Yoongi
„Bis bald!", verabschiedete sich Jimin von mir, ehe die Tür ins Schloss fiel. Augenblicklich breitete sich eine solch schmerzhafte Leere in mir aus, von welcher Existenz ich noch nicht einmal wusste.
Jimin blieb noch für einen Tag, ehe er seine Eltern anrief und sie auf dem neusten Stand brachte. Er sprach für ein paar Minuten mit ihnen, als sie ihn darum baten, für ein paar Tage nach Hause zu kommen und sie wieder zu besuchen. Womöglich wollten sich sich davon vergewissern, dass es ihren Sohn nach der Trennung seines jahrelangen festen Freundes gut ging. Parallel fing er an, nach einer neuen, kleinen Wohnung im Herzen Seouls zu suchen, in welcher er dann so lange alleine leben würde, bis er sein Studium beendet hatte.
Am liebsten täte ich es ihm gleich, denn in letzter Zeit hatte ich mehr als nur das Gefühl, dass Taehyung und Hoseok viel mehr Zeit für sich haben sollten, und ich ihnen diesbezüglich unglaublich sehr im Weg stand. Ich kam mir wie ein kleines Kind vor, welches ohne seine Eltern—in meinem Fall Hoseok und Taehyung—nicht klar kam. Ich meine ich hatte noch nie alleine gelebt oder war für längere Zeit nur auf mich gestellt gewesen, doch schaden täte es mir alle mal nicht.
Bevor ich noch im Flur fest wuchs und wie hypnotisiert die geschlossene Wohnungstür anstarrte, bewegte ich mich auf das Wohnzimmer zu, wo ich mich auch sogleich auf der Couch zusammenrollte und weiterhin in meinen Gedanken versunken war.
Ich war froh, dass es an unserer Universität eine Regelung gab, die erlaubte, dass man sich soviel Zeit nehmen könne, wie man brauche—oder eben der Seelenverwandte—,um sich zu erholen, oder einfach so lange, bis es einem diesbezüglich besser ging.
Doch besser ging es mir nicht—und auch Jimin machte nicht den Anschein, als würde es ihm wirklich gut gehen. Dennoch würde er trotz seines Unwohlseins für knapp 3 Stunden im Zug sitzen und bis nach Busan fahren.
Taehyung tauchte auf und setzte sich ebenfalls auf die Couch. Das Bild glich dem, wie vor ein paar Tagen, als es mir aufgrund meines Seelenverwandten mal wieder nicht allzu gut ging und er meine damalige Situation in seinem besten Englisch kommentiert hatte.
„Ich vermisse ihn jetzt schon", meinte ich leise. Gott das tat ich wirklich. Es war zum Verrücktwerden! Es kam mir beinahe schon vor, als würde ich ihn mein halbes Leben kennen, was aber aufgrund der Tatsache, dass wir vor knapp einer Woche noch nie ein Wort miteinander gewechselt haben, nur unmöglich war. „Ich weiß Hyung", erwiderte der Blonde. Erstaunlicherweise haben sich die beiden mittlerweile sogar angefreundet, was mein Herz beinahe vor Freude anschwillen ließ. Denn in meinen Verstand hatte sich der Gedanken manifestiert, dass er von nun an mit zu unserem Freundeskreis gehörte.
Alleine die Vorstellung, dass ich möglicherweise tagtäglich mit ihm zutun haben würde, oder dass er dann immer mit uns in der Bibliothek lernen würde, brachte meine Wangen dazu, sich ungesund zu erwärmen.
Mittlerweile war ich mir auch sicher, dass es nicht mehr ein Crush war, sondern dass ich mich haushoch und Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Mit allem drum und dran. Ich hatte ihn besser kennenlernen dürfen und hatte erkannt, dass sein Charakter noch liebevoller und zuvorkommender war, als ich immer gedacht hatte. Mittlerweile war ich sogar schon in dem Stand des Verliebtseins angelangt, in welchem ich mir ausmalte, wie es sich tatsächlich anfühlen würde, seine Lippen auf meinen zu haben und ihn zu küssen—seine vollen Lippen hatten es mir sowieso schon immer mehr als nur angetan.
Aber ich bezweifelte, dass er ähnlich fühlte. Und außerdem hatte er sich vor kurzem von seiner Langzeitliebe getrennt. Es sei ihm also erst einmal vergönnt, darüber hinwegzukommen, ohne, dass ich ihn mit meinen Gefühlen für ihn belasten würde. In diesem Moment konnte ich regelrecht spüren, wie das verliebte Lächeln von meinem Gesicht verschwand und ich wieder eine neutrale Miene aufsetzte. Tja Yoongi, manchmal bleibt Träumerei nur Träumerei... manchmal aber auch nicht.
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significant
Fanfiction- abgeschlossen - Eine Welt, in welcher es eine Selbstverständlichkeit ist, einen Seelenverwandten zu haben. Nur Yoongi hatte bis jetzt nicht das Glück, ihm begegnet zu sein. Doch dabei war ihm nicht bewusst, dass dieser näher war, als es die ganze...