Kapitel 16

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Ruggero: 

Ich kann nicht schlafen. Seit Tagen. Und das nur wegen zwei Personen. Valentina. Karol.

Ich kann nicht aufhören an Karol zu denken, ihre Augen, ihr Lächeln, wie sie lacht, wie sie spricht. Sie zieht mich in ihren Bann. Ich bin verrückt nach ihr, wie ich es noch nie bei jemand anders war. 

Nicht einmal bei Valentina. Es hört sich selbst für mich seltsam an, da ich vor vielleicht einem Monat gedacht habe, dass wir füreinander bestimmt sind. Aber ich habe das Gefühl, wenn ich mit Karol zusammen bin, dass alles perfekt ist und ich mein ganzes Leben mit ihr zusammen sein möchte. 

Doch ich bin noch mit Valentina zusammen und sie trägt unser Kind in sich. Ich werde Vater, auch wenn ich es mir nicht vorstellen kann. Es ist jetzt vier Tage her, dass Karol, Michael und ich uns getroffen haben und für heute habe ich mich mit Valu verabredet. 

Was heißt verabredet? Ich werde heute meinen ganzen Mut zusammen nehmen und zu ihr nach Hause gehen. Sie ist noch so jung, jünger als ich und da kann ich sie nicht allein lassen, sie braucht mich. Keine Ahnung, was jetzt aus uns wird, wie es weitergeht. Ich liebe sie, aber auf eine andere Weise. 

Ich will sie nicht verlieren, da sie eine wichtige Person in meinem Leben ist, jedoch hat Karol ihren Platz eingenommen. Für Karol würde ich Nächte vor der Haustür stehen und auf sie warten, für Valu zehn oder zwanzig Minuten. Es hört sich böse an, aber das sagt mein Herz. 

Trotzdem weiß ich nicht, wie das funktionieren soll. Valentina von Karol erzählen? Nein, sie würde ausrasten. Mich von Valu trennen? Nein, ich kann sie nicht allein lassen. Karol vergessen? Unmöglich, die nächste Zeit werde ich nur mit ihr verbringen wegen unseres Albums.

Egal was ich tue, es funktioniert vorne und hinten nicht. Es ist gerade einmal fünf Uhr morgens und da ich nicht mehr weiß, was ich tun soll, entscheide ich mich fertig zu machen und dann schon zu Valentina zu fahren. Ich halte es einfach nicht mehr aus. 

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"Ruggero, was tust du hier?", öffnet sich die Tür von Valentinas Haus und ihre Mutter schaut hinaus. "Ich möchte zu Valentina.", schaue ich sie an, doch ihre Mutter blickt mich entsetzt an. 

"Valu wohnt seit vier Tagen nicht mehr hier. Und ich glaube du hast hier auch nicht wirklich was zu suchen.", wird sie etwas forsch. Ich schaue sie mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn an. 

"Wie Valentina wohnt hier nicht mehr?", frage ich. "Wenn es nach mir gehen würde, hätte ich sie getröstet, aber Thomas hat sie rausgeschmissen wegen der ganzen Sache.", erzählt sie bedrückt. 

"Wo ist sie jetzt?", frage ich entsetzt. Valentinas Mutter zuckt mit den Schultern. "Ey wie bescheuert könnt ihr nur sein? Es ist eure Tochter, die euch gerade am meisten braucht und ihre schmeißt sie einfach eiskalt raus. Wenn wir Pech haben wurde sie von irgendwelchen Typen entführt und ist jetzt sonst wo. Und was ist mit dem Baby? Sag mal ihr spinnt doch volle Kanne. Es wird gerade Winter und ihr lasst eure Tochter nachts draußen? Allein? Was für schlechte Eltern kann man bloß haben..", fange ich an zu schreien und steige wieder ins Auto, fahre einfach los. 

Valentinas Mutter steht an der Haustür und beobachtet, wie ich wegfahre. "Scheiße.", flüstere ich. "Scheiße", werde ich lauter. "Verdammte scheiße!", brülle ich im Auto. Ich mache eine Vollbremsung am Straßenrand und hole mein Telefon aus meiner Hosentasche". Ich wähle mit zitternden Händen die Nummer meiner Freundin und halte es mir anschließend das Handy ans Ohr, als die Nummer wählt. 

Mein Herz pumpt. 

"Ja?", höre ich die Stimme der Blondine. Ich atme erleichtert aus und schließe für einen Moment meine Augen. "Gott sei dank ist dir nichts passiert, wo bist du?", frage ich sie. Für einen Moment höre ich nichts. 

ℒℯ𝓉 𝓎ℴ𝓊𝓇 𝒽ℯ𝒶𝓇𝓉 𝓈𝒾𝓃ℊ -ℛ𝓊ℊℊ𝒶𝓇ℴ𝓁Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt