Yoongi
Alles schmerzte. Alles tat weh. Mir kam es vor, als hätte mir jemand das Herz gebrochen; was aber nicht nur dran lag, dass mich Jimin anscheinend doch weniger mochte, als ich mir erhofft hatte. Ich sollte mir endlich eingestehen, dass da niemals mehr sein wird. Auch, wenn er offensichtlich jetzt Single ist und sein richtiger Seelenverwandter noch immer da draußen war. Und warum war mir gerade so verdammt kalt?!
Ich kuschelte mich noch ein wenig mehr in die Decke. Ich saß noch auf der Couch und hatte mir meine Zudecke geholt. Irgendwie wollte und konnte ich Jimin nicht alleine lassen, welcher sich schlafend hier neben mich ebenfalls in eine Decke gekuschelt hatte. Er war vor ein paar Minuten eingeschlafen, worüber ich aus unbestimmten Gründen heilfroh war. Ich ging nämlich davon aus, dass er, seitdem wir uns das letzte Mal vor weniger als einem halben Tag begegnet waren, keine Minute geschlafen hatte.
Ich war ebenfalls viel zu müde—die knappen 3 Stunden Schlaf waren bei weitem nicht ausreichend, um mich wirklich ausgeschlafen zu fühlen—weshalb ich nun ebenfalls meine Augen schloss und tatsächlich nichts dagegen hatte, dem Schlaf zu verfallen, als dieser mich zu sich zog.
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„Was macht er hier?!" Träge öffnete ich bei Taehyungs Worten meine Augen. Es war heller geworden, weshalb ich sie sofort wieder schloss, als ich mich geblendet fühlte. „Er hatte Streit mit seinem Freu- mit seinem Ex-Freund", hörte ich Hoseok ihm antworten. „Das erklärt aber nicht, warum er auf unserer Couch- warte was macht Yoongi da?" Zum Schluss hin wurde er leiser. Womöglich kam ihm in den Sinn, dass er mich mit seiner Schimpfparade wecken könnte. Was aber in diesem Moment nicht mehr relevant war, da er es bereits getan hatte. „Yoongi was? Oh achso." In diesem Moment konnte ich förmlich spüren, wie sich ihre Blicke auf mich legten.
Kurz darauf vernahm ich Schritte, und das Gespräch wurde in einem anderen Raum fortgeführt. Dennoch schaffe ich es, wenigstens einen Teil mitzubekommen. „Dass du wirklich nicht mitbekommen hast, wie er heute Nacht geweint hat! Er hatte mir damit eine Heidenangst eingejagt. Ich habe ihn noch nie so erlebt."
„Habe ich tatsächlich nicht! Aber du hast doch gemeint, dass es nicht er selbst war, sondern der Seelenverwandte."
„Ja aber so stark?"Daraufhin erfolgte nichts. Das Gespräch schien somit beendet. Offensichtlich war Taehyung eingeknickt, weshalb er nichts mehr bezüglich Jimin, oder mir gesagt hatte.
In einem zweiten kläglichen Versuch, meine Augen zu öffnen, schaffte ich es wirklich diese für längere Zeit offen zu halten. Obwohl es draußen noch zu regnen schien, war der Raum mit Licht durchflutet. Gott war das hell! Ich blinzelte mehrmals, in der Hoffnung, meine Umgebung klarer zu sehen. Es funktionierte, denn wenig später erkannte ich den Raum und alles, was dazu gehörte. Und auch Jimin, welcher sich noch mehr zusammengekauert hatte und schlief.
Allerdings zitterte er, und auch waren seine Wangen gerötet, was definitiv nicht in irgendeiner Weise an Verlegenheit lag. Er zog die dünne Decke noch ein wenig mehr über sich, sodass sein ganzer Körper bis hin zur Nasenspitze mit dieser bedeckt war. Ich zögerte nicht, ehe ich mich aus meiner befreite und sie ihm über den Körper legte. Ich konnte es nicht ertragen, ihn so verloren zu sehen.
Ich ließ ihn alleine im Wohnzimmer zurück, als ich in der Küche auf Taehyung und Hoseok stieß, welche sich nur anschwiegen. Beide waren mit irgendwelchen Sachen beschäftigt, sodass sie mich beinahe nicht bemerkt hätten. Ich wollte etwas sagen, doch die plötzlichen Schmerzen in meinem Hals hinderten mich daran, weshalb ich nur ein leises Krächzen von mir gab. Oh nein, bitte nicht!
„Ach du bist auch mal wieder wach", begrüßte mich Hoseok, nachdem er mich entdeckt und sich zu mir umgedreht hatte. Ich nickte nur. War ja logisch, dass ich wach war, wenn ich vor ihnen stehen würde, dachte ich mir in diesem Moment. „Hat es dir die Sprache verschlagen, oder warum sagst du nichts? War mir schon vorhin aufgefallen", bemerkte der Braunhaarige. Ich zuckte nur mit den Schultern. War ja nicht das erste Mal, dass mir nicht wirklich nach reden zumute war.
„Hast du deinen Rausch ausgeschlafen?", fragte mich dann Taehyung leicht lachend. Wieder nickte ich nur. Irgendetwas war seltsam. Ich fühlte mich urplötzlich krank. „Sag' mir jetzt bloß nicht, dass du es tatsächlich geschafft hast, krank zu werden?! Du hättest letztens nicht in deinen verdammten, nassen Klamotten einschlafen dürfen!", richtete Hoseok dann doch leicht wütend an mich. Ich erwiderte nichts darauf. Irgendwie hatte er ja recht.
Ohne auf mein Schweigen einzugehen, machte sich Hoseok daran, mir einen Tee zu machen. Er bemutterte mich wirklich. Wann war es nur dazu gekommen? „Wie stehst du eigentlich dazu, dass Jimin auf unserer Couch schläft", fragte mich Taehyung leicht erbost. Ja, wie stand ich dazu, wenn die Person, in welche ich mich unweigerlich verliebt hatte, auf unserer Couch schlief? Eigentlich störte es mich nicht sonderlich sehr. Ich war in gewisser Weise sogar froh darüber. Also zuckte ich mit den Schultern.
„Ja, was frag' ich dich überhaupt? Aber Hoseok ist der Meinung", er drehte sich zu ihm herum, „dass es nicht allzu schlimm ist, dass er hier pennt." Kurz machte es den Anschein, als würde er seinen Freund mit seinem Blick erdolchen wollen. Doch dies hilt nicht sonderlich lange an, denn sofort legte sich eine Weichheit über sein Gesicht, sodass man annehmen könnte, er könne ihm niemals böse sein.
„Er schien ziemlich gebrochen, als er vor unserer Tür stand. Was hätte ich denn machen sollen? Ihn wegschicken?!," meinte Hobi halb so erbost, wie er gerade wirken wollte. „Nein das auch wieder nicht aber, woher wusste er überhaupt wo wir wohnen? Mal die Tatsache ignorierend, dass er ausgerechnet zu uns kam", fragte Taehyung an uns beide gewandt. Da ich womöglich nicht in der Lage war, wirklich zu sprechen, sah ich zum Braunhaarigen hinüber, welcher nur resigniert den Kopf gesenkt hatte.
„Wie ich schon gemeint habe, verstehen wir uns eigentlich echt gut, zumal wir auch die gleichen Interessen teilen und irgendwann—Gott, es muss schon ewig her sein, da habe ich ihm eben erzählt, wo wir wohnen. Ich hätte ja nicht wissen können, dass er es sich gemerkt hatte oder was auch immer", antwortete er in einem Redefluss, der mich beinahe zu erschlagen schien. Während er ihn beendet hatte, gab er mir eine Tasse der dampfenden Flüssigkeit. Ich dankte ihm stumm.
Taehyung sah ihn nur leicht entsetzt an, ehe er nach gab. „Na gut, dann soll er eben bleiben. Aber ich warne dich, Hoseokie, wenn sein elenderer Freund— Ex-Freund, ebenfalls weiß, wo wir wohnen, dann", seine Worte versiegten in einem undeutlichen Murmeln. Hoseok lachte nur auf, wusste womöglich, dass das, was der Blonde gerade andeuten wollte, sowieso niemals geschehen würde. „Ich liebe dich auch", sagte er nur. Und jetzt konnte ihm auch Taehyung nicht mehr wütend sein, weshalb er die Umarmung dankend annahm, in welche ihm Hoseok gerade gezogen hatte.
Ich ließ die beiden alleine, wollte ihnen wenigstens ein wenig Privatsphäre geben. Also tapste ich zurück ins Wohnzimmer, wo ich eigentlich einen schlafenden Jimin erwartet hätte, doch er war weg. Warum zur Hölle war er weg?! Hastig stellte ich die Tasse auf den Tisch ab, direkt neben der Leeren von Jimin, welche er ebenfalls vor einigen Stunden dort abgestellt hatte.
Das laute Geräusch, von scheppernden Porzellan auf Holz, verlitt womöglich beide zum Anlass, zu sehen, warum ich so einen Lärm machte. Als dann auch schon Hoseok und Taehyung bei mir standen, und das leere Wohnzimmer erblickten, sie eine ähnliche Reaktion wie die meine zeigten, bekam ich ein ungutes Gefühl.
Wo war er bitte hin?!
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[20191009]
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significant
Fanfiction- abgeschlossen - Eine Welt, in welcher es eine Selbstverständlichkeit ist, einen Seelenverwandten zu haben. Nur Yoongi hatte bis jetzt nicht das Glück, ihm begegnet zu sein. Doch dabei war ihm nicht bewusst, dass dieser näher war, als es die ganze...