"Ja", sage ich überzeugt und setze zu einer längeren Erklärung an, die doch eher kurz ausfällt: "Dass ich einen Ständer kriege, heißt nicht, dass ich Sex will."
"Nicht?"
"Nein."
Kurz schweigen wir uns an.
"Ich hab oft 'nen Ständer, aber das bedeutet gar nichts. Wirklich nichts", beteuere ich.
Skeptisch zieht er die Augenbrauen hoch.
"Hast du nie einen?", frage ich nach.
"Morgens halt, bevor ich aufs Klo gehe."
"Ich hab mehrmals am Tag einen. Einfach so. Das Ding hat halt ein Eigenleben. Aber nur, weil es steht, heißt es nicht, dass ich sofort jemanden bespringen muss. Ich denke ja auch oft an Sex oder so, aber das heißt auch nicht, dass ich das sofort oder überhaupt jemals in die Tat umsetzen muss."
"Ich hab mal gelesen, andere Männer denken aller sechs Minuten an Sex."
"Könnte hinkommen. Ist aber bedeutungslos."
"Okay?"
"Nur weil man erregt ist, heißt das nicht, dass man Sex haben muss oder überhaupt will. Es wirklich zu wollen und nur daran zu denken sind völlig unterschiedliche Dinge."
"Okay."
"Ich will nicht, dass du dich davon irgendwie verunsichert fühlst, nur weil ich einen Ständer hab."
"Lach jetzt bitte nicht, aber im ersten Moment hab ich mich davon irgendwie bedroht gefühlt."
Das ist putzig, aber ich lache jetzt nicht und verkneife mir auch mein 'awwwww'. "Musst du nicht. Das ist nur ein Körperteil wie jeder andere. Der halt oft nicht das macht, was er soll."
Jetzt schmunzelt er.
"Wie ist das bei dir?" Morgenlatten kennt er immerhin.
"Ich weiß nicht genau... ich spüre nie das, was die anderen spüren... ich hatte auch schon ganz unterschiedliche Gedankengänge dazu. Als kleiner Junge fand ich meine Gleichaltrigen eklig dafür, dass sie Mädchen küssen und anfassen wollten und manche mit zwölf schon nur Sex im Kopf hatten. Und als Teenager dachte ich, die hätten einfach alle ihre Triebe nicht unter Kontrolle. Ich dachte, man könnte das einfach abschalten und niemand bräuchte in Wahrheit Sex, bis mir klar wurde, dass alle außer mir ständig daran denken und andere scharf finden und ich total unnormal bin, weil ich das absolut nicht nachvollziehen kann."
"Es ist nicht unnormal." Asexualität ist eine genauso valide Sexualität wie alle anderen.
"Das versuche ich inzwischen auch zu akzeptieren. Es ist nur schwer, weil man als Asexueller schnell abgestempelt wird, entweder behaupten Leute, es wäre nur eine Phase oder man hätte einfach noch nie guten Sex gehabt... Die schlimmsten Leute sind die, die sich sofort anbieten zu beweisen, wie toll Sex angeblich ist. Und Asexuelle, die sehr wohl Sex haben, wären in Wahrheit gar nicht asexuell... es gibt eben welche, die gelegentlich sexuelle Erregung fühlen, auch wenn sie keine sexuelle Anziehung verspüren, aber da gehöre ich nicht dazu. Ich fall irgendwie überall raus. Es gibt auch ein paar Asexuelle, die wollen nicht einmal Berührungen oder Küsse, und ich bin irgendwo in der Mitte und passe nirgendwo richtig rein."
Ich würde ja jetzt sagen, bei mir passt er bestimmt rein, aber das kommt sicher nicht so gut bei ihm an. Eventuell hat er nichts gegen dumme Witze, aber die muss ich nicht unbedingt jetzt in dem ernsten Gespräch raushauen, wenn er mir anvertraut, wie es ihm geht.
"Meist war ich froh, dass ich so von primitiven sexuellen Instinkten befreit leben kann, und ich habe nie den Eindruck gehabt, dass mir in der Hinsicht etwas fehlt, aber manchmal habe ich in dieser Welt das Gefühl, ein Alien zu sein, weil ich nicht den Drang verspüre, jemanden zu bespringen... und jetzt muss ich wirklich aufs Klo!"
DU LIEST GERADE
An Ace for Love - Hyunho FF
FanfictionInho bandelt mit Hyunuk an, der ihm nicht abgeneigt scheint. Doch wenn sie sich näherkommen, geht Hyunuk immer wieder auf Abstand, obwohl zwischen ihnen alles gut zu laufen scheint. Irgendwas stimmt doch nicht mit ihm! boyxboy viiiiiiel fluff ein we...