19 - phone call

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Jimin

Seit dem Gespräch mit meinen Eltern—und der Erkenntnis, dass Yoongi mein Seelenverwandter war—hatte ich mich schon regelrecht in mein Zimmer verbarrikadiert. Alle paar Minuten war mir danach, Yoongi einfach anzurufen und ihn davon zu erzählen.

Ich fragte mich, ob er es bereits wusste, oder ob er noch genauso planlos war wie ich. Doch etwas hielt mich davon ab. Und auch, wenn es naiv klang, fürchtete ich mich davor, dass es wieder so enden würde, wie mit Jungkook—auch, wenn ich dieses Mal ein anderes, besseres Gefühl hatte.

Ich lag auf meinem Bett, sah immer wieder zu meinen Handy hin, welches nicht weit von mir lag. Mittlerweile war es sogar dunkel geworden; ich hatte mir noch nicht einmal die Mühe gemacht, das Licht einzuschalten. Ich musste also einen bemitleidenswerten Eindruck machen.

Ich zuckte ein wenig zusammen, als eine mäßig starke Windböe über das Haus rauschte. Es war klar, dass die Herbststürme noch eintreffen würden; immerhin war es bereits Mitte November. Der Herbst befand sich also in seinen letzten Höhepunkten, bevor der Winter eintreffen würde, und das Land somit in eine eisige Landschaft verwandelte.

Eine zweite Böe huschte über das Haus, drang in jegliche Fugen und erzeugte einen gespenstisches Geräusch.

Irgendwie schaffte ich es dann doch, mich aufzuraffen und nach meinem Handy zu greifen. Yoongi und ich hatten schon vor einigen Tagen Nummern ausgetauscht, einfach, weil wir nun Freunde—nun aber auch definitiv mehr!—waren. Ich kam noch immer nicht wirklich damit klar, dass es die ganze Zeit Yoongi war.

Min Yoongi, der, der schon seit knapp zwei Jahren direkt vor meiner Nase war, nur war er immer viel zu schüchtern gewesen, um mich anzusprechen. (Und ich hatte ihn die erste Zeit einfach übersehen, wofür ich mich beinahe ohrfeigen könnte.) Das hatte er mir vor ein paar Tagen erzählt und beinahe war das ein Grund mehr, weshalb ich mich in ihn verliebt hatte—er war einfach zurückhaltend und dieses Verhalten schätzte ich in diesem Augenblick unglaublich sehr.

Ein letztes Mal atmete ich tief durch, ehe ich auf Yoongis Kontakt drückte, und mir Sekunden später das Telefon ans Ohr hielt. Mein Herz schlug in diesem Moment so unglaublich ungesund schnell, sodass ich in diesem Moment beinahe schon selbst Angst bekam.

Erneut war ich in Gedanken, legte mir meine Worte bereit. Es war eine fifty-fifty Chance, dass er es wusste. Ich musste nur einen Weg finden, es herauszufinden, bevor ich auf den Punkt kam—denn ich hatte keine Ahnung, wie er darauf reagieren würde.

„Ahh der Seelenverwandte. Jimin, hey!", hörte ich Taehyungs anstatt Yoongis Stimme. Scheinbar hatte sich die Frage geklärt.

„Taehyung, wo ist Yoongi ich muss dringend mit ihm reden", erwiderte ich heiser. „Hab' mich schon gefragt, wann du endlich anrufen würdest. Aber auf der anderen Seite hätte dich auch Hyung anrufen können, wäre er nicht eingeschlafen", sprach er. Ich biss mir auf die Unterlippe. „Tae", meinte ich, „könntest du ihn vielleicht wecken, ich muss nämlich unbedingt mit ihm reden." Für kurze Zeit erwiderte er nichts darauf, ehe er panisch antwortete: „Willst du es gerne, wenn ich draufgehe?!" Ich musste ein wenig lächeln. „Mach's einfach, okay?", versuchte ich es einfühlsam. Er seufzte laut auf. „Aber wehe ihr kommt nicht sofort zusammen", warnte er mich, woraufhin ich noch mehr lächeln musste. „Das wird sich klären, wenn du endlich den Mumm dazu hast, ihn aufzuwecken."
„Schon gut."

Danach blieb es für kurze Zeit still. Mein Herz fing wieder an, unglaublich schnell gegen meine Rippen zu schlagen. Vergiss bloß nicht zu atmen Jimin.

„Hmm?", drang eine verschlafene Stimme durch das Telefon. „Yoongi?", fragte ich. „Hmm?", wiederholte er. „Wir müssen reden!"
„Tu mir zuerst den Gefallen, und bring' dein Herz wieder unter Kontrolle, wirklich, ich habe Angst, dass du mir jeden Moment drauf gehen könntest", sprach Yoongi kratzig.
„Tschuldigung", erwiderte ich leise. Gott war mir das in diesem Moment peinlich. Ich war froh, dass er mich nicht sehen konnte, denn sonst hätte er sicherlich den Vergleich gebracht, dass mein Gesicht womöglich die gleiche Farbe wie Tomate habe.

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