Chapter 13 - Lost in the middle of nowhere

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Vorteile schwarzer Kleidung: Auf Schwarz sieht man Rotweinflecken nicht so schnell. Spaghetti mit Tomatensoße sind auch kein Problem, aber galt das auch für Ölflecken? Mitten in der Pampa liegenzubleiben, hatte uns gerade noch gefehlt. Wie hatten wir auch ahnen können, dass aus unserem romantischen Ausflug am Ende doch nichts werden würde? Und dabei war bei unserem Aufbruch noch alles in Ordnung gewesen...

Der Nachmittag war noch jung, die Sonne schien, und die Musik war ganz nach meinem Geschmack. Man musste halt nur mich nach einem vernünftigen Sender suchen lassen. Mit diesem Gedanken hatte ich mich entspannt zurückgelehnt und lauschte den Klängen aus dem Radio, in die sich das Brummen des Wagens mischte. Auf dieser Strecke herrschte zu dieser Zeit erstaunlich wenig Verkehr, und so hatten wir die Straße ganz für uns. Gemütlich rollten wir dahin. Etwas zu gemütlich, für meinen Geschmack.

Der Motor schnurrte wie ein Kätzchen; was sprach also dagegen, das Kätzchen nicht mal ein wenig schneller laufen zu lassen? Aha, Mike schien also den gleichen Gedanken zu haben wie ich und gerne einen heißen Reifen zu fahren. Ordentlich Gas zu geben, war ja gut und schön, aber dazu hätte ich dann auch schon ganz gerne die passende musikalische Untermalung gehabt. Liebesschnulzen der fünfziger und sechziger Jahre mochten zwar zu unserem fahrbaren Untersatz passen, aber nicht zu dessen Fahrstil. Was spielte es schon für eine Rolle, dass wir in einem 1967er Chevrolet saßen statt in einem Shelby GT 500 aus dem gleichen Baujahr, und lässiges Cruisen für mich eher zu diesem Traumauto passte.

Keep the engine running – we're born to be wild.

Ha, genau so einen Song hätten wir jetzt gebraucht, aber anscheinend waren solche Klassiker zwischen atmosphärischem Rauschen und den aktuellen Hits von heute gerade nicht im Angebot. Drück jetzt bloß nicht zu früh auf die Tube, bat ich innerlich um Beistand, denn bei diesem Geschaukel hatte ich Mühe mit meinem Feintuning am Sendersuchlauf. Hier brauchte es tatsächlich noch echtes Fingerspitzengefühl, denn die Knöpfe an Radio und Armaturenbrett waren so antik wie das Fahrzeug selbst. Warum mussten die verfügbaren Stationen hier oben auch bloß so ein antiquiertes Programm senden. Okay, meine Vorliebe für die achtziger Jahre war im Prinzip auch nicht besser, aber...

„Hey, Süße, dreh mal lauter!" rief Mike mitten in das Rauschen hinein, das ich extra leiser gestellt hatte, weil mir Soundbrei mit gewissen Frequenzen generell Unbehagen bereitete.

Hatte ich mich nicht gerade noch insgeheim darüber mokiert, dass aus den Boxen nur mehr als fünfzig Jahre alte Musik gekommen war? Und jetzt hatte jemand da draußen mein stilles Gebet erhört?

♫ ♪ ♫ I'm standing here on the ground, the sky above won't fall down ♫ ♪ ♫

Wow! Wer auch immer das bestellt hatte, durfte sich von mir gedrückt fühlen.

„Hey, Honey, dreh mal den Motor richtig auf!" imitierte ich ihn.

Oh ja, dieser Song war absolut perfekt für unsere Zwecke. Unsere Fenster hatten wir beide heruntergekurbelt, die Haare wehten im Wind, und allmählich gewannen wir an Fahrt. Jetzt konnte uns nichts mehr stoppen. Außer vielleicht ein Officer, weil wir längst weit über dem Tempolimit lagen, aber von Polizei war weit und breit nichts zu sehen.

"Resolution of happiness, things have been dark for too long", sang ich laut mit. Meine Lieblingssongs mitzusingen, tat ich leidenschaftlich gerne. Vor allem, wenn ich in der richtigen Stimmung dazu war, und hier passte einfach alles. Wann hatte ich mich zuletzt so wohl gefühlt?

„Geiler Song!" pflichtete Mike mir bei. „Kein Wunder, dass Du den so magst."

Hatte er jetzt endlich gemerkt, dass mit der richtigen Musik das Fahren erst so richtig Spaß machte? Na, das hatte aber lange gedauert.

Broken StringsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt