4 - party?

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Yoongi

Ich kam mir wie ein verkleidetes Kind vor, als wir uns auf den Weg zu besagter Party machten. Wir hatten uns schicker angezogen und vielleicht sogar ein wenig Make-up aufgetragen. Ich kam mir allerdings fremd vor und wünschte mir augenblicklich meine Jogginghose oder meinen zu großen Pullover zurück.

„Mach dir keine Sorgen, du siehst gut aus", versuchte mich mein bester Freund davon zu überzeugen. An sich war es Alltagskleidung. Sachen, die ich sonst auch trug. Nur hatten diese eben eine gewisse seriöse Wirkung—zumindest kam es für mich so vor. „Es steht dir", sagte er noch, ehe seine Seite mit Taehyungs Ellenbogen Bekanntschaft machte. „Hör auf, mit ihm zu flirten", lachte dieser kaum ernstzunehmend. „Ich versuche nur, ihn davon zu überzeugen, dass er gut aussieht", erwiderte dieser. „Du machst es schon wieder", beschwerte sich der Blonde, dabei warf er seine Arme theatralisch in die Luft, ehe er zu lachen begann.

Ich war mit dieser Situation überfordert und hielt mich raus, meldete mich also kaum zu Wort. „Jetzt hast du ihn eingeschüchtert", murmelte Hoseok seinen Freund zu, woraufhin beide zu mir sahen, aber nur von meinem, in die Höhe gestreckten Mittelfinger meinerseits begrüßt wurden. „Ich bin nicht euer verdammtes Kind oder euer dummes Haustier!", knurrte ich. Ich war genervt. Sie verhielten sich mir gegenüber schon so seit heute Mittag und es regte mich mehr als nur auf. Allgemein wenn man so von mir sprach, als sei ich nicht anwesend.

„Oh schau, er wird aufmüpfig", lachte Hoseok nur leise auf, ehe er seinen Arm um meine Schulter legte und an sich zog. Anfangs hatte ich mich dagegen gewehrt, gab aber schnell auf. „War doch nur Spaß."

Wir kamen dem Haus immer mehr, was wir nicht nur an der immer lauter werdenden Musik bemerkten, sondern auch an den immer mehr werdenden Studenten. Ich hatte recht behalten; es kam jeder, der davon auch nur mitbekommen hatte.
Hoffentlich würden die Nachbarn gnädig mit dem allen hier umgehen. Wobei in mir die Frage aufkam, wie die beiden, also Seokjin und Namjoon, an das Geld herkamen, um ein ganzes Haus zu besitzen. Oder war das wirklich wie in dieses Amerikanischen Filmen und sie waren in irgendwelchen Verbindungen?

Es sollte mich nicht weiter kümmern, riet ich mir ein, als wir dann endlich im Erdgeschoss des Hauses standen. „Du hast mit deiner Vorstellung nicht übertreiben Taehyung", sagte ich zu ihm, als er kaum aus dem Staunen herauskam. „Wow... ich dachte immer, dass es sowas nur in Filmen gibt", redete er gegen die lauten Geräusche an. „So eine Party meine ich."

„Ich werde Namjoon suchen", verkündete ich, nachdem die beiden sowieso schon auf dem Weg waren, irgendwo irgendwelche alkoholischen Getränken zu finden. Ich bekam nur ein fahles „jaja" zurückgeworfen.

Es dauerte nicht lange, da entdeckte ich die Gastgeber in der vermeidlichen Küche. Herr, wer sollte dieses ganze Chaos aufräumen, dachte ich nur, als ich über mehrere leere Bierflaschen stolperte. Wobei ich, bis ich dann bei ihnen ankam, über den ein oder anderen betrunkenen Studenten steigen musste. Oh der Seelenverwandte von ihnen tat mir morgen leid. Mit einem solchen Kater würden beiden nicht schmerzlos davonkommen.

„Oh Yoongles!", nahm mich ein leicht angetrunkener Jin in Empfang, ehe er mich in eine Umarmung zog. Hilfesuchend sah ich Namjoon an, welcher aber genauso verwirrt schien. „Wegen dem heute Mittag", er löste die Umarmung, hielt mich aber weiterhin an meiner Schulter fest, „habe ich es nicht so gemeint. Ich wusste nicht, dass es Stress mit dem Seelenverwandten gab. Hättest du halt etwas gesagt!" Er ließ mich nun endgültig los, schlug mir aber dafür leicht beleidigt auf den Oberarm.

„Du hast es ihm gesagt?", richtete ich meine Frage an Namjoon. Die Frage war an sich unnötig, da die Antwort logisch war. „Er hat gemerkt, dass etwas nicht stimmte und hat mich einfach ausgequetscht", antwortete er deutlich... nüchtern. Denn anders als sein Freund schien er noch nicht betrunken zu sein. Oder er vertrug den Alkohol besser, als es die meisten hier taten.

„Geht es dir denn deswegen besser?", fragte er mich deutlich interessiert, selbst der Ältere schien gespannt auf meine Antwort zu warten. Doch ich zuckte nur mit den Achseln. „Ich weiß es nicht, wenn ich ehrlich bin. Aber ich denke, dass er sich etwas entspannt hat." Nun war es mir egal, auf beide Geschlechter anzuspielen.

Während Namjoon nur ein schlichtes „okay" herausbrachte, schien Jin wie in seiner Position eingefroren, sein Gesichtsausdruck überrascht.

„Warte hast du gerade?!", er gestikulierte irgendetwas mit seinen Händen, hatte deutlich mit den Auswirkungen des übermäßigen Alkoholkonsums zu leiden. „Hast du gerade?", wiederholte er seine letzten drei Wörter. Ich nickte nur, ging nicht sonderlich sehr darauf ein. Er stieß nur ein überraschtes „Woah!" aus, ehe er irgendwo hin verschwand.

Nun sah ich Namjoon an, welcher aber vollkommen entspannt schien. „Ich hatte es schon geahnt und um ehrlich zu sein, ist es nicht einmal so verwunderlich", meinte er nur. Ich hatte ihn beinahe nicht verstanden, so laut war die Musik. Meine Ohren fingen bereits jetzt schon an, unter diesen lauten Geräuschen zu schmerzen.

„Wie auch immer ich wollte sowieso mit dir darüber reden", überwand ich mich dann aber doch. „Schieß los!", forderte er mich auf. „Hast du eine Vermutung? Denn langsam macht mich das alles ganz irre."
„Vielleicht habe ich eine, vielleicht auch nicht", schmunzelte er nur.
„Das hilft mir jetzt inwiefern?"
„Möglicherweise gar nicht."
„Danke für nichts."
„Immer wieder gerne", er lachte schallend auf.

Ich wollte noch etwas erwidern, da tauchte Seokjin wieder auf, und drückte jedem von uns einen Becher in die Hand, dessen Flüssigkeit verdächtig nach Alkohol roch. Kurz fragte ich mich, wie er es schaffte, alle drei Becher vermeidlich heil zu uns zu bringen, da brachte er mich auch schon aus meinen Gedanken.

„Zwei Sachen", er brachte seine Finger unkoordiniert dazu, ein Peace-Zeichen vor meiner Nase zu machen. „Zwei Sachen", wiederholter er. „Erstens", er zog einen Finger zurück, sodass nur noch der Zeigefinger übrig war. „Kannst du das unbedenklich trinken." Er deutete auf den Becher in meiner Hand. „Zweites", nun schreckte er die Faust in die Höhe, welche er aber sogleich sinken ließ, nachdem ihm aufgefallen war, wie dämlich das aussah. „Suchen dich Taehyung und Hoseok."

Ohne die Demonstration mit den Fingern wäre er womöglich halb so schnell fertig gewesen. „Und jetzt husch husch", versuchte er mich zu verscheuchen. Als ob ich ein Tier war und mich solch einem Geräusch einschüchtern ließ? Dennoch verschwand ich, fand sowieso keinen Grund mehr, mit ihnen zu reden.

Kurz nippte ich am Becher, dessen Flüssigkeit, deutlich gegen meine Erwartungen, gut schmeckte. Ich nahm einen größeren Schluck, spürte augenblicklich, wie sich der versteckte Vodka einen Weg durch meine Kehle bahnte.

Auf der Suche nach Taehyung und Hoseok fiel mir eine Person auf. Eine Person, an dessen Aussehen ich mich stundenlang sattsehen könnte. Und zu meinem Glück war diese Person auch noch alleine, ohne einen lästigen Freund, der meinen Plan durchkreuzen könnte.

Also ging ich auf ihn zu.

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[20190911]

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