Chapter 12 - Hürdenlauf

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Aufgewacht, die Sonne lacht!"

Huch! Was war das denn?! Jemand war ins Zimmer gekommen und warf die Tür mit einem Knall hinter sich zu. Autsch! Für meinen armen Kopf fühlte sich das wie der Schuss aus einer Pistole an.

Vielen Dank, John:  Mit meinem Schlaf war es vorbei. Dennoch konnte ich kaum einen klaren Gedanken fassen oder gar den Filmriss kitten. Doch die Nervensäge machte es mir nicht gerade einfach. „Hach, muss Liebe schön sein..." Nüchtern hörte sich das nicht gerade an. „Hicks!" - Lall und Fall.

„What The ****! Verdammt, John, was soll das?" Mike klang verärgert. „Halt einfach die Klappe und schlaf deinen Rausch aus." - Uiuiui, da war aber jemand angesäuert.

Mike... John... Moment mal... Ächzend hievte ich mich in die Senkrechte. Mein Zimmer war das nicht... Sondern das von Mike und dem Keyboarder? John, der gestern Abend mit Mark und Danny losgezogen war, kehrte nun offenbar von seiner Kneipentour zurück. Um ein Uhr mittags. Ein Uhr? Das war normalerweise nicht die Zeit, in der ich - eingewickelt in einen mir viel zu großen Bademantel – noch im Bett lag, schon gar nicht in einem fremden, und erst recht nicht in Mikes Armen, der mit Jeans und T-Shirt bekleidet war.

Wenn John gedacht hatte, uns bei einer heißen Nummer zu stören, mussten wir ihn enttäuschen. Nichts war passiert. Das wurde mir in diesem Augenblick blitzartig klar. Oh ja, so langsam kam die Erinnerung daran zurück, wie es weitergegangen war, nachdem ich Mikes Kuss erwidert hatte.

So abgedroschen das auch klang, aber sein Zimmer lag nicht nur näher am Pool als das von Leslie und mir, es war auch der einzige Ort, der uns einfiel, um ungestört zu sein. Jedenfalls so lange, bis John, mit dem er sich das Zimmer teilte, von seinem nächtlichen Ausflug zurückkommen würde. War mit ihm alleine zu sein nicht genau das, was ich mir insgeheim schon länger wünschte? Doch darüber nachzugrübeln, wie lange schon, dazu kam ich gar nicht erst. Kaum in seinem Zimmer angekommen und die Tür hinter uns geschlossen, ging es dort weiter, wo wir zuletzt stehengeblieben waren. Kiss me, kiss me, kiss me....

Dass der Tag mit einem heißen Flirt beginnen würde, hätte ich mir am Abend vorher auch nicht träumen lassen. Aber war das wirklich nur ein Flirt? Eigentlich war das ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, ausgerechnet jetzt eine Beziehung anzufangen. Und trotzdem... Früher hätte ich jeden, der von Wolke Sieben schwafelte, für verrückt erklärt. Jetzt hatten wir selbst eine für uns reserviert. Aber das war kein heiteres, weißes Wattewölkchen, sondern eine schwefelgelbe Gewitterfront mit grauen Rändern, die mich buchstäblich unter Strom setzte, als er mich an sich zog. Vielleicht etwas zu stürmisch.

Bei dem Versuch, mir die Träger meines Badeanzugs über meine Schultern zu streifen, erwischte er eine meiner am übelsten zugerichteten Stellen, und ich zuckte vor Schmerz zusammen. Baby, there are not only stars in your eyes but stars before your eyes. Jaul!

„Autsch!" kam es dann auch prompt von ihm zurück, als er den bunten Regenbogen auf meinem linken Oberarm sah.

Die Blutergüsse schimmerten in allen Farben und waren jetzt noch deutlicher zu sehen als heute Morgen, kurz nach dem Aufstehen.

„Das tut mir ja schon beim Hinschauen weh."

Dann schau halt nicht hin, hätte ich am liebsten erwidert, aber er schien sich tatsächlich Sorgen um mein Wohlbefinden zu machen. Vom Ausziehen der nassen Sachen, in denen ich immer stärker fror, war in diesem Moment keine Rede mehr. Statt dessen wollte er wissen, warum ich nichts gegen die Schmerzen eingenommen hatte. Gute Frage. Auch wenn ich viel zu tun gehabt hatte, dafür wäre auf jeden Fall genügend Zeit gewesen. Jetzt hatte ich den Salat. Und Mikes Aufmerksamkeit. Wenn auch etwas anders, als ich erwartet hatte.

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt