Wertvoll, ich soll für ihn wertvoll sein, das glaubt doch keiner. Ich stehe in seinem Hotelzimmer unter der Dusche und bin auf 180. Hätte er mich nicht einfach sitzen lassen können? Was passiert als nächstes? Darf ich dann nicht ins Kino, weil die Leute dort so böse sind und andere mit Popcorn abwerfen könnten? Und dann, die Krone des ganzen, steht er tatsächlich unter der Dusche und holt sich einen runter. Was will er von mir? Soll er doch Klartext reden. Ja okay, das hatte er schon einmal und ich hab ihm keine befriedigende Antwort gegeben. Aber das ist auch schon ein paar Monate her. Dann sollte vielleicht ich Klartext reden. Ich bin nicht wie mein Vater und werde es auch nie sein.
Ich steige aus der Dusche, greife nach dem Handtuch und fang an mich abzutrocknen, als die Türe aufspringt. Chris steht vor mir, total verschlafen. Seine Augen noch kleiner als sie eh schon sind und mustert mich. Ich denke ich habe noch Restalkohol in mir, denn ich habe mein Handtuch in der Hand und rubbel weiter meine Haare trocken, während ich untenrum halt mal komplett nackt da stehe und es interessiert mich nicht. Aber Chris scheint es zu interessieren, denn sein Blick bleibt in meinem Schritt hängen und seine Augen werden größer.
"Chris, meine Augen sind hier oben." sage ich. Er schüttelt leicht den Kopf, als wenn er irgendwas aus seinem Kopf verbannen will und schaut mir langsam in die Augen.
"Ich dachte du bist abgehauen." entgegnet er mir.
"Hatte ich eigentlich auch vor, aber da du jetzt wach bist, habe ich dir was zu sagen, bevor ich gehe."
"Okay, sprich." fordert er mich auf. Ich laufe an ihm vorbei ins Zimmer. Da ich keine Klamotten dabei habe, mache ich halt vor seinem Kleiderschrank um mir wenigstens frische Boxer und Socken anzuziehen.
"Bedien dich ruhig, kein Thema."
Ist er noch am schlafen, oder kann das sein das er aufgeregt ist? Uh Chris mal aufgeregt? Ja klar, er weiß ja auch nicht was auf ihn zu kommt. Ich drehe mich ihm entgegen und fange an zu sprechen:
"Chris, ich bin 18 und keine 5. Ich hasse es wenn man mich behandelt als sei ich ein Kind. Und das nur weil ich von gewissen Dingen keine Ahnung habe. Egal um was es geht, es ist immer jemand da der mich entweder bevormunden will, oder mir von Dingen abrät in denen ich vielleicht selbst Erfahrung darin sammeln sollte. Mein Dad mag ein Sub sein, aber zu Hause war er streng und manchmal auch kalt. Ich war ein Streber, weil ich viele Dinge entweder nicht machen wollte, oder nicht machen konnte. Ich habe viel bei meinem Hausarrest gelernt. Ich weiß das war dumm und ich wusste es auch als ich es getan habe, aber genau das sind Erfahrungen vor denen man seine Kinder nicht schützen kann. Seit ich dich das erste mal gesehen habe, faszinierst du mich. Du bist klug, gutaussehend, sexy und mysteriös. Und ich würde echt viele Dinge gerne mit dir tun, vorallem dich näher kennenlernen, aber du behandelst mich genauso wie ein Kind. Anscheinend tust du das um mich vor der großen bösen Welt zu schützen, aber Chris, das kannst du nicht und ich will das auch nicht. Ich will meine eigenen Erfahrungen machen. Also laß mich doch in so 'nem Club sein, lass mich sturzbetrunken sein, lass mich andere auspeitschen, was übrigens gar nicht so schlecht war. Ja brauchst mich nicht so anschauen jetzt. Gestern hat mich ein Dom seinen Sub auspeitschen lassen, bevor du da warst. Das möchte ich, also nicht jemanden auspeitschen, sondern Dinge lernen ohne Moralapostelei, lernen ohne das man mich auslacht oder für eine Witzfigur hält. Ich will respektiert werden, denn ich respektiere andere auch. Und vorallem möchte ich wie ein Erwachsener behandelt werden. Ich werde jetzt gehen, denn ich habe in einer Stunde einen Kurs, denk über meine Worte nach Chris. Du kannst dich ja melden, wenn du das getan hast."
Chris steht total perplex mitten im Raum und starrt mich an. Ich nicke ihm zu, drehe mich um und gehe aus der Hotelzimmertür. Mit schnellen Schritten laufe ich auf den Aufzug zu, der gerade in diesem Stock anhält und steige ein. Als die Türen zu sind, senke ich meine Schultern und pruste die ganze Luft aus die ich versucht hatte anzuhalten. Meine Hände zittern und mir ist so richtig schlecht. Gott, was hab ich getan? Ich hab Chris meine Meinung gesagt. Ich war in der Dusche so überzeugt und als Chris dann vor mir stand, spannte sich alles an und ich hatte Angst. Aber nachdem ich den ersten Satz gesagt hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Er wird mich jetzt hassen. Er wird Dad petzen was ich gemacht habe. Wie jeder immer etwas von mir petzt. Dad wird mit mir schimpfen und ich werde Chris nie wieder sehen, weil ich ihn verjagt habe. Ich könnte jetzt echt heulen. Ich winke nach einem Taxi, das gleich neben mir hält und fahre zur Uni.
In meinem und Otis Zimmer angekommen, sehe ich das Otis wohl schon weg ist. Er hat heute den selben Kurs wie ich. Also ziehe ich schnell andere Klamotten an, da die von gestern einfach nach Rauch und Alkohol und Sex riechen, ich hab ja nur Unterwäsche von Chris genommen und gehe ins andere Gebäude zu meinem Kurs.
Otis sitzt schon auf unserem Platz, als er mich sieht winkt er kurz, sieht aber ziemlich angespannt aus.
"Hey, alles okay mit dir? Tut mir leid wegen gestern." entschuldige ich mich.
"Du kannst doch nichts dafür, ich hätte dich einfach nicht alleine sitzen lassen dürfen. War meine Schuld."
"Hä Otis, spinnst du? Das war nicht deine Schuld. Ich bin alt genug um zu entscheiden was ich möchte. Also mach dir da mal keinen Kopf."
"Chris sah das gestern aber anders. Er hat mich vor Ed als Hure betitelt und mich an den Haaren gepackt. Zudem bin ich kein Sub und dennoch musste ich knien, bis Ed sich eingemischt hat. Chris mischte den ganzen Laden auf um dich zu schützen. Obwohl ich das echt scheiße fand bin ich echt neidisch. Ed würde sowas nie für mich tun."
Er senkt den Kopf und schaut mich von unten mit Tränen in den Augen an.
"Otis... Das tut mir so leid. Hätte ich das vorher gewusst hätte ich Chris dafür auch gleich eine Standpauke gehalten. Wie kann er es wagen meinen Freund anzugehen. Das geht so nicht." donner ich los."Schh Hen, er hat richtig reagiert, außer das er mich Hure nannte. Ich bin keine Hure Henry." sagt er traurig und verletzt.
"Ich weiß Otis, ich weiß. Ich werde mit ihm reden."
Ich nehme Otis in den Arm um ihn zu trösten und er klammert sich an mein Shirt. Auch wenn wir manchmal frech sind und über die Stränge schlagen, sind wir immer noch verletzliche Menschen.
Hat Otis vielleicht recht und Chris reagiert wirklich nur aus reinem Beschützerinstinkt heraus? Aber auch wenn. Es gibt Grenzen und ich hoffe die habe ich ihm vorhin wenigstens etwas zeigen können.
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You don't own me - Between Heaven and Hell
RomanceBand 4 der 'You don't own me' - Reihe Henry steht auf Chris und Chris steht auf Henry. Doch Henry entspricht nicht dem was Chris sich eigentlich vorstellt. Schafft Chris es Henry zu seinesgleichen zu machen? Oder bewegt Henry Chris dazu ihn so zu...