You don't own me - Between Heaven and Hell

🖤Chris(23)🖤

Ich hätte mich heute morgen nur zu gerne nochmal zu Henry ins Bett gelegt, doch ich musste telefonieren.
Sonntags. Es ist Sonntag. Aber das scheint in Boston niemanden zu interessieren.
Als ich, nach dem Telefonat, aus dem Bad zurück komme, ist Henry schon wieder eingeschlafen.
Ich setze mich zu ihm auf die Bettkante und betrachte ihn einen kleinen Moment.
So friedlich und rein liegt er da.

Meine Hand streicht ihm sanft über die Wange und ich flüstere: "Mein kleines Chick. Du weißt gar nicht was ich alles tun würde, damit es dir gut geht."
Ich stehe auf, beuge mich zu ihm hinunter und hauche ihm einen Kuss auf die Haare.
Danach, nehme ich mir frische Sachen aus dem Kleiderschrank und verschwinde erneut ins Bad um mich frisch zu machen.

Als ich alles erledigt habe, nehme ich den kleinen Block und den Kugelschreiber zur Hand, welches auf dem Schreibtisch von dem Hotel zur Verfügung gestellt wird und schreibe:

Guten Morgen oder guten Tag
je nachdem wann du das hier liest.

Ich musste leider weg. In Boston kennen die wohl kein
Wochenende. Das Telefonat, welches ich vorhin führen
musste, war der Bauleiter der Baustelle.

Er will mich unbedingt heute sehen.
Ich habe an der Rezeption bescheid gesagt, dass du dich nachher
meldest. Die netten Leute hier, werden dir dann ein
Frühstück auf das Zimmer bringen.
Iss worauf du Lust hast.
Frühstück ist wichtig Kleiner.

Melde dich bei mir.
Mit dem Herzen bei dir
Chris

Ich lege den Zettel auf den Nachttisch, drapiere Henry's Handy darauf und verlasse dann das Zimmer.
Im Fahrstuhl lehne ich mich an die Wand, schließe meine Augen für einen Moment und bin froh, wieder in Boston zu sein, denn selbst wenn nicht, wäre ich wohl, nach Henry's Unfall in den nächsten Flieger gestiegen um bei ihm zu sein.
Der Fahrstuhl öffnet sich wieder und ich trete in die Lobby.
Mein Weg führt mich direkt an die Rezeption.

"Mister Bang, was kann ich für sie tun?", fragt mich die Dame dort und ich antworte: "Es wird nachher ein Anruf aus meinem Zimmer kommen. Ein gewisser Henry Vaughn wird sich melden und Frühstück bestellen. Egal was er möchte, sorgen sie dafür das er es auf das Zimmer bekommt. Zusätzlich möchte ich sie bitten eine Schale Schokoladenpudding mit Vanillesauce mit hinauf zu geben."

"Alles klar.", entgegnet mir Judy, das verrät mir ihr Namensschild und notiert sich, das was ich gerade gesagt habe.
Schokoladenpudding mit Vanillesauce deshalb, weil Henry einst im Supermarkt sagte, dass Schokolade ihm gut tut. Vielleicht hilft ihm der Pudding auch ein wenig.
"Ach und noch was. Wenn sie das Frühstück später auf das Zimmer bringen, legen sie bitte eine zweite Schlüsselkarte mit auf das Tablett. Schreiben sie alles mit auf meine Zimmerrechnung."
"Wird gemacht.", antwortet Judy und ich bedanke mich.

Da schreibe ich Henry, dass Frühstück wichtig ist und dabei habe ich es selbst noch nicht getan.
Mein nächster Weg führt mich also in das Restaurant des Hotels und ich genehmige mir mein Frühstück.

Frisch gestärkt und guter Dinge verlasse ich etwas später das Hotel und steige in das Taxi, welches ich mir vorher hab rufen lassen.
Dieses bringt mich zur Baustelle, an einem Sonntag.
Aber gut, es muss ja dort auch mal weiter gehen. Durch die Marotten den Energieversorgers liegen wir nun leicht hinter unserem Bauplan.

Auf der Baustelle angekommen, muss ich aufpassen wo ich hintrete. Alles ist aufgeweicht vom gestrigen Unwetter und von weitem kann ich den Bauleiter schon erkennen.
"Mister Bang. Endlich.", sagt er erleichtert und ich antworte: "Mister Capaldi. Was ist so wichtig, dass es nicht hätte bis morgen warten können?"
"Ich hätte es ihnen ja auch gleich am Telefon gesagt, aber mittlerweile, glaube ich zu wissen, dass hätte ich es ihnen gesagt, sie sowieso hier her gewollt hätten.", druckst er rum.
"Also jetzt bin ich hier, was ist los!?" frage ich und Mister Capaldi geht los, während ich ihm folge und zuhöre: "Wir müssen das Fundament erneuern."

Ich bleibe stehen und mein Blick droht den Bauleiter töten zu wollen.
"Wir müssen was?", frage ich und Wut steigt in mir auf.
"Wir müssen das Fundament erneuern. Der Regen gestern zeigt es uns.", antwortet er und geht weiter.
Als wir an dem Teil ankommen, der mal die Fabrikhalle werden soll, verstehe ich es.
"Es ist abgesackt. Da hat aber jemand richtig Mist gebaut.", sagt er und ich sehe deutlich wie sich das Regenwasser an einer Stelle gesammelt hat.

"Unter anderem sie.", sage ich nur, wende mich von ihm ab und entferne mich ein paar Schritte.
Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und wähle Felix' Nummer.
"Hey?", sagt er und klingt verschlafen.
"Felix.", beginne ich, doch höre dann eine männliche Stimme: "Wer ist das Baby."
"Chris.", antwortet mein bester Freund und ich fahre fort: "Du bist bei deinem heimlichen Sexgott?"
"Hmm. Warum rufst du an?", antwortet er.

"Diese inkompetenten Menschen hier in Bosten... .", sage ich, doch Felix unterbricht mich: "Haben dir Toastbrot und Nuss-Nougatcreme zum Frühstück gebracht?"
Er klingt belustig und auch ich muss kurz schmunzeln, bevor ich meine: "Ja genau und deswegen rufe ich dich an. Felix bitte hilf mir, wie soll ich hier überleben."
"Echt jetzt?", fragt er ins Telefon und ich höre das er sich gerade wirklich unsicher ist ob ich dass ernst meine oder nicht.
"Nein man Felix. Es geht um die Baustelle.", fange ich an und mache eine kurze Pause, denn Felix atmet schwer. War das; Echt jetzt, gar nicht für mich gedacht?
"Sag mal, bläst dein Sexgott dir gerade einen?", frage und mein bester Freund keucht ins Telefon: "Ja."

Na toll, ich will das auch, geht es mir durch den Kopf.
Felix' Atem wird noch etwas schwerer, ich schlucke trocken und sage dann: "Ruf mich an wenn du soweit bist."
Ich lege auf, atme tief durch und gehe dann zurück zum Bauleiter.

"Mister Capaldi, ich werde dementsprechende Schritte einleiten und mich dann bei ihnen melden.", sage ich und lasse den Typen da stehen.
Mir ist klar, dass ich den Bauingenieur anrufen muss, den Bauleiter kündigen werde und einen neuen suchen muss.
Das hätte nicht passieren dürfen.
Wieder Zeit und Geld das uns verloren geht.
Jetzt ist es auch mir egal, dass heute Sonntag ist, als ich die Nummer des Ingenieurs wähle und ihm wenig später auf die Mailbox quatsche.
Im Anschluss mache ich noch eine Begehung der kompletten Baustelle und rufe mir danach ein Taxi

Ich sitze gerade wieder im Taxi, da klingelt mein Telefon.
"Felix, fertig?", gehe ich ran und Felix antwortet: "Meine Güte, dieser Kerl."
"Sagst du mir heute einen Namen?", frage ich und weiß schon vorab seine Antworte, welche er mir dann auch gibt: "Nein! Er ist jetzt duschen, also warum hast du angerufen?"

Ich erzähle Felix was passiert ist und er sagt mir, dass er sich morgen mit den Anwälten auseinander setzt, die dann die Kündigung des Bauleiters in Angriff nehmen. Ebenso sagt er mir, dass ich vor Ort bleiben soll, bis die Baustelle wieder läuft.
Das war mir auch alles selbst klar, aber das sind Entscheidungen die wir zusammen treffen müssen. Mir ist ebenso klar, das ich Termine die ich gemacht habe, für die zwei Wochen, in denen ich ursprünglich hier bleiben sollte, verlegen muss.
Irgendwann steht die Zweigstelle hier, irgendwann.

Auch wenn dass jetzt echt richtig beschissen ist, so hat es auch was gutes, denn ich kann einfach länger in Boston bleiben, was zur Folge hat, dass ich bei Henry sein kann.

In der Stadt angekommen, lasse ich mich vor einem Cafe absetzen. Es ist längst früher Nachmittag
Heute werde ich meine eigenen Regeln brechen, so wie damals in Wyatts Cafe, als ich Henry das erste Mal gesehen habe.

Im Cafe angekommen bestelle ich mir einen Kaffee, schwarz natürlich und einen Cupcake.
Zucker, Weißmehl, Koffein, die volle Dröhnung. Aber das brauche ich jetzt einfach mal.

Ich beiße von dem Cupcake ab, doch ist der nicht mit Wyatts zu vergleichen.
Ich mache ein Foto, lade es im Chat von Wyatt und mir hoch und schreibe darunter: Du solltest expandieren und hier in Bosten einen deiner Lovley Cakes aufmachen. Das hier toppst du bei weitem. Liebe Grüße

Ich will das Chatprogramm gerade wieder verlassen als ich sehe das Henry mir geschrieben hat: Hab gefrühstückt und bin jetzt bei Otis. Hoffe bei dir ist alles gut.

Ich antworte: Alles klar. Vielleicht komm ich nachher noch rum.
Ich stecke das Handy wieder weg, als mir schon klar ist, dass ich nach dem ungesunden Zeug hier ins Krankenhaus fahre.