sah ich ihn an, doch er fuhr unbekümmert fort: „Was bedeutet, dass Yoongi allgemein etwas... anfällig ist."
„Wie meinst du das?"
„Es heißt, dass er die Gefühle des Partners stärker wahrnimmt. Grob gesagt leidet er mehr darunter, als andere", sagte dann der Blonde stürmisch.
„A-aber warum macht ihr euch so große Sorgen? Ich-"
„Bevor du an dem Morgen zu uns gekommen bist, hat er im Schlaf fürchterlich geweint. Dieser Anblick hatte mir fast das Herz gebrochen. Er wirkte so unglaublich aufgelöst und verzweifelt. Dieser Anblick war schrecklich. Und das alles kam wohl von seinem Seelenverwandten."

Ich nickte verstehend. „Tut mir leid. Das wusste ich nicht."
„Schon in Ordnung", murmelte Taehyung. „Er spricht ungern darüber und eigentlich hätten wir es dir auch gar nicht sagen sollen. Aber ist wohl zu spät dafür."

Und in diesem Moment fing ich unweigerlich an, Min Yoongi in einem anderen Licht zu sehen. Er und ich hatten nie wirklich viel miteinander zu tun, gar miteinander gesprochen, doch mir war schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass irgendetwas anders an ihm war—so kitschig es auch klang.

Ich wollte zu ihm zurück gehen, ihm sagen, dass das nicht sonderlich schlimm ist und dass ich für ihn da sein würde, würde es ihm schlecht gehen. Es war seltsam; ich hatte dieses Bedürfnis und dieses Gefühl noch niemals zuvor verspürt, daher ignorierte ich einfach das Pochen meines Herzes, als ich an den schlafenden Dunkelhaarigen denken musste. Wie naiv.

„Aber wie kam es dazu, dass seine Eltern keine Seelenverwandte waren?", fragte ich leise. Unweigerlich hatte mich diese ganze Situation ein wenig aus der Bahn geworfen. „Yoongi weiß es selbst nicht genau aber ich deute, dass die richtigen Partner gestorben sind."
„Aber heißt es nicht, dass man selbst-"
„Dass man selbst dabei sterben kann? Ja. Aber offensichtlich hatten sie Glück. Dennoch will ich mir nicht ausmalen, welche Leere sie verspürt hatten—oder es womöglich noch immer tun."
„Yoongi tut mir leid", murmelte ich leise, ehe ich auf meine Hände sah, welche ich vor mir zusammengefaltet auf den Tisch gelegt hatte.

Wie musste es sich anfühlen, zu wissen, dass seine Eltern nie wirklich füreinander bestimmt waren? Womöglich war die ,Beziehung' letztendlich nur darauf aus, ein Kind zu bekommen. Denn ich zweifelte daran, dass Liebe in diesem Fall eine Rolle gespielt hatte. Angeblich solle die Liebe mit dem Seelenverwandten sterben, sollte er, bevor man sich trifft, sterben. Stirbt er, nachdem er den Partner gefunden hat, stirbt man selbst wenige Tage später. Womöglich weil sich beide Seelen verbunden hatten und nicht ohne einander leben konnten. Gott er tat mir fürchterlich leid.

„Deshalb sagt er es auch niemanden", hörte ich Taehyung sagen. „Er will kein Mitleid, weshalb er es für sich behält. Also bitte, sag sowas nicht." Seine Stimme war ruhig, dennoch aber hörte ich heraus, wie genervt er klang. Ich nickte nur. Ich verstand Yoongi irgendwie. Wie gern würde ich jetzt wirklich zu ihm zurückkehren und ihm sagen, dass alles in Ordnung sei, dass er deshalb nicht anders war und dass der Richtige dennoch kommen würde.

Auf einmal schien mir sein Wohl wichtiger zu sein, als mein eigenes. Und irgendwie fühlte sich diese Erkenntnis kaum falsch an; viel eher schien sie so unglaublich richtig und logisch, sodass ich wirklich am liebsten zu ihm gegangen wäre, einfach, weil ich sicher gehen wollte, dass alles in Ordnung war.

„Du machst es schon wieder", tadelte der Blonde spaßig. „Hmm?", gab ich fragend von mir, sah ihn an. Doch er lächelte nur sanft. Das kannte ich von Taehyung gar nicht. Oder zumindest hatte er mir nie derartiges zugeworfen. „Man könnte wirklich meinen, dass ihr verwandt seid", hörte ich Hoseok sagen, woraufhin ich errötete. Ich wurde verlegen, weil mir dieser Gedanke, mit Yoongi nicht allzu wenig zu tun zu haben, gefiel. Es war ja nicht so, als war er mir nicht schon vorher aufgefallen, denn das wäre gelogen; ich hatte Yoongi schon des Öfteren aus der Ferne beobachtet und seine weichen Gesichtszüge bewundert. Nur schien er immer viel zu schüchtern, und ich viel zu sehr im Bann meines Ex-Freundes, anstatt dass es zu einem Gespräch zwischen uns kommen konnte.

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