Kapitel 5

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Ruggero:

"Heute ist er, der große Tag!", freut sich Juan. Ich sage nichts dazu, weil ich es einfach eine Kack-Idee finde. Warum soll ich Candelaria zu diesem Projekt hier ziehen, wenn ich viel bessere Partner vom Talent her haben kann?

"Ich geh ja schon", maule ich auf dem Weg zur 5. Etage.

Juan hat genau nachgeforscht, wann und wo Cande ist. Ich bin jetzt seine Marionette und soll so tun, als ob ich Cande einfach so entdecke. Dazu gibt es noch den Vorteil, dass wir uns ewig kennen, aber nicht mehr so wirklich Kontakt haben.

Der Fahrstuhl öffnet sich, ich gehe hinein und drücke die nötigen Knöpfe, um in das gewünschte Stockwerk zu gelangen.

Als ich aussteige, öffnet sich eine Tür vor mir und das Zielobjekt springt mir direkt ins Auge. Ich laufe zu ihr mit einem aufgesetztem Lächeln, weil ich echt kein Bock auf diese Aktion habe.

"Candelaria?", frage ich gefaket überrascht. Die gebürtige Argentinierin dreht sich zu mir um und fällt mir direkt um den Hals. "Rugge! Was machst du denn hier?", freut sie sich.

Wir lösen unsere Umarmung und sie mustert mich von oben bis unten. "Ich bin wegen meiner Karriere hier. Ich habe ein mega krasses Angebot bekommen, dass ich ein Album aufnehmen kann und so. Und du?", frage ich interessiert.

"Ach, mein Papá ist geschäftlich für ein halbes Jahr hier. Ich wollte mitfahren, weil ich ja hier geboren bin. Es ist hier wirklich schön! Zurück geht es in vier Monaten.", erzählt sie mir ihren Weg hierher.

"Also hast du hier nichts zutun?", deute ich Juans Aktion an. "Nicht wirklich, deshalb bin ich hier fast jeden Tag. Obwohl es hier auch ziemlich langweilig ist.", beantwortet sie mir meine Frage.

"Bei mir oben ist es alles andere als langweilig! Wenn du magst kannst du kurz mit hoch kommen?!", biete ich ihr an.

Juan hat sich in seinem Büro eingeschlossen, damit Cande denkt, wir seien allein. Oh man. Wenn das Valu mitbekommt, dann kann ich mir etwas anhören...

Sie nickt und zusammen betreten wir den Fahrstuhl. "Und? Wie läuft es so bei dir privat? Wie geht es deiner Familie? Warst eigentlich mal wieder in Italien, ohne mir Bescheid zu sagen? Ist deine Handynummer noch aktuell?", durchlöchert sie mich mit immer mehr Fragen. Wenn Cande einmal los redet, hört sie nicht mehr auf damit. Auf Dauer nervt es dann auch, aber noch geht es, da sie ja so an sich voll nett ist. Mit ihr konnte man früher Pferde stehlen. 

"Mamá und Papá geht es super. Ich war einmal für zwei Tage in Italien, deshalb hatte ich leider keine Zeit für Freunde und Bekanntschaften, aber ich kann die ja gleich meine Handynummer geben und dann kann ich dir ja schreiben, wenn ich mal wieder komme.", versuche ich so schnell wie möglich ihre Fragen in wenig Sätzen zu beantworten. "Und wie läuft es in der Liebe so?", fragt sie mich mit einem komischen Unterton, den ich nicht ganz deuten kann. 

Candelaria streift sich durch die Haare und schaut mich erwartungsvoll an. "Ich bin überglücklich mit meiner Freundin Valentina. Vielleicht hast du sie auf Insta schon gesehen, dort sind einige Fotos mit ihr.", mache ich ihr klar, dass ich vergeben bin. 

Ich kann erkennen, dass Candelaria schluckt. "Wenigstens bist du glücklich.", schmollt sie. Der Fahrstuhl öffnet sich und wir treten hinaus, bis ich die Tür zum Studio öffne. "Was ist passiert?", frage ich beim Reingehen in den schmalen Flur des Tonstudios. 

"Ach, mein Freund hat mit mir schlussgemacht, weil er keine Fernbeziehung wollte. Dabei bin ich nur ein halbes Jahr weg. Er meinte, dass ich hier was Besseres finden werde.", schüttet sie mir ihr Herz aus. 

Zusammen gehen wir in ein kleines Zimmer, wo Gitarre, Keyboard und noch andere Sachen drinstehen. "Also hat er dich geliebt?", hacke ich nochmal nach. "Ja, aber ich habe gemerkt, dass er nicht so mein Typ Mann ist.", spricht sie irgendwie in Rätseln. 

ℒℯ𝓉 𝓎ℴ𝓊𝓇 𝒽ℯ𝒶𝓇𝓉 𝓈𝒾𝓃ℊ -ℛ𝓊ℊℊ𝒶𝓇ℴ𝓁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt